EA, auch bekannt als Electronic Arts, hat keine besonders beliebte Historie – insbesondere was die Marke Star Wars betrifft. Nachdem vor Jahren die Entwicklung der meist erwarteten IP-Versoftung 1313 eingestellt wurde, hat sich der Publisher auch mit dem neusten Ableger der teilhabenden Battlefront-Reihe alles andere als mit Ruhm bekleckert.
Kein Wunder also, dass die Ankündigung von Jedi: Fallen Order von der Spielerschaft äußerst argwöhnisch aufgenommen wurde. Wartete da ein weiteres Lootbox-Desaster auf uns? Wird die weltweit mehr als beliebte Marke erneut digital in Mitleidenschaft gezogen?
Doch wer hätte es gedacht: Das neuste Spiel des Entwicklers Respawn Entertainment, der bereits für das erfolgreiche Titanfall 1 und 2 verantwortlich war, sollte uns alle überraschen. Doch dazu später ausführlich mehr.
Eine Erschütterung der Macht
Fünf Jahre nachdem das Imperium mit der von langer Hand geplanten Anweisung „Order 66“ den Fall der Jedi herbeiführte, existierten in der gesamten Galaxie noch einzeln verstreute Machtnutzer. So auch Cal Kestis, welcher auf dem Montage-Planeten Bracca ein tristes Dasein als Schrottsammler fristet und versucht, nicht aufzufallen. Als ein schicksalhafter Unfall ihn zwingt, die Macht zur Rettung eines Freundes zu nutzen, fällt seine Existenz auf und ruft das Imperium aufs Spiel.
Unausweichlich finden wir uns als Cal auf einer waghalsigen Flucht quer durch das System wieder. Ganz knapp der sogenannten Inquisition entkommen, gilt es Wege zu finden den Rat der Jedi neu aufzubauen und – in erster Instanz – die beim Trauma von Order 66 verlorenen Macht-Fähigkeiten wiederzufinden. An Seite von Cere Junda und dem mürrischen Greez reist der Spieler an Bord der Mantis von Planet zu Planet, freundet sich unterwegs mit dem kleinen Roboter BD-1 an und setzt sich im Metroidvania-Stil dem Imperium zur Wehr.
Der Fokus von Jedi: Fallen Order liegt auf einer Kombination aus Sekiro-ähnlicher Third-Person-Action und die Erkundung mehrerer semi-offenen Level. Ersteres greift markentypisch auf stylische Lichtschwert-Nahkämpfe und nach und nach verbesserbaren Fähigkeiten zurück. Der Sekiro-Vergleich fußt auf dem Fakt, dass sich Cal nicht blind durch die Level schnetzeln kann, ohne recht flott nach einem Ableben seine verlorenen Erfahrungspunkte einzusammeln. Bei jedem Lauf bis zum nächsten Meditationspunkt gilt indes: Heilspritzen sind stark limitiert und werden bei jedem Bonfire-Pendant neu aufgeladen.
Fanservice ohne rosarote Brille
Mit Jedi: Fallen Order tritt Respawn Entertainment ein heikles Vermächtnis an: Spiele dieser IP haben in der jüngsten Vergangenheit alles andere als Ruhm geerntet. Kein Wunder also, dass der Druck auf das Entwicklerteam enorm zu sein scheint. Das geht insbesondere aus einer Making-Of-Dokumentation hervor: Es ist ein großes Vermächtnis und der Entwickler aus Kalifornien setzt alles daran, die Geschichte der Jedi-Ritter auszuschmücken.
Dabei geht man, insbesondere was die Spielwelt und Charaktere betrifft, sehr ins Detail: Gerade wegen seiner Metroidvania-esquen Natur bietet das Spiel einige gebiete zum Erkunden und lädt nach Freischalten neuer Fähigkeiten Genre-typisch zur Rückkehr ein. So entdeckt man nach und nach neue Manuskripte, Hologramm-Aufnahmen und Co, die die derzeitige Szenerie und ihre Vergangenheit weiter vertiefen.
Ein Wiedersehen bekannter Gesichter hält sich bis auf wenige Ausnahmen (die wir euch an dieser Stelle aus Gründen vorenthalten) sehr in Grenzen. Das hat natürlich Canon-Gründe und ist verschmerzbar. Leider fällt dies aber bei einem besonders gewichtigen Beispiel umso enttäuschender aus: Das Zusammentreffen mit der ikonischen Rasse der Wookies ist eingangs spannend inszeniert – doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die felligen Kameraden unfassbar lieblos und statisch gestaltet sind. Das passt so gar nicht zum Rest des Spiels und bricht in dem Moment enorm die ansonsten getroffene Star Wars Immersion.
Auch bleibt das Potenzial einiger im letzten Abschnitt des Spiels eingeführter Protagonisten dann doch recht ungenutzt. Das lässt auf folgende zwei Möglichkeiten schließen: Entweder da ist eine Fortsetzung in Planung, für das man Vorbereitungen traf – oder das Releasefenster war letzten Endes doch zu eng geschnürt.
Die Fassade des Contents
Untypisch für EA, hat der Publisher eingangs angekündigt, das Spiel käme ohne die verrufenen Lootboxen und Mikrotransaktionen. Dabei fällt im Spiel jedoch schnell auf, dass diese Entscheidung sehr spät im Entwicklungszyklus getroffen wurde: Sämtliche Items und Freischaltungen sind bis auf Fähigkeitspunkte (welche im Souls-Stil nach dem Ableben wieder gesammelt werden müssen) reine, kosmetische Veränderungen.
So ermüdet der Erkundungsdrang ab einer gewissen Spielzeit enorm, da klar wird: Alles, das ich finden kann, sind unter Anderem neue Farben für Cal Kestis‘ Kutte oder etwa andere Griffe für das Lichtschwert. Man kommt nicht umhin, den faden Beigeschmack von Lootboxen und Mikrotransaktionen (kosmetischer Natur) auf der Zunge zu haben. Da hilft auch nicht, dass bis auf wenige Ausnahmen alles dieselben Klamotten oder Skins sind – nur eben in anderen Farben. Das geht besser.
Am Ende des Tages bleibt ein nicht schlechtes aber sehr okay-es Action-Adventure mit Metroidvania-Elementen, einer Prise gehörigen Fanservice und der hochwertigen Essenz eines Respawn Entertainment Titels. Lebenslange Star Wars Fans ergötzen sich an dem Schmankerl – jeder andere wird das Spiel bei dem Abspann wieder von der Platte werfen. Ein Teil 2 hat hier sehr viel Potenzial; sofern das kalifornische Entwickler-Studio und EA auf das Feedback der Community hören.