Kein Einstieg für Neulinge
Final Fantasy 14 und seine Erweiterungen sind ein zweischneidiges Schwert: Viele der neuen Inhalte – wie z. B. die neuen Job-Klassen Schnitter und Weiser – sind sehr spannend und motivierend; der ein oder andere möchte sie sicherlich gleich von Anfang an spielen. Nicht jedoch, wenn es nach Square Enix geht: Neue Inhalte richten sich hier, abseits von wenigen Detailverbesserungen, an die bestehende Klientel, alle anderen fangen bei null an und müssen sich progressiv durch die verschiedenen Kapitel der Hauptgeschichte bewegen.
Zugang zu den neuen Klassen zum Beispiel gibt es erst dann, wenn man bereits einen Charakter hat, der bereits Level 70 abgeschlossen hat. Auch andere Neuerungen – von neuen Wohnsiedlungen in Ishgard, über neue Städte oder Prüfungen – sind hinter ähnlichen Hürden versteckt, entsprechend betrachten wir die Erweiterung aus den Augen eines erfahrenen Spielers.
Segel setzen ins Abenteuer
Endwalker beginnt nahtlos dort, wo Shadowbringers stoppte und schickt uns ohne Umwege gleich in die neue Region Alt-Sharlayan wo wir mit der „das Forum“ genannten Gruppe versuchen den Weltuntergang aufzuhalten – denn natürlich kann es nicht um weniger gehen. Trotz der Absehbarkeit der Prämisse trifft Final Fantasy 14: Endwalker dabei wirklich jedes Mal den Ton perfekt. Die Dialoge sind ausführlich und exzellent geschrieben – allerdings nur teilweise (wenn auch sehr gut!) vertont – und schafft es so, dass man sich, obgleich man lediglich einer von vielen tausend Spielern ist, doch immer im Mittelpunkt der Erzählung fühlt.
Was dabei wirklich nicht genug hervorgehoben werden kann ist die Tatsache das man auch kleine Anekdoten aus den vorherigen Erweiterungen wieder aufnimmt und teilweise nun mit einem besseren Kontext neu analysiert und weiterführt. Von einer derartigen Kohärenz könnten sich glatt einige Hollywood-Studios mindestens eine Scheibe abschneiden.
Ebenfalls gelingt es so selbst offensichtlich hanebüchene Wendungen – (leichter Spoiler!) denn wir Reisen nicht nur durch die Zeit sondern auch in den Weltraum – so atmosphärisch und emotional zu gestalten, dass wir während des Reviews kontinuierlich bis zum Ende mitfieberten.
Story hui, technisch okay
Was dem Spiel dabei am meisten im Weg steht ist dabei das obligatorische Problem von MMORPGs im Allgemeinen, aber einem das über Zehn Jahre alt ist im Besonderen: Die Grafik kann sich lang nicht mit den derzeitigen Top-Titeln messen; insbesondere einige der Animationen innerhalb der inszenierten Dialoge wirken sehr hölzern. Wer jedoch nicht zu nah heran zoomt wird insbesondere in den neuen Gebieten mit wunderschönen und fantasievollen Szenen belohnt.
Serverseitig ist laut des Entwicklers noch mehrere Monate mit Warteschlagen zu rechnen; ein Problem welches das Spiel bereits seit Juni/Juli dieses Jahrs mit sich herumträgt. Einerseits ist „Wir haben zu viele Spieler!“ natürlich ein schönes Problem für einen Entwickler eines Spiels das sich durch monatliche Beiträge finanziert, andererseits sprechen wir hier derzeitig von mehreren Stunden warten – insbesondere zur Feierabendszeit kann so einiger Frust entstehen.
Zugute gehalten sei dem Betreiber bei den Serverproblemen jedoch eine wirklich transparente Kommunikation. Nachdem nach verschiedenen Skandalen viele Spieler von World of Warcraft – getrieben durch das Vorbild des US-Twitch-Streamers „Asmongold“ – zu Final Fantasy 14 wechselten, Amazons „New World“ durchaus eine große Enttäuschung für die internationale Spielerschaft ist und, bedingt durch Covid-19, benötigte Server-Hardware nicht verfügbar war wurde das Problem direkt adressiert und den Hunderttausenden Spielern Weltweit zusätzliche kostenlose Spielzeit gegeben.
„Ist das anspruchsvoller geworden?“
Definitiv nicht lumpen gelassen haben sich die Entwickler bei den neuen Herausforderungen in Endwalker. Durch die Bank weg sind Dungeons, Prüfungen und Spieler-vs.-Spieler Kämpfe aufwändiger, vielfältiger und, oftmals, herausfordernder geworden. Gerade in den Kämpfen mit teilweise Riesengroßen Boss-Gegnern kann jeder Schrittfehler das digitale Ableben bedeuten.
Insbesondere im direkten Vergleich macht das die Kämpfe noch spannender und, sofern richtig ausgeführt, zu einem beeindruckenden Feuerwerk werden, dass in seiner Ausführung einer elaborierten Tanzaufführung gleich. Dies gilt insbesondere für die „Extremen“ Versionen der Prüfungen, die nach Abschluss der Hauptstory verfügbar werden.
Leider sind die normalen Quests hier mehr oder minder vergessen worden. Selbst in der tollen Geschichte geht es selten über ein „Töte X von Y“ oder „Sammle 5 von X“ hinaus; einzige Neuerung hier sind Missionen in denen der Spielercharakter von anderen begleitet werden. Das kann spaßig sein – zum Beispiel, wenn man so eine Sightseeing-Tour durch die Stadt „Radz-at-Han“ erhält, jedoch auch sehr dazu ausarten sich so anzufühlen, als wollte man hier verhindern, dass der Spieler zu schnell vorankommt – eine Mechanik die wir aus vielen MMORPGs kennen. Spaß ist durchaus was anderes.