Als das Spiel zum ersten Mal angekündigt wurde war ich sehr überrascht von der Wahl des Settings. Mafia 3 spielt nämlich im Jahre 1968 in den Südstaaten der USA, in New Orleans (im Spiel New Bordeaux) um genau zu sein. Eine bisher wirklich unverbrauchte Szenerie. Denn wer hätte schon ein weiteres Sandbox Game in Städten wie New York, Los Angeles oder San Francisco gebraucht? Eben. Dazu haben die Entwickler noch ein sehr bedeutsames Jahr in der Geschichte der USA gewählt. 1968 wurde Martin Luther King und Robert Kennedy, Senator der Vereinigten Staaten, ermordet. Der Civil Rights Act trat in diesem Jahr in Kraft. Auch die heutzutage bekannte ASCII Codierung wurde als Standard festgelegt. Zu „guter“ Letzt wütete noch der Vietnam Krieg, welcher zu der Zeit eine seiner heißesten Phasen erlebte.
Um dem Ganzen nun noch die Krone aufzusetzen wurde als Hauptprotagonist ein schwarzer Vietnam Kriegsveteran gewählt, der nach der Ermordung seiner Familie nur noch Rache im Sinn hat. Damit sind eigentlich alle Weichen für ein gutes und geschichtlich starkes Open World Game gesetzt. Leider ist dies nicht geglückt. Aber fangen wir erstmal von vorne an.
Home sweet home
Grade aus dem Vietnam Krieg zurück gekehrt, möchte Lincoln Clay, ein schwarzer Veteran, zuerst seine Familie und Freunde wiedersehen. In seinem Fall handelt es sich hierbei um den schwarze Mob in New Bordeaux. Von diesem wurde er nach dem Tod seiner Eltern und dem Aufenthalt im Waisenhaus aufgenommen. Die Geschichte wird sehr interessant erzählt. Ihr seht zum Einen Lincoln und seine Familie in der Gegenwart und zum Anderen bekommt Ihr Einblendungen aus der Zukunft. In diesen werden Menschen zu den Geschehnissen befragt, welche sich zwischen Lincolns Ankunft und dem Ende des Spiels zugetragen haben. Da die Befragten selbstverständlich immer mehr wissen als der Spieler selbst, bekommt Ihr hier und da ein paar Infohappen zugeworfen die euch bei der Stange halten und die Geschichte interessant gestalten.
Lincoln ist also mit seiner Familie frisch vereint. Nach anfänglicher Euphorie erkennt er aber schnell, dass nicht alles so rund läuft wie ihm alle gerne vor machen würden. Das Geld geht zu neige, andere Banden machen Druck und auch der Don selbst ist sehr unzufrieden mit ihnen. Und spätestens seit Der Pate wissen wir alle was passiert wenn ein Don unzufrieden ist. Eine Woche nach Lincolns Ankunft passiert also das Unausweichliche: Seine gesamte Familie wird ermordet. Dafür verantwortlich zeigt sich Don Sal Marcano, das Oberhaupt der Mafia. Und genau hier beginnt dann die eigentliche Geschichte. Denn Licoln hat nun nur noch ein Ziel: Rache für seine Familie!
So gut das Ganze klingen mag, so schlecht ist es umgesetzt. Dieser sonst eigentlich starke Mafia Flair kommt für mich zu keinem Zeitpunkt wirklich auf. Eher habe ich das Gefühl ein mittelmäßigen GTA-Klon zu spielen. Das macht Mafia 3 in keiner Weise zu einem schlechten Spiel aber mittelmäßige GTA-Klone hat die Welt eigentlich schon genügend. Auch das gut gewählte Setting in den 60ern wird nicht richtig ausgespielt. Klar kommt hier und da mal eine kurze Einblendung der großen Geschehnisse aber die Story selber spielt das absolut nicht aus. Wieso entscheidet man sich für eine interessante und geschichtlich relevante Zeit und lässt den Spieler diese dann nicht in voller Wucht erleben? Schade!
Und täglich grüßt das Murmeltier
Aber wenn schon die Story nicht 100 % überzeugt und einen mitreißen kann, dann doch wenigstens das Gameplay. Im Falle von Mafia 3 muss man hier leider sagen, dass das nicht ganz der Fall ist. Die Missionen sind anfangs noch abwechslungsreich aufgebaut. Leider habt Ihr im Hauptteil des Spiels nur noch eine Art von Mission. Denn, ohne jetzt groß etwas zu spoilern, möchte Lincoln natürlich nicht nur den Don selber, sondern die gesamte Befehlsstruktur zerschlagen. D. h. Ihr arbeitet euch von den kleinen Fischen, über die Offiziere, hoch zu Sal Marcano. Und das ständig nach ein und dem selben Prinzip: Sammle Infos über dein Ziel und töte dein Ziel. Und das auf die langweiligste Art aller Zeiten. Mehr gibt es nicht. Kein interessantes Missions Design oder etwas Abwechslung oder einprägsame Momente. Viele von Euch werden vermutlich nach zwei Wochen kaum noch eine Mission im Kopf haben, die ihnen wirklich gefallen hat.
Ich persönlich hätte mir sehr gut das leider nie weiter ausgearbeitete Nemesis System aus Mordors Schatten vorstellen können. Ich war zwar kein großer Fan des Spiels selbst, aber das Nemesis System war eine sehr interessante Geschichte und hätte in Mafia 3 weiter ausgebaut werden können. Grade da man sich auch hier durch eine Hierarchie nach oben kämpft.
