Testbericht: Split/Second: Velocity

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Split/Second verspricht Rennaction, bei der nicht nur Fahrzeuge, sondern auch die komplette Rennstrecke in Mitleidenschaft gezogen wird. Ob die Action überzeugt und zudem noch genug Spielspaß geboten wird, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

Und Action!

Bei Split/Second Velocity befindet sich der Spieler mitten in einer TV-Show, bei der eine Reihe von Autorennen absolviert werden soll. Das besondere dabei ist die Action, die dort geboten wird. Denn den Produzenten dieser Serie haben Überholmanöver alleine nicht ausgereicht und begeistern die Fans von Action mit explosiven Effekten. Die Fahrer haben die Möglichkeit verschiedene Fallen auszulösen, um die Kontrahenten auszuschalten. Damit dies einen optisch guten Eindruck macht, fliegt hierbei auch immer etwas in die Luft.

Karrieremodus

Im Karrieremodus übernimmt der Spieler die Rolle einer der Fahrer, die in der Sendung mit dabei sein werden. Beim ersten Starten beginnt das Spiel direkt mit einem Tutorial, bei welchem unter anderem das Powerplay-Prinzip erklärt wird. Etwas ärgerlich hierbei ist, dass das Rennen sofort erfolgt, ohne dass der Spieler die Möglichkeit hat Grafik, Sound oder Steuerung im Menü einzustellen. Bei den Konsolenversionen mag sowas zwar nicht notwendig sein, aber auf dem PC ist sollte sowas selbstverständlich sein. Denn über das Pausenmenü lässt sich ebenfalls nichts ändern.

Bei Split/Second, so der Name der Show im Spiel, wird eine komplette Staffel gezeigt, welche aus zwölf Folgen besteht. Diese enthalten wiederum vier normale Rennen, ein Bonus- und ein Eliterennen. Für jeden Lauf erhält der Spieler je nach erreichter Platzierung eine bestimmte Anzahl an Credits. Diese sind notwendig, um sich für das Eliterennen zu qualifizieren. Dabei handelt es sich um den wichtigsten Wettkampf jeder Folge, denn die Platzierung ist relevant für die Gesamtrangliste des Karrieremodus. Ziel ist es somit also nicht nur alle Läufe zu fahren, sondern auch der beste Fahrer der Split/Second-Show zu werden. Zudem muss bei diesen Rennen eine Platzierung unter den ersten drei Fahrern erreicht werden, um sich für die nächste Folge zu qualifizieren. Etwas enttäuschend ist jedoch, dass dort abgesehen von den möglicherweise leicht stärkeren Gegnern keine Besonderheiten im Vergleich zu den anderen Events sind. Die zu fahrende Distanz ist identisch, mehr Action wird auch nicht geboten. Dass es ein bedeutendes Rennen ist, wird somit nicht wirklich spürbar.

Doch so interessant das auch mit der TV-Show klingen mag, steckt hier bereits der erste Kritikpunkt. Im Spiel zeigt sich diese nämlich nur durch einen kurzen Vorspann und Abspann mit Actionszenen bei jeder Folge. Jedoch sind diese recht identisch und werden im Endeffekt direkt nacheinander gezeigt. Eine unterstützende Kommentation gibt es nicht, weder im Rennen noch zwischen den einzelnen Events. Ein intensives Berichten des Renngeschehens wie beim Fußball wäre auch etwas störend geworden, doch bei bestimmten Aktionen ist dies sicherlich angebracht. Die Tatsache, dass sich der Fahrer in einer TV-Show befindet, geht somit im Endeffekt komplett unter und wirkt somit weniger glaubwürdig.

Um im Laufe der Karriere auch für Neues zu sorgen, werden mit den in den Rennen gesammelten Credits auch neue und bessere Fahrzeuge freigeschaltet. Ebenso kommen im Verlauf der Staffel neue Strecken und neue Spielmodi hinzu, sodass eigentlich genug Abwechslung besteht. Der Schwierigkeitsgrad steigt mit den schnelleren Fahrzeugen auch leicht an. Die Anforderungen an die notwendigen Credits steigen zudem auch immer weiter an. So ist es bei späteren Folgen unter Umständen auch notwendig, Rennen vergangener Folgen erneut zu fahren, um dort durch eine bessere Platzierung weitere Credits zu erhalten.

