Ein Tag wie jeder andere im Totenreich
Als kleiner Rabe mit einem Schwert ausgestattet, werden wir in Deaths Door als Angestellter eines Jenseits-Büros in verschiedene Welten geschmissen um unserem Job nachzukommen: Hinterbliebene Seelen „heimführen“. Der erste Job im Spielverlauf schlägt fehl, als das zu erlegende Monster flieht und die Seele von einem Arbeitskollegen in Spee gestohlen wird. Ein kurzes Gespräch mit dem alten Raben offenbart: Hier ist eine große Verschwörung im Gange und nichts ist, wie es scheint.
Von nun an ist es an uns, das Reich des Jenseits zu erkunden und aufzudecken, Wass es damit auf sich hat. Seelen wollen nach wie vor gesammelt werden, doch der Beruf nimmt mehr und mehr eine Nebenrolle ein. Klingt mehrschichtig, spannend und durchdacht – verwässert jedoch im eigentlichen Spiel recht schnell; immerhin konzentrieren wir uns aufs Erkunden der Welt und Verkloppen diverser verrückter Monster.
Knackig, hübsch und .. repetitiv?
Deaths Door spielt sich im Großen und Ganzen wie eine liebevolle Hommage an The Legend of Zelda und das Souls-Genre: Aus der dreidimensionalen Vogelperspektive Erkunden wir das Jenseits und kloppen mit einem Schwert oder anderen fundbaren Waffenverschiedene Monster zu Brei. Dabei öffnet sich jedes neue Gebiet in der Spielwelt erst nach und nach; zumeist nach einem entsprechenden Bosskampf.
Letztere sind toll inszeniert: Mal kämpft man gegen ganze gotische Gebäude, mal gegen prähistorische Ungetüme. Auch die musikalische Untermalung trägt ihr Übriges dazu bei: Melancholische Klänge begleiten den kleinen Raben auf einer Reise durch malerische und abwechslungsreiche Gebiete. Stets auf der Suche nach der nächsten Abkürzung zum vorherigen Gebiet, nach der nächsten Seele oder Upgrades für unser Fähigkeiten-Repertoire.
Kurzweil ist an der Tagesordnung und die Spielwelt lädt durchaus zum Erkunden ein. Alles also wie geplant – oder? Tatsächlich sorgen mitunter längere Fußwege ohne Checkpoints beim Ableben im Jenseits für Frust und wer nicht genug „Skill“ bei den Kämpfen beweist, darf sich einen schnell repetitive Spielfluss einstellen. Auch ist erst gar nicht klar, welche Mali das Sterben hat und wie das Spiel entscheidet, an welchem Checkpoint man wieder „aufwacht“. Vielleicht aber habe ich mich beim Test auch einfach zu blöd angestellt – wer weiß?
On-and-Off-Beziehung in Spe
Wieso Deaths Door trotzdem ein tolles Abenteuer sein kann? Es lohnt sich einfach immer wieder reinzuschauen und sich Zeit für die Erkundung der abwechslungsreichen Landschaften zu nehmen. Gerade auf der Nintendo Switch passt der Ausflug ins Jenseits dank ihrer Mobilität wie die Faust aufs Auge.
Leider leidet das Spiel unter Animation-Locks, sprich: Wenn ich einen Angriff ausführe, aber der Gegner just in diesem Moment entscheidet, mich zu attackieren, habe ich Pech. Man kann Animationen des kleinen Raben nicht durch eine Ausweichrolle o.ä. unterbrechen. Den Treffer kassiere ich also schonmal – touché. Passiert mir das allerdings 2-3 Mal, ist der Bosskampf schon wieder für die Katz und wenn ich Pech habe darf ich erstmal wieder auf Schusters Rappen dort hin watscheln. Auch nehmen die namensgebenden Türen ins Jenseits, die die Angestellten des geheimnisvollen Unternehmens nutzen, keine so zentrale Rolle ein wie gedacht. Gerade hier wäre durchaus eine zeitsparende Spiel-Mechanik drin gewesen.
Und doch: Die Musik, Spielwelt und kleinen Geheimnisse am Wegesrand motivieren mich immer wieder rein zu schauen. Bis zum nächsten Ärgernis. Eine On-und-Off-Beziehung in digitaler Form eben. Es ist nicht perfekt; und das darf auch so sein – der Entwickler Acid Nerve besteht nur aus einer Handvoll begabter Menschen. Das ist kein gigantisches Studio mit einem großen Budget. Wer das im Hinterkopf behält, kann solche Stolpersteine verzeihen und sich aufs Abenteuer einlassen.