Vorschau: Borderlands 2

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Einer der Titel, auf die ich mich auf der gamescom 2012 am meisten gefreut habe, war Borderlands 2. Nachdem letztes Jahr schon einige Informationen bereit standen, gab es dieses Jahr nicht nur weitere Details zum Spiel, sondern auch zum ersten Mal die Möglichkeit, selbst zu spielen.

Vor vier Jahren machte Gearbox Software auf sich aufmerksam, als sie auf der gamescom ihren etwas gewagten Rollenspiel-Shooter demonstrierten. Kein ultra-realistischer Militär-Shooter vollgepackt mit viel Action und nicht mal zehn Stunden Story. Nein, mit Borderlands ging man einen komplett anderen Weg: Rollenspiel-Elemente, Comic-Grafik, viele zu lachen, eine Menge Koop-Spaß und eine Spieldauer, die gerne mal bei weit über 50, wenn nicht sogar über 100 Stunden lag. Ein echter Erfolg.

Eines der Merkmale war das große Waffenangebot. Auf der diesjährigen gamescom verrieten die Entwickler, dass dies bei Borderlands 2 beibehalten wird und wir uns auf viele, viele, viele Waffen freuen dürfen. Die Rede ist von 87 Bazillionen Waffen. Keine echte Zahl. Als kleine Hausnummer: Im Vorgänger gab es 17,75 Millionen verschiedene Waffen. Das liegt daran, dass diese zufallsgeniert sind. Sie sahen oft zwar recht ähnlich aus, hatten jedoch verschiedene Werte, Eigenschaften und Elementarschäden. Die große Zahl ergibt sich somit durch die verschiedenen Kombinationen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Weltrekord mit Borderlands 2 noch mal gebrochen wird.

Obwohl gerne Rollenspiel-Shooter als Begriff verwendet wird, sollte man wissen, dass es sich bei Borderlands 2 um einen Ego-Shooter mit einigen Rollenspiel-Elementen wie unterschiedliche Klassen, Level-System und Fähigkeitsbäume handelt. Die Entscheidung, welche Klasse verwendet werden soll, wird einmalig direkt am Anfang des Spieles gewählt. Die alten Charaktere stehen nicht mehr zur Auswahl, doch die neuen Charaktere sind ähnlich. Standardmäßig gibt es vier Klassen, für Vorbesteller sogar fünf. Wer nicht vorbestellt, kann sich die fünfte Klassen, den Necromancer, später nachkaufen.

Eine der vier Klassen ist Gunzerker. Der Fokus liegt, wie der Name schon vermuten lässt, auf geballte Feuerkraft. Seine Spezialfähigkeit besteht darin, zwei Waffen gleichzeitig benutzen zu können. Das sind dann nicht zwei lächerliche Pistolen, sondern beispielsweise ein Raketenwerfer und ein Maschinengewehr. Das darf frei gewählt und kombiniert werden. Die Siren-Klasse ist mit Maya ebenfalls wieder vertreten. Ihre Spezialfähigkeit ist der Phaselock, mit welchem sie Gegner in einem Energieball festhalten kann. Diese sind in dieser Zeit komplett wehrlos und warten auf ihren Tod. Die dritte Klasse ist der Assassine, wurde aber nicht weiter gezeigt.

Dafür gab es eine Demonstration der Commando-Klasse. Zur Spezialfähigkeit der Klasse gehört der Geschützturm, der in Borderlands 2 noch geiler ist als zuvor. Je nachdem, wie er aufgerüstet wird, ist er unter anderem in der Lage die sogenannte Longbow-Granaten abzufeuern, die direkt zum Ziel transportiert werden. Oder wie wäre es mit gleich zwei Turrets? Selbst das ist möglich. Viel besser finde ich jedoch die „Nuke“. Eine kleine Atombombe wird über den Gegner abgesetzt und sorgt für einen flächendeckenden Schaden. Nicht unbedingt komplett tödlich, doch während der Explosion wurde auch der Geschützturm abgesetzt und ballert munter weiter auf die Gegner ein. Der Turm lässt sich jederzeit wieder aufnehmen, wodurch die Abklingphase verkürzt wird. Dies vorzeitige Abbrechen wird bei mehreren Fähigkeiten möglich sein.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die Necromancer-Klasse gab es ebenfalls zu sehen. Jeder, der Borderlands gespielt hat, kennt CL4P-TP, auch Claptrap genannt. Ein lustiges Kerlchen. Weniger spaßig drauf ist D374-TP aka Deathtrap. Klingt tödlich, ist er auch. Mit der Spezialfähigkeit des Necromancer wird D374-TP freigelassen, welcher mit seiner tödlichen Klaue die Gegner angreift. Eine der Skilltrees des Necromancers ist speziell für Anfänger gut geeignet und bietet unter anderem die Eigenschaft „Close Enough“. Wer daneben schießt, erhält damit eine zweite Chance, denn die Kugeln prallen ab und können dann den Gegner treffen. Dadurch sollen die Schrotflinten mit größerer Streuung etwas wertvoller werden. Außerdem lassen sich damit sogar Gegner treffen, die hinter einer Deckung oder um die Ecke stehen.