New Bordeaux hat eine angemessene Größe, ist aber leider kaum mit Leben gefüllt. Es gibt ein paar eher uninteressante Nebenmissionen, hier und da ein paar Dinge zu entdecken, ein paar Passanten und andere Autofahrer aber wirklich lebendig fühlt sie sich nicht an. Auch die früher sehr strenge Polizei ist im dritten Teil im Urlaub. Früher ist man kaum 5 km/h zu schnell durch die Stadt gerast oder hat eine rote Ampel überfahren und schon hatte man einen wütenden Streifenwagen hinter sich. Heute ballert Ihr, wie von GTA gewohnt, mit 120 Sachen durch die wenig gefüllte Innenstadt und keine Sau interessiert es. Klar taucht mal kurz der blaue Marker auf, welcher Euch darauf hinweist, dass die Polizei Euch beobachtet aber vielleicht gefällt denen ja auch einfach nur Euer Auto.
Das reine Gameplay ist wirklich in Ordnung. In dieser Hinsicht spielt es sich wie jeder 08 / 15 Deckungsshooter. Mit dem Controller fühlt sich das Zielen etwas schwammig an, aber da kommt man nach den ersten Feuergefechten gut rein. Die verschiedenen Waffen fühlen sich mächtig an und sind gut zu bedienen. Als „kleine“ Hilfe könnt Ihr eine Wallhack Sicht aktivieren. Mit dieser seht Ihr durch Wände und ALLE Gegner werden rot umrandet. Selbst der unerfahrenste Shooter-Spieler wird keine Probleme haben siegreich aus diesen Gefechten hervor zu gehen.
Hier macht Mafia also wenig falsch, auch wenn es das Rad nicht unbedingt neu erfindet. Die Fahrzeuge steuern sich ebenfalls sehr gut, vorausgesetzt man aktiviert den Simulations Modus. Das Game selber wird euch empfehlen, dass diese Option nur etwas für „erfahrene“ Spieler ist aber wir können euch diese Option nur wärmstens ans Herz legen.
Ich hab schon klügeres Toastbrot gesehen
Sehr wichtig in einem Shooter ist selbstverständlich die KI der Gegner und mein Gott was hat sich Hangar 13 hierbei nur gedacht. Glaubt mir wenn ich Euch sage, dass man so etwas wirklich selten erlebt. Man kann sich in den verschiedenen Passagen entscheiden, ob man mit purer Waffengewalt vorgeht oder doch lieber à la Splinter Cell durch die Gegend schleicht. In normalen Feuergefechten bauen die Gegner absolut keinen Druck auf. Während Ihr gemütlich einen Kaffee in der Deckung trinkt, schauen die Gegner ab und zu mal über Ihre drüber und warten quasi nur drauf, dass Ihr ihnen die Birne weg pustet. Selbst wenn Ihr hinter einer Deckung bereits die Leichen stapelt, hindert dies die Gegner nicht daran es auch nochmal in dieser Deckung zu versuchen. Vielleicht ist er ja der eine Auserwählte der die Situation erfolgreich überlebt?
Ihre wahre „Stärke“ spielt die KI aber aus wenn Ihr euch schleichend durch die Umgebung bewegt. Stellt Euch folgende Situation einmal vor: Ihr seid in einer Deckung, vor Euch ein Lagerfeuer um das zehn Gegner sitzen und gemütlich plaudern. Um so eine Situation zu überleben ist normalerweise jemand wie Agent 47 oder Sam Fischer gefragt. Aber die beiden sehen richtig alt aus sobald Lincoln Clay seinen Auftritt hat. Denn Lincoln hat eine Superkraft: Pfeifen. Damit könnt Ihr einen und zwar exakt EINEN Gegner anlocken. Selbst wenn zehn Leute um das Feuer sitzen, nur einer wird Euer Pfeifen hören und darauf reagieren.
Er kommt langsam auf Euch zu und sobald er nah genug ist könnt Ihr ihn leise ausknocken. Pfeift Ihr nun erneut, reagiert auch diesmal wieder nur einer. Auch er kommt langsam angelaufen, sieht seinen toten Kollegen, aber anstatt die anderen zu warnen, läuft er einfach mit gezogener Waffe weiter auf Euch zu. Das wiederholt Ihr nun bis alle zehn bewusstlos neben euch liegen und voilà, Situation überstanden. Wirklich amüsant zu sehen, wie die Entwickler auf eine ausgefeilte KI „gepfiffen“ haben.
Was die restliche Technik angeht, gibt es auch noch die ein oder andere Kritik. Die Grafik wird Euch nicht unbedingt zum Staunen bringen oder neue Maßstäbe setzen aber ist insgesamt ganz in Ordnung. Meist ist es eher dunkel oder neblig in New Bordeaux und die Engine kann kaum zeigen was sie könnte. Ab und zu gibt es einen Lichtblick und dann sieht Mafia 3 auch wirklich gut genug aus. Gerade in den Cutscenes kann die Mimik der Leute überzeugen. Da muss man natürlich auch die Schauspieler dahinter loben, die wirklich eine gute Leistung abliefern. Die deutsche Synchro könnte zwar besser sein aber auch hier ist es eben nur Mittelmaß.
Leider gibt es selbst Wochen nach dem Release immer noch einige Bugs, Glitches und Grafikfehler. Als Beispiel hatte ich eine Situation in der mich drei Gegner entdeckt haben. Anstatt, dass sie die Waffen ziehen und in Deckung rennen, sind sie alle drei erstmal synchron nach hinten umgefallen. Waren wohl sehr überrascht mich zu sehen.
Einzig der Soundtrack und die musikalische Untermalung sind durch und durch perfekt. Hier gibt es nichts zu meckern. Im Radio gibt es immer wieder Klassiker aus den 60ern die Euch bei den Autofahrten durch die Geisterstadt passend zum Takt mit dem Kopf nicken lassen.