Viel zu Entdecken auf Schusters Rappen
Teenie Lilia hatte eigentlich viel vor in ihrem Leben: Die Welt bereisen und irgendwann mit ihren Erfahrungen das Gasthaus des Vaters übernehmen. Doch mindestens eines davon muss erstmal warten, als ihr Vater von Piraten entführt wird, welche ihre Stadt eines Tages überfielen. Entgegen aller Ratschläge ihrer Freunde und der Stadtbewohner, macht sie sich auf den Weg ins Ungewisse.
Ocean’s Heart bezaubert mit seinem Pixellook direkt ab erster Sekunde: Aus klassischer Vogelperspektive laufen, rollen, kämpfen und rätseln wir uns an Telias Seite durch eine große geheimnisvolle Spielwelt. Dabei wird man zu Beginn recht gemütlich an die Hand genommen und erstmal mit Alltagsaufträgen durch Menüs und die ersten Gebiete geführt. Zutaten für des Vaters Brauerei beziehungsweise Gasthaus wollen immerhin auch gefunden werden.
In Gesprächen mit hiesigen NPCs offenbart sich jedoch schnell ein besonderer Kniff: Lilia ist nicht auf den Mund gefallen und generell scheint sich hier niemand einen Hehl darum zu machen, was er denkt. Das wirkt schnell sogar derart komisch, dass man meinen könnte hier und da die vierte Mauer zu durchbrechen. Muss nicht jeder und jedem gefallen; ist allemal mindestens gewöhnungsbedürftig.
Die Spielwelt unterteilt sich klassisch in mehrere Zonen und Biome und lassen sich je nach Ausrüstung und handlungs-Fortschritt erkunden. Mal brauchen wir ein bestimmtes Utensil um eine hecke zu zerschneiden, mal einen Greifhaken – ihr wisst Bescheid.
Rollen, kämpfen, basteln und auf die Nase kriegen
Da es sich bei Ocean’s Heart um ein Action-RPG handelt, kämpft sich Lilia klassisch mit einem Schwert den Weg frei. Auch ein Bogen und Boomerang sind irgendwann mit von der Partie. Wem das nicht reicht kann sich mit fundbaren Zutaten wie Früchten, Gemüse und Monsterteilen Getränke brauen; ganz der Papa. Diese geben temporäre Boni und erweitern das Gameplay um eine Prise Micro- und Inventarmanagement.
Um eingehenden Schaden zu verhindern, rollt sie sich auf Knopfdruck aus der Gefahrenzone. Zwar sind die Verhaltensmuster der anzutreffenden Gegner recht überschaubar; jedoch steht sich Lilia leider aufgrund ihres – der Perspektive geschuldeten – 8-Wege-Bewegungsspielraums oft sprichwörtlich selbst im Weg. Nicht selten rollt Tilia in eine völlig falsche Richtung oder fällt dabei auf der Flucht sogar vom Steg ins Wasser; was uns wichtige Herzen kostet. Passiert das bei einem Kampf 2-3 Mal, segnen wir das Zeitliche.
Leider zieht sich dieser Aspekt durch das ganze Spiel; auch wenn die immer besseren Hilfsmittel hier irgendwann einen Puffer darstellen: Dann kann Tilia Feinde immerhin auch mal aus der Distanz beharken. Das heißt konkret: Zu Beginn ist leider durchaus viel Fsrustrationstoleranz notwendig, um unnötige Bildschirmtode zu überstehen. Hier hätte es geholfen, zumindest mal Animationlocks zu vermeiden; um eine Rolle zum Beispiel frühzeitig abzubrechen.
Eine liebevolle Reise mit viel Persönlichkeit
Dennoch trumpft Ocean’s Heart mit seiner durchweg liebevoll und detailliert gestalteten Pixel-Welt. Dazu gesinnt sich Tilia höchstselbst, welche so manches Mal alles andere als auf ihr Mundwerk gefallen ist. Zu Beginn mag das unsympathisch wirken; kommt man irgendwann dennoch nicht drum herum, sie einfach ins Herz zu schließen.
Abgesehen vom vielen Backtracking und der zuweilen langen Laufwege bietet die Welt des Action-Abenteuers viel zu entdecken und auch die Gespräche mit ihren Bewohnern sind amüsant. Die Kämpfe sind hier und da ziemlich hektisch und frustrieren wie eingangs erwähnt schnell, doch daran darf man die Qualität des Gesamtpakets nicht fest machen.
Offensichtlich steckt hier ganz viel Herzblut in der Gestaltung Telias Abenteuers und die 9 – 11 Stunden um die Geschichte zu komplettieren fühlen sich zu keinem Zeitpunkt wie verschenkte Spielzeit an. Dazu tragen unter Anderem auch die vielen Rätsel und Dungeons am Wegesrand bei. Man muss sich natürlich auch vor Augen halten, mit welchem Scope das Spiel entwickelt wurde und Entwickler Max Mraz hat hier ganze Arbeit geleistet.