Testbericht: Mercenaries 2: World in Flames

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

In Mercenaries 2: World in Flames legen die Söldner für Ihr Geld teilweise ganze Viertel in Schutt und Asche. So imposant diese Action auch klingen mag, leider sorgen andere Spielelemente wieder für einige Abzüge.

Im Spiel stehen insgesamt drei Charaktere zur Auswahl. Dabei hat jeder dieser Personen seine Vorteile, wie z. B. mehr Munition, schnellere Bewegung oder schnellere Regeneration. Im Endeffekt ist diese Entscheidung jedoch nicht so bedeutend, da der Spielverlauf identisch bleibt. Der Spieler startet nach einer Videosequenz direkt im Spielgeschehen und muss seinen ersten Auftrag in Venezuela erfüllen: Die Befreiung von Carmona. Diese Angelegenheit ist jedoch ein Hinterhalt, sodass der Tod anstatt einer Belohnung vorgesehen war. Der Söldner kann entkommen und die Gruppe will Rache und vor allem ihr Geld.

Ein eigenes Hauptquartier

Die Gruppe benötigt erst einmal ein Hauptquartier in Venezuela und entscheidet sich, einfach eine Villa zu übernehmen. Die Bewachung ist dort eher gering, sodass es schon eher ein Kinderspiel ist, diese einzunehmen. Von dort aus werden die Aufträge von Fiona Taylor koordiniert, welche im Spielgeschehen einige Hinweise gibt. Im weiteren Verlauf ziehen auch noch andere Personen mit in die Villa ein, wie z. B. ein Hubschrauberpilot, eine Mechanikerin oder auch ein besoffener Kampfpilot.

Große Welt mit vielen Aufgaben

Im Groben läuft Mercenaries 2 wie GTA ab: Es existiert eine große Spielwelt, auf der man sich relativ frei bewegen kann und verschiedene Parteien, für die man Aufträge erledigen muss. Jedoch ist alles erst nach und nach verfügbar, sodass man nicht schon gleich zu Anfang einfach irgendwo auf der Karte eine Gruppierung suchen und dann kontaktieren kann. Die Karte ist von Anfang an komplett, aber die Bewegungsfreiheit ist eher begrenzt – bestimmte Grenzen dürfen also nicht überschritten werden.

Die Gruppierungen bieten verschiedene Arten von Aufgaben. So sind kleine Mini-Herausforderungen möglich, für die es kleine Belohnungen gibt. Auch im Hauptquartier können solche Herausforderungen, wie z. B. Schießübungen, absolviert werden. Zudem gibt es auch normale Aufträge, die für das Spiel bedeutend sind, um weiter voran zu kommen. Zu den häufigsten Aufgaben zählt das Erobern von Stützpunkten. Dazu muss man die gegnerischen Einheiten ausschalten und dann Soldaten der Gruppierung mit dem Hubschrauber einfliegen lassen. Und wenn man gerade in Venezuela durch die Gegend fährt, so kann man auch bestimmte Ziele der jeweiligen Partei ausschalten. Auch dafür gibt es wieder Geld und teilweise neue Shop-Objekte.

Bei fast jedem Stützpunkt hat man einen Ansprechpartner, bei dem es Aufträge oder auch einen Shop gibt. Bei dem Shop handelt es sich um die Möglichkeit verschiedene Unterstützungen, wie Fahrzeuge, Waffen oder Luftunterstützung, zu kaufen. Die Fahrzeuge und Waffen können jederzeit vom Hubschrauberpiloten eingeflogen werden.

Geld regiert die Welt – und Benzin auch

Auch in Mercenaries 2 sind Geld und Benzin wohl die wichtigsten Sachen, die ein Mensch braucht. So muss der Spieler stets dafür sorgen, dass sowohl genug Geld als auch Benzin vorhanden ist. Die finanziellen Mittel sind dafür notwendig, um in den Shops Unterstützungen zu kaufen. Waffen sind fast überall zu finden, doch einige Luftangriffe sind in den Missionen sehr wichtig und müssen häufig gekauft werden. Benzin wiederum ist wichtig für Luftangriffe oder andere Unterstützungen.