Eine weite nette Neuerung ist das Badass-Rangsystem, welches nun übergreifend für alle Charaktere sorgt. Man hat festgestellt, dass viele Spieler Borderlands mehrmals durchgespielt haben und das mit allen Charakteren. Im Spielverlauf sammeln die Spieler verdienen sich die Spieler Token durch das Absolvieren bestimmter Herausforderungen. Etwas Ähnliches gab es bereits im Vorgänger. Beispielsweise für Kopfschüsse, lange Sprünge mit dem Fahrzeug, dem Überfahren von Gegnern oder dem Töten von Gegner mit einem bestimmten Waffentyp. Die gesammelten Token können für die Verbesserung der Fähigkeiten eingetauscht werden und gelten nicht mehr nur für einen Charakter, sondern für alle. Wer also mit einem anderen Charakter neu anfängt, kommt ebenfalls in den Genuss der Verbesserungen. Das normale Charakter-Level selbst bleibt davon unberührt.

Zum Schluss zeigten die Entwickler den Bossgegner Terramorphous, der eine spezielle Herausforderung darstellt und nur als nahezu unbesiegbar gilt. Selbst mit vier Level 50-Spielern, die alle enorm starke Waffnen haben, sollen sich an diesem Gegner die Zähne ausbeißen. Der Schaden, den die vier Entwickler in den wenigen Minuten angerichtet haben, war ziemlich gering. Der Kampf dürfte wohl locker eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nehmen, wenn alles nach Plan verläuft. Doch das gilt es erst mal zu schaffen. Wichtig ist es dort auf dem Schlachtfeld zu bleiben, der Terramorphous wird jedoch regelmäßig Spieler in den Abgrund befördern. Solange mindestens eine einzige Person drauf bleibt, darf weitergekämpft werden. Der Weg zurück beansprucht knapp eine Minute, in so einer Situation nicht gerade wenig. Sind alle vier Spieler tot oder nicht mehr auf dem Schlachtfeld, geht der Kampf beim nächsten Betreten wieder von vorne los.

Glücklicherweise gibt es bei größeren Gegnern, nicht nur beim Terramorphous, kleinere eigenständige Körperteile mit eigener Energie. Denn wer keine Energie mehr hat, erhält eine zweite Chance und muss in dieser Zeit entweder vom Koop-Partner wiederbelebt werden oder einen Gegner töten. Es reicht in dem Fall aus einen dieser kleineren Körperteile, beispielsweise Tentakeln, zu töten, um normal weiterspielen zu dürfen. Das vermindert bei sehr starken Gegnern etwas das Frustrisiko.

Neue Informationen, was die Kampagne angeht, gab es auf der Messe leider nicht. Grafisch sieht es auf dem ersten flüchtigen Blick recht gleich aus, doch bereits letztes Jahr wurden einige Verbesserungen vorgestellt. Es sieht nicht nur etwas hübscher aus, sondern auch etwas abwechslungsreicher. So sind mitunter Schneelandschaften zu bewundern. Die Spielwelt wird wieder groß und frei erkundbar werden. Alles, was am Horizont zu sehen ist, existiert tatsächlich und kann aufgesucht werden. Keine trügerische Tapete im Hintergrund. Nach der diesjährigen Präsentation folgte ein Hands-On des Koop-Modus. Leider nur mit Xbox 360-Controllern, womit ich ganz und gar nicht klar kam. Doch glücklicherweise ist es nicht mehr lange zum Release und dann darf mit Maus und Tastatur losgeballert werden.

Fazit

Hinsichtlich der Wertung für Borderlands 2 bin ich nicht ganz unvoreingenommen. Doch welcher zufriedene Borderlands-Spieler kann das schon sein? Das, was man bisher zu sehen bekommen hat, konnte zufriedenstellen. Wieder viele Waffen und bekannte Klassen mit besseren Fähigkeiten und wieder sehr motivierenden Erweiterungen in einer gewohnt guten Optik. Eine Menge Spielspaß, egal ob mit bis zu drei Freunden oder alleine, ist garantiert. Jeder Fan wird mir zustimmen: Das Spiel wird geil, geil, geil!