Actionreiche Renntypen

Neben den Rundkursen gibt es noch zusätzliche Renntypen, die Action und Spielspaß versprechen. Bei dem Modus „Eliminator“ handelt es sich um ein K. O.-Rennen, bei dem ca. alle 20 Sekunden der letzte Fahrer durch eine Sprengung des Fahrzeuges eliminiert. Beim „Überleben“ tritt der Spieler gegen einen großen LKW an, von welchem explosive Fässer abgeworfen werden. Einige davon halten den Spieler nur etwas auf und andere zerstören das Fahrzeug sofort. Aufgabe ist es möglichst viele dieser LKW zu überholen ohne dabei zerstört zu werden, um eine bestimmte Punktzahl zu erreichen. Dabei steht schon von Anfang an fest, welche Punktzahl erreicht werden muss. Der Spieler fährt hierbei also im Endeffekt alleine. Bei „Detonator“ handelt es sich im Endeffekt um das klassische Zeitfahren. Hierbei steht bereits fest, welche Zeit es für eine bestimmte Position zu erreichen gilt. Typisch für Split/Second Velocity wird der Fahrer von verschiedenen Fallen aufgehalten. Es gilt also allen Gefahren auszuweichen und dabei möglichst schnell die Ziellinie zu erreichen.

Sehr interessante und abwechslungsreiche Modi sind die beiden Hubschrauber-Modi. Zu Beginn gibt es nur den Modus „Luftangriff“, bei dem der Spieler von einem Hubschrauber mit Raketen beschossen wird. Auf der Straße wird angezeigt, an welchen Stellen die Raketen einschlagen werden. Es gilt also möglichst vielen auszuweichen ohne dabei zerstört zu werden. Für jedes Ausweichmanöver gibt es eine bestimmte Anzahl an Punkten. Werden mehrere Angriffswellen ohne Zerstörung gemeistert, erhöht sich der Multiplikator, sodass es für weiteres Ausweichen auch eine höhere Punktzahl gibt. Das Fahrzeug darf maximal drei Mal zerstört werden, dann ist das Rennen vorbei. Wie auch beim „Überleben“ stehen die zu erreichenden Punkte für die jeweiligen Platzierungen bereits im Voraus fest. Der Spieler ist der einzige Fahrer auf der Strecke. Im späteren Verlauf gibt es den „Luftangriff“ nicht mehr, sondern nur noch „Himmlische Rache“. Im Grunde ist dieser Modus erst einmal gleich: Der Hubschrauber schießt und der Fahrer muss ausweichen. Unterschied hierbei ist, dass es für das Ausweichen keine Punkte gibt, sondern die Powerplay-Anzeige aufgefüllt wird. Damit können die Raketen umgelenkt werden, sodass diese den Hubschrauber treffen. Ziel ist es diesen Hubschrauber möglichst schnell zu zerstören. Das Fahrzeug darf zwar beliebig oft zerstört werden, doch dann wird die Powerplay-Anzeige wieder auf null gesetzt und wichtige Zeit geht dadurch verloren. Wie bei „Detonator“ steht auch hier die zu erreichende Zeit bereits zu Beginn fest.

Powerplays

Das Kernelement von Split/Second Velocity sind sogenannte Powerplays, für welche eine Anzeige erst einmal aufgeladen werden muss. Dies geschieht mit dem Fahren im Windschatten, weiten Sprüngen oder auch Drifts. Insofern ist es durchaus von Vorteil, wenn das Fahrzeug in den Kurven nur wenig Grip hat und zum Driften neigt, um somit die Anzeige schneller zu füllen. Die Powerplays können dabei nur an bestimmten Stellen der Strecke eingesetzt werden. Nähert sich der Fahrer einer dieser Stellen, so wird ihm die Einsatzmöglichkeit signalisiert, sofern die Anzeige dafür auch voll genug ist. Die Powerplays werden in zwei Stufen unterteilt. Mit einer vollen Anzeige können drei Stufe 1-Powerplays ausgelöst werden, während Stufe 2 alles aufbraucht.

Bei der ersten Stufe werden beispielsweise explosive Fässer vom Hubschrauber abgeworfen, Tankstellen oder andere Konstruktionen in die Luft gesprengt. Gerade hier ist häufig ein wichtiges Timing notwendig, um die Gegner überhaupt zerstören zu können. Die Stufe 2-Powerplays haben häufig verheerendere Folgen und sind meist gut dafür geeignet eine größere Anzahl von Fahrzeugen gleichzeitig zu zerstören. Möglichkeiten die zweite Stufe einzusetzen bieten die Strecken eher weniger. Ein solches Powerplay zerstört beispielsweise einen ganzen Kühlturm eines Kraftwerkes oder lässt ein Baufahrzeug durch eine Brücke krachen. Doch häufig können selbst mit den einfachen Powerplays mehrere Gegner auf einmal ausgeschaltet werden, während die Stufe 2-Powerplays an einigen Stellen sogar sehr enttäuschend sind und keine große Wirkung erzielen.

