Etwas ungewohnt wird vielleicht die Tatsache sein, dass der Spieler dieses Mal in die Rolle von James Heller. Knapp 14 Monate nach den Ereignissen vom ersten Prototype verlor seine Familie durch den tödlichen Virus in Manhattan. Heller wollte in der roten Zone Selbstmord begehen, überlebte nach einem Vorfall aber durch eine Infizierung mit dem Blacklight Virus – und zwar durch Alex Mercer höchstpersönlich. Dadurch erlangt auch Heller die gefährlichen Mutationen. Auch wenn Mercer ihm damit, mehr oder weniger, das Leben gerettet hat, macht er ihn für die Verbreitung des Virus und damit auch für den Tod seiner Familie verantwortlich – und will sich rächen.
Schauplatz ist New York Zero, welches in drei Zonen aufgeteilt wurde, was etwas an Command & Conquer erinnern mag. Das Prinzip ist jedenfalls dasselbe. In der Green Zone hat sich das Virus noch nicht ausgebereitet, sodass dort noch fast ein ganz normales Leben geführt werden kann. Das Gebiet befindet sich jedoch unter der Kontrolle der Blackwatch-Einheiten. In der Yellow Zone ist das Virus bereits etwas verbreitet. Dort gibt es viele Camps für Flüchtlinge aus der Quarantäne Zone. Offiziell soll dort den Leuten geholfen werden, doch in Wahrheit führt Gentek dort weiter ihre Experimente durch. Die Red Zone hingegen ist dem Virus völlig zum Opfer gefallen. Ein normales Leben ist dort unter keinen Umständen möglich, überall treiben mutierte Kreaturen ihr Unwesen. Und auch Alex Mercer hält sich in der Red Zone auf.
Die Prototype-Spiele sollen in erster Linie auch die Story von Blackwatch und Gentek erzählen. Da dies auch bereits im Vorgänger erfolgte, ist der Wechsel des Protagonisten kein kompletter Riss der Story. Ganz kurz: Gentek ist ein Forschungsunternehmen, bei dem auch Alex Mercer angestellt war. Die Blackwatch Special Forces wollten, dass Gentek Biowaffen entwickelt. Ende vom Lied war schließlich, dass der Schuss nach hinten losging und sich das Blacklight Virus auf Manhattan Island verteilte. In Prototype 2 weiß Blackwatch nicht, ob Heller auf der Seite von Mercer ist oder gegen ihn kämpft. Sie wissen aber, dass Heller von Mercer „gerettet“ wurde und nun auch über die Fähigkeiten verfügt. Nun aber genug zur Hintergrundstory, jetzt kommt das Gameplay!
Die Zonen der aufgeteilten Stadt sollen sich enorm voneinander entscheiden, innerhalb der Zonen geht es auch etwas belebter vor sich. Sehr schön war auch zu sehen, dass die Passanten auch unmittelbar auf die Aktionen von Heller reagieren. Läuft er beispielsweise mit einer Blackwatch-Rüstung durch die Gebiete, haben die Personen Angst und weichen ihm aus. Dass James Heller nicht primär an Tod und Vernichtung denkt, wird an einer kleinen, aber entscheidenden Neuerung deutlich: Wie auch im Vorgänger kann sich der Spieler irgendjemanden mit der bloßen Hand greifen und hochhalten. Die Person muss nun aber nicht mehr „absorbiert“ oder auf andere Weise getötet werden, sondern kann auch einfach wieder abgesetzt werden. Das reicht, um sich Respekt zu verschaffen ohne dabei ein gewissenloser Killer zu sein. Gleiches gilt bei Fahrzeugen, die auch nicht zwangsläufig zerstört werden müssen.
Neu ist auch der Sonar Pulse, eine Art menschliches Sonar, welches die Umgebung scannt und anzeigt, was um Heller herum geschieht. Es zeigt unter anderem an, ob bestimmte Personen beobachtet werden. In dem vorgeführten Auftrag galt es einen Gentek Wissenschaftler zu absorbieren, also quasi die Gestalt einer Person übernehmen. Dahinter standen jedoch Blackwatch-Einheiten, die das gesehen und sofort Alarm geschlagen hätten. Also wurden erst nacheinander die beiden Blackwatch-Einheiten absorbiert, ehe sich Heller um den Gentek Wissenschaftler gekümmert hat. Eine enorme Hilfe, denn so weiß der Spieler auch direkt, ob er die Aktion sicher durchführen kann oder ob er dabei auffliegen würde. Außerdem ist das System bei den sogenannten Hunter Missionen hilfreich, da sich hiermit die Position der Zielperson orten lässt.
Was nicht fehlen darf sind natürlich wieder mächtige Fähigkeiten und enorme Zerstörung. Auch dieses Mal darf der Spieler Panzer und Flugzeuge übernehmen und damit Unheil anrichten. Es besteht aber auch die Möglichkeit die gegnerischen Gefährte zu zerstören, und zwar recht eindrucksvoll. So attackierte der Entwickler in der Präsentation einen Panzer, griff sich das Geschützrohr, riss den Turm ab und zerstörte mit einem kräftigen Schlag den gesamten Panzer. Auch nett anzusehen: Heller schnappt sich einen Jeep, springt damit hoch und wirft diesen auf die Feinde. Die feindlichen Helikopter „boxt“ Heller einfach kaputt. Vielleicht alles etwas übertrieben, doch genau das ist vielleicht auch das Schöne an diesem Spiel.
Eine neue Fähigkeit ist eine Art Schutzschild, mit der sich Heller verteidigen kann. Guter Nebeneffekt dabei: Raketen von feindlichen Soldaten prallen nicht einfach nur ab, sondern fliegen danach zurück. Die Gegner werden also mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Braucht Heller mal einen guten Raketenwerfer, kann er diesen einfach von einem feindlichen Helikopter abreißen. Sehr praktisch. Auch wird es möglich sein, zwei Fähigkeiten für den Angriff miteinander zu verbinden. Die Absicht der Entwickler ist es, mit neuen Möglichkeiten auch eine etwas mehr taktische Vorgehensweise in das Spiel zu bringen.
Die Nebenmissionen in Prototpye 2 sollen dieses Mal eine etwas größere Rolle spielen. Im letzten Teil waren sie noch eine nette Zugabe in Form von Minispielen, die aber keinen Vorteil gebracht haben. Sie haben zwar kurz Spaß gemacht, das war’s dann aber auch. Das war wohl auch bei Radical Entertainment bekannt, sodass sie die Nebenmissionen etwas mehr mit der Hauptstory verzahnt haben. Dies findet der Spieler beispielsweise über das Blacknet, einem Kommunikationssystem von Blackwatch. Als Belohnung gibt es Mutationen, welche für neue Fähigkeiten sorgen. Somit gibt es einen zusätzlichen Anreiz auch die zusätzlichen Aufgaben zu erfüllen.
Grafisch ist Prototype 2 leider nicht auf dem höchsten Niveau, doch es wirkt trotzdem schöner als noch im Vorgänger. Einige Bedenken dürfte man vielleicht in Deutschland haben, denn Prototype erhielt damals keine Freigabe durch die USK. Dennoch ist Activision recht optimistisch, schließlich erhielten die auf der gamescom vorgeführten Szenen eine 18er-Kennzeichnung. Wir dürfen gespannt sein.