Das Geld erhält man zum einen durch die Aufträge oder auch durch herumliegendes Geld auf Paletten. Denn aus irgendeinem Grunde lassen Leute mitten in Venezuela einfach so eine Palette voller Geld herumliegen. Und da man dieses ja nicht verkommen lassen kann, sollte man den Hubschrauberpiloten anweisen, diese Palette zu bergen. Auf die gleiche Weise können auch Unterstützungen oder Benzin sichergestellt werden, welche immer wieder auf der Spielwelt zu finden sind. Doch wer Benzintanks klauen will, sollte darauf achten, dass keine Verbündeten in der Nähe sind – denn diese freuen sich ganz und gar nicht, wenn man sich dort einfach bedient. Diese Selbstbedienung am Vorrat vermindert das Ansehen bei der Gruppierung.

Komplette Zerstörung

In der Spielwelt gibt es viele Fahrzeuge, wie z. B. Motorräder, Geländewagen, Boote, aber auch größere Gefährte wie Panzer oder gar Kampfhubschrauber. Und das Tolle daran ist: Man darf alles benutzen! Ist man im Besitz eines Panzers, so ist die Versuchung ziemlich groß, damit auch einen großen Schaden anzurichten. Wenn das Spiel schon eine komplett zerstörbare Welt verspricht, dann möchte man das natürlich auch gleich ausprobieren.

Schon gleich in der ersten Mission darf man mit einem Panzer fahren und überfährt damit Gegner, Bäume, Zäune oder anderen Kleinkram, der im Weg steht. Selbst ein Viertel mit billigen Holzhäusern kann einfach mit dem Panzer überrollt werden. Später wird man feststellen, dass sogar ganze Hochhäuser komplett zerstört werden können. Und jedes Mal gibt es auch eine schöne Explosion zu sehen. Gleichwertiges kann aber auch mit Luftunterstützung oder bei kleineren Objekten auch mit C4 erreicht werden.

Ins kalte Wasser geschmissen

Wer das Spiel zum ersten Mal spielt, wird unter Umständen Probleme bekommen. Ein Tutorial oder zumindest ein Spieleinstieg, der grundlegende Funktionen oder Steuerungen erklärt, gibt es im Spiel nicht. Wer jedoch zum ersten Mal einen Panzer oder Helikopter kapern möchte, wird mit Sicherheit Probleme bekommen. Um das Vehikel einzunehmen, müssen bestimmte Tasten gedrückt werden. Manchmal muss eine Taste nur ein Mal gedrückt werden, manchmal auch mehrmals schnell hintereinander.

Damit man auch weiß, was man drücken muss, werden hübsche Symbole angezeigt. Praktisch, nur leider weiß man nicht unbedingt sofort, welche Taste man nun wirklich drücken soll. Umso ärgerlicher, dass nirgends im Spiel die Bedeutung der Symbole erklärt werden. Selbst im Handbuch sind diese nicht aufgeführt. Also muss man so lange raten, bis man die richtige Taste erwischt hat. Die Tasten, die gedrückt werden müssen, sind dann immer die gleichen, sodass es dann später ein Kinderspiel ist die Fahrzeuge zu erobern.

Undercover

Jede Gruppierung in Mercenaries 2 hat eigene Fahrzeuge, sodass sofort zu sehen ist, bei wem es sich in dem Fahrzeug handelt. Genau das kann sich der Spieler auch zu seinem Nutzen machen. So muss einfach ein Fahrzeug des Feindes eingenommen werden. Am Anfang wissen die Gegner noch Bescheid, wer sich in dem Fahrzeug befindet. Hält man genug Abstand, so baut sich langsam die Tarnung auf und man kann einfach mit einem Panzer durch die gegnerische Basis fahren. Hält man sich zu lange in der Nähe der Gegner auf, baut sich die Tarnung ab. Aber bis dahin kann man sich gut ein praktisches Ziel suchen und es zerstören.

Arbeitet man für mehrere Parteien, so sind teilweise auch Aktionen gegen verbündete Gruppen notwendig. Wenn es dabei um Kopfgeld geht, kann dies geschickt gelöst werden: Mit einem Scharfschützengewehr. Tötet man aus sicherer Distanz eine Person eines Verbündeten, so wissen diese nicht, dass der Söldner dahinter steckt. Somit muss man auch keine Konsequenzen befürchten.