Wird ein Fahrzeug zerstört, geht das Rennen aber für die betroffene Person selbstverständlich auch weiter. Durch die Zerstörung geht etwas Zeit verloren, doch dafür übernimmt der Fahrer im Anschluss die Kontrolle über ein bereits fahrendes Fahrzeug, sodass es nicht notwendig ist von 0 km/h zu beschleunigen. Wichtig bei Split/Second ist es die jeweiligen Strecken mit ihren Powerplay-Möglichkeiten kennenzulernen, um auf jeden Angriff gut vorbereitet zu sein und diesen ausweichen zu können. Vorteil ist, dass die KI-Gegner dies nicht unbedingt können und damit eine leichte Beute sind. Im Online-Modus ist daher ein richtiges Timing schon wichtiger, da die Powerplays dann ausgelöst werden sollten, wenn der Gegner nicht mehr in der Lage ist zu reagieren. Doch nicht nur die Explosionen oder auf das Fahrzeug fallende Gegenstände können zur Zerstörung führen, sondern auch die verursachten Druckwellen. Diese können dazu führen, dass die Kontrolle über das Fahrzeug verloren wird und es somit in der nächsten Kurve an der Wand zerstört wird.

Die Spannung im Rennen bleibt durch eine Art Gummibandeffekt ständig erhalten. Somit kann sich niemand wirklich absetzen. Einerseits hat dies den Vorteil, dass nach einer Zerstörung des eigenen Wagens recht schnell wieder aufgeholt werden kann, doch andererseits ist dies auch sehr nervig, wenn nach einem großen Vorsprung der Verfolger plötzlich wieder am Heck klebt. Da mit den Powerplays nur der Angriff nach vorne hin möglich ist, können die Verfolger nicht abgeschüttelt werden. Somit ist derjenige, der dem Gegner eine lange Zeit am Heck hängt, im Vorteil. Denn er kann dort zum einen durch den Windschatten seine Powerplay-Anzeige aufladen und ist zudem vor Angriffen der vor ihm fahrenden Person geschützt. Die Entscheidung ließe sich bei den meisten Strecken in der letzten Kurve durch den gezielten Powerplay-Einsatz erzwingen.

Mehr als nur eine Strecke

Bei der Streckenplanung wurde dabei sehr gute Arbeit geleistet, denn überall gibt es zur Umgebung passende Powerplay-Möglichkeiten. So werden beim Kraftwerk Kühltürme zerstört, beim Flughafenterminal stürzt der Tower auf die Strecke und beim Canyon stürzen Steine runter. Doch das besondere im Spiel ist, dass bei den meisten der Strecken auch Streckenänderungen möglich sind, bei einigen sogar drei Stück. Diese werden mit den Powerplays der zweiten Stufe ausgelöst und führen dazu, dass Türme auf die Strecke fallen oder auch ein kompletter Damm gesprengt wird. Dabei werden unter Umständen auch einige Gegner zerstört, der betroffene Streckenabschnitt wird unbefahrbar. Das Ausmaß der Zerstörung durch diese Umleitungen, aber auch durch den Großteil der Stufe 2-Powerplays, bleibt das gesamte Rennen lang bestehen. Durch die Blockade des alten Abschnittes wird eine Route freigelegt. In einigen dieser neuen Abschnitte gibt es zudem auch wieder weitere Powerplay-Möglichkeiten.

Als noch nicht genanntes Stufe 1-Powerplay sind auch Abkürzungen auf den Strecken verfügbar. Ein Beispiel hierfür ist ein Tunnel im Berg, der normalerweise durch ein Tor versperrt ist. So wird dieses geöffnet, damit derjenige, der das dafür notwendige Powerplay ausgelöst hat, hindurch fahren kann. Dies können sich in diesem Augenblick auch die anderen Fahrer zu Nutze machen. Jedoch ist Eile geboten, denn das Tor schließt sich recht schnell wieder. So kann es genauso gut passieren, dass ein Fahrzeug am Berg zerschellt, weil kurz vor dem Passieren das Tor wieder geschlossen wurde. Die Level wirken insgesamt sehr gut durchdacht, sind sehr abwechslungsreich und tragen ordentlich zum Spielspaß bei.

