Wenn das Beste nicht genug ist.
In der Theorie klingt Fortnite nach dem nächsten Erfolgs-Indie-Titel der die Gaming-Industrie in die knie zwingen könnte. Ein Tower-Defense-Shooter, im Cell-Shading-Look und einer Brise schwarzem Humor? Dazu Horden welche direkt aus Plants vs. Zombies stammen könnten? Ressourcen-Management und die Möglichkeit riesige Gebäude wie in Minecraft zu bauen? Es muss doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir hier nicht das Spiel des Jahres haben! Doch ihr könnt euch beruhigen – Fortnite ist nicht der Überraschungshit auf den ihr vielleicht gehofft habt. Es ist aber auch kein völliger Aussetzer. Um das Fazit vorweg zu nehmen – Fortnite ist „ganz ok“.
Mit Picke und Pistole. Oder Schwert. Oder Schaufel?
Gehen wir also mal die unterschiedlichen punkte durch, die Fortnite definieren. Da wäre zum einen der Aspekt der Ressourcen, welcher hier sehr simple herunter gebrochen wurde. Es gibt lediglich 3 Stoffe, die ihr zum Bauen eurer Anlagen benötigt – Holz, Stein und Metall. Ihr haut also repetitiv mit eurer (anscheinend göttlichen) Spitzhacke auf Büsche, Felsen, Bäume, Container oder was auch immer euch ins Sichtfeld kommt um so Materialien zu sammeln. Das war in für mich in Minecraft schon nicht unbedingt ansprechend, aber dort wird zumindest der Aspekt der eigentlichen „Fertigung“ gewürdigt. Bei Fortnite hingegen bleibt es nur ein Mittel zum Zweck. Gleiches kann man auch über die Waffen sagen, denn nach unserem ersten Eindruck gibt es hier kaum welche die besonders hervor stechen. Was besonders schade ist, wenn man sich in dem großen Ozean der „Loot-Shooter“ mit Größen wie Borderlands 2 messen muss. Wir hatten in den ersten Stunden kaum einen Unterschied gemerkt – egal ob wir eine 0815-Waffe genutzt haben oder das Stärkste aus unserem Inventar. Was man dem Entwicklerstudio Epic Games jedoch nicht absprechen kann, ist die jahrelange Shooter-Erfahrung. Diese ist schlichtweg da und man merkt sie auch hier. Zwar unterscheiden sich die Schusswaffen unter sich kaum, dafür fühlt sich das Gameplay sehr angenehm und „smooth“ an.
Gefangen in der Durchschnittlichkeit
Und damit wären wir auch schon bei dem größten Kritikpunkt, den ich an Fortnite habe – es macht alles halbwegs richtig und aber nichts wirklich herausragend. Es wirkt hier leider eher wie eine Ansammlung verschiedenster Erfolgsrezepte aus der Videospiel-Industrie, die jedoch nur halbherzig umgesetzt wurden. Sei es der Crafting Aspekt, der Horde-Modus oder die unzähligen Skilltrees und erweiterbaren Optionen die einem das Spiel bietet – man wird als Spieler von all diesen Möglichkeiten erschlagen und keine davon wirkt so, als biete sie eine gewisse Relevanz. Es handelt sich hierbei um eine Grundsatz-Diskussion die bei Free2Play-Titeln schon öfters aufgetreten ist, aber hier muss es meiner Ansicht nach noch etwas deutlicher betont werden: Lootboxen. Egal ob ob es klassische Lootboxen sind oder Karten-Packs oder Lamas wie hier, sie genießen einen Ruf der nicht gerade der Beste ist. Oftmals werden Sie als „Abzocke“ oder „Geldmacherei“ abgestempelt. Sehen wir uns dann als Vergleich mal die Konkurrenz von Blizzard an, so kann man hier auch genug Kritik ablassen, dass es sich bei einem Hearthstone eventuell sogar um ein „Pay-to-Win“-Spiel handelt. Dies scheint den meisten Spielern jedoch egal zu sein. Warum? Weil das Spiel einen eigenständigen Stil hat.
Fortschritt? C’est la vie~
Generell ist der Ansatz von Fortnite ein gut gemeinter – scheitert auf lange Sicht aber an seinem grundsätzlichen Aufbau. Fortschritt im Basenbau ist auf seine Heimatbubble beschränkt, der Rest ist reines Free2Play-Missionsdesing mit den üblichen Allüren. Die Möglichkeit, mit Freunden gemeinsam die Spielwelt nach Rohstoffen und schätzen zu durchforsten, existiert nur innerhalb der jeweiligen Missionen und derer eingeschränkten Gebiete. Wie sehr haben wir uns beim Test gewünscht, einfach den Kopf auszuschalten und ohne Zeitdruck gemeinsam genau das zu tun. Das Unterfangen ist in Fortnite jedoch stets nur innerhalb der einzelnen Missionen möglich und wollen wir, wie eingangs erwähnt, einfach auf Rohstoffsuche gehen müssen die Missionselemente beiseite geschoben werden. Am Ende gilt es dann auch noch stets diese Aufgaben zu bewältigen, um das Gesammelte mit Heim zu nehmen. Von der Struktur her erinnert das Ganze an ein Handyspiel und das tut der neuen Marke nicht gut. Ein „Free Roam“-Modus, zumindest für zahlende Kundschaft (und das sind immerhin alle die jetzt schon Hand anlegen) würde den Karren aus dem Dreck ziehen. Somit besteht das Spiel „nur“ aus unzähligen Missionen, auf denen wir parallel Ressourcen sammeln können; nur um diese wieder in den eingeschränkten Basenbau zu stecken innerhalb eines umzäunten Bereichs. Schade.