In Unravel war Yarni, der kleine anthropomorphische Held aus Wolle, in vielen brenzligen Situationen (Achtung, Flachwitz) verstrickt. Nach und nach kristallisierte sich die Hintergrundgeschichte des süßen Jump’n’Run-Titels heraus: Auf einer melancholischen Reise durch eine liebevoll und sehr detailliert gestaltete Spielwelt suchen wir die Erinnerungen einer alten Frau. Hierbei wurde sensibel die Thematik der Altersschwäche und Alzheimer aufgegriffen und im Spiel, sanft durch einen passend melodischen Soundtrack begleitet, beleuchtet.
Stets von schemenhaften Einblendungen, welche den Plot vorantrieben, begleitet, musste sich Yarni durch eine raue Außenwelt schlagen und war hierbei immer mit seinem drohenden Ableben in Form des ausgehenden Garns konfrontiert. Das berührte und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Gemeinsam stark
Unravel 2 knüpft hier scheinbar nahtlos am Vorgänger an, dreht sich mit seiner kryptisch dargestellten Handlung jedoch dieses Mal in erster Linie um Freundschaft und Vertrauen. Passend also, dass Teil 2 ein neues Element in die Serie einführt: Kooperatives Gameplay. Zwei Spieler können, oder vielmehr müssen, in Unravel 2 zusammenarbeiten, um die Gefahren auf der Suche nach menschlichen Erinnerungen zu bestehen. Hierbei ist das Spiel durchweg auf zwei Yarnies ausgelegt, welche sich gegenseitig zur Hand gehen.
Obgleich EAs neuer Indie-Titel ganz und gar auf kooperativen Spielspaß aus ist, können auch Solisten Yarnies neues Abenteuer erleben: Beide Helden bestehen aus Garn und können zu einem Charakter verstricken. Hierbei trägt der jeweils aktive Spieler den anderen mit sich herum. Praktisch, wenn mal einer der beiden beispielsweise eine Toilettenpause einlegen muss. Diesem Umstand verdanken wir hier die Einzelspielermöglichkeit, denn sind wir alleine unterwegs, können wir zwischen beiden Antagonisten hin und her wechseln.
Die Spielwelt macht sich dies auch zu Nütze: Tiefe Abgründe bewältigen wir nur, indem ein Spieler ein Stück Garn am Abgrund herablässt – an dem Spieler Zwei sich zur anderen Seite schwingt. Klingt rudimentär und war auch nur ein schlichtes Beispiel des nötigen Zusammenspiels: nach und nach werden die Herausforderungen verzwickter und dann hilft es sicherlich, dass vier Augen mehr sehen als zwei.
Selbe Ästhetik, mehr Tiefe, kaum Neues
Unravel bleibt sich treu: Melancholische Klänge eines gefühlvollen Soundtracks begleiten stets die Reise unserer anthropomorphischen Spielkameraden und auch die Gefahren auf dem Weg wirken für Menschen vermeintlich nichtig; bringen die kleinen Garnlinge zuweilen jedoch richtig ins Schwitzen.
Neu sind Gegner, welche im Spiel unsere alltäglichen Gemütszustände darstellen wollen: Wut, Hass, Angst und Schuldgefühle wollen das buchstäbliche Band zwischen den Spielern zerreißen und bei Berührung zum sofortigen Ableben der beiden führt. Dies, in Kombination mit manchen gemeinen Rätseln in der Spielwelt, können gelegentlich für Frustmomente sorgen. Etwas, das man mit wirklich fairen Speicherpunkten auszugleichen versucht – mit Erfolg.
Die Steuerung ähnelt der des Vorgängers beinahe aufs Haar, wurde für das nächste Abenteuer jedoch deutlich verbessert: Fehleingaben kommen kaum noch vor und auch der Wechsel zwischen den beiden Charakteren im Einzelspielermodus geht schnell von der Hand. Besonders cool: Der Ein- oder Ausstieg des zweiten Spielers ist jederzeit ad-hoc möglich, was den Wunsch nach ungezwungenem und flexiblen Couch-Koop ehrt.
Diese Kurzweil ist auch nötig: Im Vergleich zum Vorgänger trumpft Unravel 2 weniger mit atemberaubendem Level-Design, sondern fokussiert sich auf die Partnerdynamik. Leider führt dies für Solisten zu umständlichem Gameplay, über das man jedoch mit etwas Übung hinwegsehen darf.