Eindrucksvolle Inszenierung

Die Action, die bei Split/Second Velocity übermittelt wird, ist sehr eindrucksvoll und wird mit der Optik und Akustik sehr gut übermittelt. Die selbst erstellten Strecken und Fahrzeuge sind optisch einfach klasse geworden. Besonders beeindruckend sind die bereits erwähnten Streckenänderungen, die gerade zu Beginn des Spieles wohl großes Staunen auslösen dürften. Zum einen ist es klasse anzusehen, wie etwas Atemberaubendes am Streckenrand geschieht und dann mit voller Wucht auch Strecke und Fahrzeuge trifft und zum anderen dürfte wohl erst einmal Angst entstehen. Natürlich kennt der Spieler irgendwann alle Auslöser und weiß genau, was geschieht, wie die Strecke sich dann entwickeln wird und wie er der Zerstörung dadurch entkommt. Doch auch dann ist es immer wieder gut anzusehen. Nach dem Einsatz von einigen Powerplays steht zudem noch eine Wiederholung zur Verfügung, welche das Ereignis noch mal als kleine Videosequenz darstellt.

Doch nicht nur die Strecken sind gut geworden, sondern auch die Fahrzeuge. Anstatt sich originale Fahrzeuge lizensieren zu lassen, haben die Black Rock Studios auf eigene Kreationen von Sportwagen gesetzt. Dabei wirkt es nicht so als wollte man bestimmte Fahrzeuge nachbilden, auch wenn das ein oder andere Auto einem reellen Fahrzeug ähnelt. Optisch sind die spieleigenen Fahrzeuge auf jeden Fall gut geworden. Ein Schadensmodell gibt es hingegen nicht. Dass die Fahrzeuge schnell sind, wird auch beim Fahren, insbesondere in der Stoßstangen-Perspektive gut übermittelt. Für das Geschwindigkeitsgefühl wurde auch auf einen Unschärfe-Effekt gesetzt, aber zudem wird dies auch akustisch mit dem das typischen Geräusch vom schnellen Vorbeifahren umgesetzt.

Online-Modus mit Schwächen

Bei Split/Second besteht die Möglichkeit im Onlinemodus die Rennmodi „Rennen“, „Überleben“ und „Eliminator“ zu fahren. Zwar macht es durchaus Spaß im Onlinemodus gegen die anderen Fahrer anzutreten, um auch diese mit der Verwendung von Powerplays zu schlagen, doch der Modus ist alles andere als ausgereift. So kommt es häufig vor, dass die Lobbys als leer angezeigt werden, obwohl dort Leute online sind. Somit benötigt es unter Umständen mehrere Versuche, um in eine Lobby mit Fahrern zu gelangen. Um Freunde zu privaten Matches einladen zu können, gibt es eine Freundesliste. Die Personen können jedoch nur dann hinzugefügt werden, wenn diese auch online sind. Viele Informationen bietet die Liste zudem nicht. Das Messen mit Freunden ist daher nur innerhalb von Rennen möglich und nicht durch das Vergleichen von Statistiken. Ebenso fehlt eine Chatfunktion in den Lobbys. Schließlich möchten die Fahrer bei den privaten Sitzungen, dass es auch erst dann losgeht, wenn alle fertig sind. Da jedoch im Spiel keine Chance besteht zu signalisieren oder mitzuteilen, dass das Rennen gestartet werden kann, ist zur Abstimmung der Einsatz eines zusätzlichen Instant Messengers hierbei unabdingbar.

Nachteil im Online-Modus ist, dass nur die Fahrzeuge zur Verfügung stehen, die auch bereits in der Karriere freigeschaltet wurden. Wer also bei den Rennen eine Chance haben möchte, der sollte entweder mindestens genauso weit sein, wie der Gegner, oder hoffen, dass der Gegner auch ein schwächeres Fahrzeug nimmt. Eine Langzeitmotivation besteht in diesem Modus ebenfalls nicht, da dafür zu wenig geboten wird. Es kann ein bestimmtes Spielerlevel erreicht werden, das sich jedoch auch wieder verschlechtert. Einzige Belohnung für ein gutes Level sind drei Erfolge, ansonsten gibt es keinen Vorteil. Ranglisten beispielsweise für die Fahrer mit den meisten erzielten Punkten oder den schnellsten Rennrunden gibt es nicht.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Split/Second Velocity ist dank der vielen Powerplays ein Garant für rasante Action. Die selbst kreierten Fahrzeuge, die Strecken und insbesondere die Effekte sind echt klasse geworden. Bei dem recht hohen Geschwindigkeitsgefühl entsteht durch die Explosionen, Streckenänderungen und Duelle ein ordentlicher Nervenkitzel. Technisch haben die Entwickler somit gute Arbeit geleistet, doch der Aspekt der TV-Show ist ziemlich untergegangen und eine allzu große Langzeitmotivation besteht auch nicht. Gerade im Onlinemodus wird viel zu wenig geboten.