Vorschau: Mount & Blade II: Bannerlord

PC-Version, getestet von Pascal Riemenschneider am

Mount & Blade II – Bannerlord versucht auf dem PC mehrere Aspekte unterschiedlicher Spiele und Genre zu vereinen. Eine Geschickte Kombination aus Echtzeitstrategie und Third-Person-Combat soll dabei der Schlüssel im Kampf um die Spielerschaft sein. Anbei unsere Eindrücke der diesjährigen gamescom.

Drastische Entscheidungen

Wer sich nicht mit der Serie auskennt, bei Mount & Blade II: Bannerlord handelt es sich um ein Action-RPG in einem klassischen Mittelalter-Setting, ohne Magie oder sonstige Einflüsse. Wer jetzt an ein Kingdom Come Deliverance denkt, der liegt prinzipiell nicht falsch jedoch muss man bedenken, dass sich beide Titel in ihrem Aufbau und der Struktur grundsätzlich unterscheiden. Obwohl beide Studios bei der Arbeit Realismus groß schreiben, so ist der Fokus ein ganz anderer. "KCD" betrachtet lediglich die Geschichte einer einzelnen Figur.

Im Vergleich dazu konzentriert sich Mount & Blade II: Bannerlordeher auf die großen Geschehnisse oder gar ganze Schlachten die mit einer Armee ausgetragen werden. Man steuert also eine Figur, die jedoch die Kontrolle über alle anderen Einheiten auf der Karte hat und gleichzeitig auch Befehle erteilen kann um somit die Formationen oder Aufstellung zu ändern. Wer sich also schon immer mal wie so ein richtiger Feldherr fühlen wollte, der ist hier genau richtig aufgehoben. Im Einzelspieler-Modus erinnert dies also eher an eine Art Tower-Defense in der Third-Person-View, was an sich bereits interessant genug ist. Entsprechend gestalten sich auch die Missionen. Zwar hat man als Spieler einen gewissen Einfluss auf das Kampfgeschehen, die wichtigen Schlachten werden jedoch auf einer anderen Ebene entschieden. Kommen wir jedoch weg vom Singleplayer zur eigentlichen Anspiel-Session, die wir dankbarerweise auch aufnehmen durften, nämlich dem Multiplayer.

Mitten drin statt nur dabei

So könnte die Devise von Mount & Blade II: Bannerlord lauten. Zumindest im Mehrspieler-Modus. In unserem Hands-On durften wir eine 3-gegen-3-Variante anspielen, welche sich über mehrere Matches streckte. Dabei hatten wir die Wahl zwischen unterschiedlichen Einheiten, die sich in Bewaffnung, Anzahl und Kampfstil unterscheiden. Des weiteren erhält jeder Spieler einzelne Perks, die sich anpassen lassen. Laut dem Entwickler soll man im finalen Spiel auch in der Lage sein, eigene Truppen zu erstellen welche genau auf den Spielstil und die Vorlieben des jeweiligen Nutzers abgestimmt sind. Diese Möglichkeit hatten wir leider nicht und mussten uns damit anfreunden was man uns gab. Man konnte die vorgefertigten Figuren in drei kleiner Gruppen unterteilen: Fußsoldaten, Reiter und Bogenschützen.

Wie uns im Laufe der Matches immer bewusster wurde, ist hier die Zusammenstellung des Teams enorm wichtig. Während man in anderen Titeln viele Figuren hat, die an sich sehr gut funktionieren, so wird in Bannerlord ein sehr großer Wert auf Teamplay gelegt. Wer glaubt mit seinen kleinen Pikenieren alleine in die Schlacht zu ziehen und siegreich davon zu stolzieren, der liegt um längen daneben. In dem von uns gespielten Eroberungs-Modus, wo ´man drei verschiedene Flaggen einnehmen musste, war Koordination sehr wichtig. Jeder Spieler muss sich seiner Rolle bewusst sein.

Auf die Formation kommt es an

Als Vergleich: zu Beginn der Runden spielten wir mehrere Schützentrupps, die alle darauf abzielten den Feind aus der Ferne zu attackieren. Nach zwei verlorenen Runden sprach ich mich mit meinen Teamkollegen ab um eine Strategie zu entwickeln und mit ein wenig Hilfe der Entwickler von TaleWorlds Entertainment lies sich diese auch realisieren. So spielte einer aus unserem ´Team als Reiter, der die Karte auskundschaftet und gleichzeitig als Ablenkungsmanöver dient.

Parallel dazu begab sich meine Truppe voller langsamer Schildträger zum nächsten Punkt, direkt gefolgt von der Bogenschützeneinheit. An dem Punkt angekommen formten unsere Schilde eine Kreisform, die wiederum die Flagge in der Mitte aber die Schadenbringenden Fernkämpfer schützten. Mit dieser Taktik hatten die Gegner keine Chance den Punkt einzunehmen und die Runde ging einseitig an uns. In diesem Moment offenbarte sich die ganze taktische Tiefe sowie die vielen Möglichkeiten die der Titel in sich verbirgt. Ob sich diese Komplexität am Ende auch bei den Spielern durchsetzen wird bleibt weiterhin fragwürdig, da hier auch wie gesagt einiges an Teamarbeit benötigt wird.

Fazit

Mount & Blade II: Bannerlord ist ohne Zweifel ein Spiel mit unsagbarem Potential. Die Animationen der Figuren sind realistisch, das komplexe System im Multiplayer verspricht spannende Kämpfe und auch sonst wirkt der Titel so, als dürfte er einiges bieten. Lediglich in Sachen Grafik, Sound und der allgemeinen Präsentation sind wir ein wenig ernüchtert. Vermutlich hat man hier ein wenig zu viel auf die Realismus-Tube gedrückt, aber uns würde mehr Wucht bei den Schlägen oder ein Paar grafische Hingucker nicht stören. Nichtsdestotrotz bleiben wir weiterhin gespannt und hoffen, dass sich TaleWorlds Entertainment genug Zeit nimmt alles zu perfektionieren und eine Spielerfahrung erschafft, die Schlachten wieder bedeutsam und beeindruckend macht.