Veraltete Technik

Spielerisch konnte Mercenaries 2 bis jetzt einen guten Eindruck hinterlassen, doch technisch ist das Spiel alles andere als auf dem neusten Stand. Die vielen Explosionen sehen zwar wirklich gut aus, doch das ist auch schon fast alles. Dank der miesen Grafik bekommt man eher nur detailarme Objekte zu sehen und viele schlechte Texturen. Eine 1680er Auflösung ist bei dem Spiel nicht möglich.

Doch nicht nur die Grafik ist schlecht, sondern auch andere Elemente. So bleibt man teilweise an Sträuchern hängen oder darf sich noch über ärgerliche Bugs freuen. Es kann z. B. vorkommen, dass man in den Helikopter einsteigt, aber diese nicht losfliegt. Normalerweise erfolgt dann eine Ladesequenz, die auch mal gerne ausbleibt. Mit Pech bleibt der Helikopter stehen und man kann erst mal nicht weiterfliegen, mit noch mehr Pech fliegt dieser über die Karte, bis man irgendwann einfach aus dem Hubschrauber fliegt. In eingenommenen Gebäuden sind plötzlich wieder Gegner und Panzer explodieren im Wasser.

Und es gibt noch viele andere Sachen, die schlecht überlegt wurden. Glücklicherweise gibt es in den Missionen häufig Checkpoints, damit im Falle des Scheiterns nicht der komplette Auftrag wiederholt werden muss. Teilweise war die Positionierung unter aller Sau. So soll man in einer Mission ein Gebäude vor Panzern schützen – wenn man dieses nicht schafft, so landet man im Stützpunkt der Gruppierung und nicht dort, wo sich das Gebäude befindet. Also ca. 5 Minuten verschwendet, um dort wieder hinzugelangen. Anstatt Spielspaß entsteht hierbei eher Frust, falls das ganze mehrmals passiert. Wenn man nicht in einer Mission ist, dann startet man beim Laden des Spielstandes immer im Hauptquartier, was teilweise auch störend ist.

Auch die Tatsache, dass man beim Speichern mehrere Spielstände auswählen kann, ist in Mercenaries 2 kompletter Blödsinn. Denn wer einen Spielstand laden möchte, kann nur beim letzten Punkt weitermachen – die anderen stehen nicht zur Auswahl.

Eingesparte Intelligenz

Auch bei der KI der Gegner wurde wohl gespart. Wenn man auf Soldaten trifft, dann braucht man nicht wirklich Angst haben. Sie zielen schlecht und laufen gerne direkt in den Tod anstatt sich Deckung zu suchen. Im Endeffekt kann man genauso unüberlegt auf die Gegner zulaufen und diese einfach eliminieren. Noch dümmer dabei: Es muss nicht man Munition verwendet werden, da man die Gegner mit einem Schlag ausschalten kann. Und wenn man nah genug dran ist, so können diese auch nicht mehr schießen. Vergesslich sind diese auch noch, da sich die Tarnung in gegnerischen Fahrzeugen auch dann aufbaut, wenn die Feinde noch in Sichtweite sind, sofern ein bestimmter Abstand eingehalten wird.

Spielspaß?

Es gab jetzt viele positive und negative Aspekte. Das Wichtigste dürfte für die meisten wohl der Spielspaß sein. Dort kann es schon schnell zu einem Frustfaktor kommen, wenn man viele Versuche benötigt, um z. B. einen Kampfhubschrauber zu kapern, nicht weiß, welche Taste gedrückt werden muss oder einige Aufträge zu oft wiederholt werden müssen. Doch wenn man all diese Probleme nicht hat, darf man sich über viel Action freuen. Nur auch dort wird man sich irgendwann fragen, wo die Abwechslung bleibt. Wer sich zwischendurch auch noch um zusätzliche Aufgaben kümmert, wird viele Stunden mit dem Spiel verbringen dürfen, aber auch viele Sachen erledigen, die immer gleich ablaufen.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
7,5

Es ist schon fast schwer zu sagen, ob das Spiel gut oder schlecht ist. Einerseits bietet das Spiel viel Action und vermutlich auch noch genügend Spielspaß. Doch dafür muss man die schlechte Grafik, viele Fehler und die etwas fehlende Abwechslung verkraften. Somit ein eher mittelmäßiges Actionspiel, bei dem die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft wurden.