Testbericht: Ghost Recon Advanced Warfighter 2

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Der Taktik-Shooter Tom Clancy’s Ghost Recon Advanced Warfighter 2 ist zwar schon etwas länger erhältlich, doch für einen Rückblick auf die PC-Version des Spiels ist es nie zu spät. Ist das Spiel wirklich ein würdiger Nachfolger, wie es in der Vorschau behauptet wird?

Ghost Recon Advanced Warfighter 2 für den PC wurde unabhängig von der Xbox 360-Version entwickelt. Der schwedische Entwickler GRIN hat somit ein komplett anderes Spiel erstellt, welches sich von der Xbox 360 Variante enorm unterscheidet. In der PC-Fassung ist der taktische Aspekt im Vordergrund, bei der Xbox 360 eher die Action.

Die Handlung spielt in der Zukunft in Mexiko und den USA. Wie auch im Vorgänger übernimmt der Spieler die Rolle von Captain Scott Mitchell, der wieder den „Ghosts“ die Befehle gibt. In GRAW 2 haben die Ghosts weniger als 72 Stunden Zeit, um einen nuklearen Angriff auf die USA zu verhindern. Da ist es hilfreich, dass die Ghosts nun mit dem CrossCom 2.0 ausgerüstet sind.

CrossCom 2.0 bietet mehr Möglichkeiten

Das CrossCom 2.0 ist ein Bestandteil des HUD, also der grafischen Elemente auf dem Bildschirm. Darüber kann der Spieler den anderen Soldaten Befehle geben und Verstärkungen anfordern. In Ghost Recon Advanced Warfighter 2 ist es nun Möglich, aus der Sicht der anderen Ghosts Befehle zu erteilen. So kann einfach und präzise gesagt werden, welches Teammitglied was zu erledigen hat, bzw. wo es hingehen soll. Durch kleine Kreise auf dem Boden wird angezeigt, wohin die Teammates laufen. Eine wichtige Verbesserung, da nun die Positionen genauer bestimmt werden können. Dadurch wird ermöglicht die Einheiten z. B. gezielt an einer Mauer zu positionieren. Die volle Steuerung, wie beim ersten Ghost Recon, gibt es jedoch nicht. Waffen auswählen, zielen und schießen müssen die Teammitglieder noch selber machen. Wenn die KI also einen Aussetzer hat und ein Partner den Gegner aufgrund mangelnder Intelligenz nicht eliminieren kann, so muss Scott Mitchell schon selbst eingreifen.

Zu den Verstärkungen, die mit dem CrossCom 2.0 angefordert werden können, gehören Mörser, Luftschläge, Panzer und die M.U.L.E.-Einheit. Die Verstärkungen stehen nicht in den Missionen zur Verfügung, sondern werden in bestimmten Situationen bereitgestellt. Mörser und Luftschläge sind hierbei auch nur begrenzt verfügbar. Panzer und die M.U.L.E. Einheiten können nun wie auch bei den Soldaten aus der Sicht des jeweiligen Fahrzeugs dirigiert werden. Die M.U.L.E. Einheit ist ein kleines Fahrzeug, in welchem sich auch Waffen und Munition befinden, falls diese im Kampf zur Neige gehen. Zudem eignet sich das Fahrzeug auch gut als Deckung, insbesondere in der Wüste.

Einige Features fehlen in der PC-Version

Leider hat GRIN einige Features, die in den Entwicklertagebüchern für die Xbox 360 Version gezeigt wurden, nicht umgesetzt. So gibt es zum Beispiel auch den Sanitäter, der verletzten Einheiten versorgen soll, nicht für das PC Spiel. Falls eine Einheit kampfunfähig wird, bleibt diese am Boden liegen und wird dann wohl am Ende der Mission geborgen. Diese verletzte Person fällt dann für die nachfolgende Mission aus, bis sie wieder mit in den Kampf genommen werden kann. Auch der Raketenwerfer, der mehrere Raketen haben soll, fehlt. Wie auch im Vorgänger können die Raketenwerfer nur ein einziges Mal genutzt werden. Das ist ziemlich nervig, wenn zwei Helikopter angreifen und nur ein Raketenwerfer rumliegt. Eine Mission, bei der aus dem Apache Kampfhubschraubers geschossen wird, gibt es ebenfalls nicht.

Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger

Eine wichtige Verbesserung ist die Schnellspeicherung, die nun endlich möglich ist. Im Vorgänger gab es nur die automatische Speicherung bei bestimmten Punkten, z. B. nach dem ein Missionsziel erreicht wurde. Da die Zeiträume zwischen den Speicherpunkten relativ groß waren, konnte dort schon etwas Frust entstehen. Mit der Schnellspeicherung kann der Spieler häufiger zwischendurch speichern, was jedoch mit Einschränkungen verbunden ist. Die Funktion ist nur möglich, wenn nicht irgendwo geschossen wird. Das hat dann den Vorteil, dass kein Spielstand geladen werden kann, bei dem eine Einheit eine Sekunde später vom Gegner erschossen wird. Das System hat jedoch auch ein paar Aussetzer. Leider wird die Speicherung auch an Situationen, an denen keine Gefahr besteht, untersagt.

Ein taktischer Aspekt ist auch der Missionsbeginn. Bei einigen Missionen kann der Absetzpunkt ausgewählt werden, was die taktische Vorgehensweise der Mission beeinflusst. So kann der Absetzpunkt in einem sicheren Gebiet sein oder mitten in der Gefahrenzone, um den Gegner zu überraschen. Einen allzu großen Einfluss hat diese Entscheidung jedoch nicht.

Problemkind: KI

Die KI hat sich in einigen Bereichen verbessert, aber leider auch verschlechtert. Die Teammates sagen nun an, wo sie gegnerische Einheiten sehen. Gut gemacht, jedoch sicherlich noch verbesserungswürdig. Leider scheint sich die KI im Vergleich zum Vorgänger etwas verschlechtert haben. Während diese in Ghost Recon Advanced Warfighter eine sehr große Hilfe waren, kann sich Scott diesmal nicht allzu sehr auf seine Kameraden verlassen. Die Teammates kommen oft nur langsam hinterher. Der Spieler wird sich wohl etwas wundern, wenn er mit dem CrossCom 2.0 in die Sicht eines anderen Soldaten wechselt. Diese gucken teilweise ins Leere anstatt in mögliche Gefahrenzonen. Und wenn ein Feind gesichtet wird, treffen die Einheiten nur sehr schlecht. Peinlich, wenn man bedenkt, dass dies eine professionell ausgebildete Spezialeinheit ist. Bei der KI gibt es fatale Fehler, die tödlich enden können. Die M.U.L.E.-Einheit und die Panzer bleiben gerne an einigen Stellen hängen.

Frust durch das Gameplay

Dass eine taktische Vorgehensweise wichtig ist, wird beim Spielen sehr deutlich. Wer hier nachlässig ist oder voreilig drauf losstürmt, wird es schnell bereuen. Der Spieler muss die Augen überall haben und jede Aktion gut überlegen, was das Spiel sehr anspruchsvoll macht. Hinter jeder Ecke oder auch auf jedem Dach könnten die Gegner lauern. Dass es somit nicht ganz leicht ist, sollte daher klar sein. Nur hat GRIN das Spiel sogar etwas zu schwer gestaltet. Anfänger werden große Probleme bekommen das Spiel überhaupt bis zum Ende zu spielen, da die Missionen selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad ziemlich schwer sind. Hinzu kommt, dass es zwischendurch keine Heilung mehr gibt. Im Vorgänger sind die Soldaten beim Laden eines Spielstandes mit voller Gesundheit gestartet. Das gibt es jetzt nicht mehr. Ist eine Einheit erstmal verwundet, so gibt es in der gesamten Mission keine Heilungschance mehr. Auch mit der Munition muss man weiterhin sehr sparsam sein, da diese auch schneller aufgebraucht ist, als es einem lieb ist. Der Spielspaß geht hier teilweise schnell verloren.

Das Ausrüsten vor der Mission ist ziemlich schlecht geworden. Denn es wird nicht erklärt, welche Auswirkungen auf Genauigkeit oder Stabilität bestimmte Modifikationen für die Waffen haben. Mögliche Modifikationen sind Kampfvisier, Schalldämpfer, Granatwerfer, Zieloptik und ein Vordergriff. Zudem gibt es wieder Raketenwerfer und Granaten. Hinzu kommt, dass der Granatwerfer nur mit „GW“ abgekürzt wird und nirgends steht, was die Abkürzung bedeutet.

Grafik weiter verbessert

GRIN hat sich nicht auf der guten Grafik ausgeruht, sondern noch weiter nachgelegt. Die Grafik ist nun noch detaillierter und effektreicher geworden. Einige Effekte, die in den Entwicklertagebüchern gezeigt wurden, fehlen hierbei jedoch auch wieder. Die tollen Wettereffekte gibt es bei GRAW 2 nicht zu bestaunen. Ein Tag- und Nachtwechsel ist auch nicht zu beobachten. Videoübertragungen sind nur in einem sehr kleinen Fenster anzuschauen. Gerade bei Missionsbeginn hätte man die Möglichkeit bieten können, das Fenster auf Vollbild zu vergrößern. Im Spiel selbst werden die Nachrichtenübertragungen durch pausieren oder dem Wechsel in die taktische Karte einfach abgebrochen.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,0

Tom Clancy’s Ghost Recon Advanced Warfighter 2 ist zwar ein würdiger Nachfolger, kann jedoch die Erwartungen nicht erfüllen. Der Spieler bekommt wieder eine tolle Atmosphäre mit guter Soundkulisse, toller Grafik und genug Action geboten. Jedoch die im Vergleich zum Vorgänger schlechtere KI, einigen fehlenden Features gegenüber der Xbox 360 Version und der etwas zu starken Schwierigkeit sorgen für Frust.