Willkommen im Jahre 1914
Abgesehen von indie-Ablegern wie etwa Verdun wurde der erste Weltkrieg, welcher die Erde von 1914 bis 1918 entflammt, bisher selten zur Thematik in Videospielen. Entwicklerstudio DICE schickt euch nun jedoch in die gnadenlosen Schlachten in den italienischen Alpen, der Westfront sowie sogar der arabischen Wüste. Hier standen damals der Kampf Auge um Auge in persönlichen Infanterie-Gefechten und der Einsatz früher Vorreiter der modernen Militär-Technik im Vordergrund. Alles ein wenig unzuverlässiger, klobiger, und ja – grausamer.
Statt einem Kampfjet besteigt ihr in Battlefield 1 Doppeldecker-Propellerflugzeuge, statt einem Leopard-Panzer in den rostigen wie langsamen Mark-V (hierzu später mehr!) und statt moderne Präzisionswaffen stehen nur eine Hand voll Feuerwaffen zur Verfügung, deren Handhabung doch auch mehr Übung und Gewohnheit verlangt als etwa die Smart Pistol aus dem Titanfall-Universum.
Bis zur eigentlichen Einigung in der Entente Ende 1918 wurde sehr viel Blut vergossen, was wir in Battlefield 1 nicht nur in den serientypischen, monumentalen Mehrspieler-Schlachten miterleben: In einer neuartigen, frischen Art und Weise erzählt DICE in einem Episodenformat die Geschichte fiktiver Menschen mitten im Getümmel dieses grausamen Krieges. Die Kampagne will im Vergleich zu ihren Battlefield-Vorreitern vor allem authentisch sein. Ob dies gelingt?
Das ist Black Bess … die Liebe deines Lebens
First things first: Die Kampagne in Battlefield 1 ist eine Aneinanderreihung von fünf Kapiteln, welche (wie eingangs bereits erwähnt) die Geschichten fünfer Individuen in einer Art Episodenformat wiedergibt. Angefangen bei der Mark-V Panzerdivision versucht DICE euch durch unglaublich gut und menschlich inszenierte Zwischensequenzen in das Jahr 1914 zu entführen. Als junger Chauffeur wurden wir im Kriegsfall zum Panzerfahrer auserkoren und lernen die Black Bess kennen.
Im Verlauf der Mission zeigt sich: Nicht alles ist Gold was glänzt und auch die Black Bess ist ein zickiges Miststück was Zuverlässigkeit betrifft. Ein Ton, der sich durch die halbe Kampagne zieht und das Gefühl der Gnadenlosigkeit vermitteln will. Etwas, das durch die tollen Zwischensequenzen stets untermalt wird: Wir sind Menschen, wir sind angreifbar und verletzlich.
Leider etwas, das sich im Gameplay nicht sonderlich widerspiegelt. Ja; im Prolog wird die Nichtigkeit eines Soldatenlebens eindrucksvoll und erbarmungslos in Schau gestellt. Ja; auch im späteren Verlauf werden die krassen Kontraste zu dem ehemaligen Leben der Soldaten gezeigt.
Aber neben all dem steht eine typische Shooter-Kampagne auf dem Speiseplan, welche die Glaubwürdigkeit der eben noch gezeigten Cutscenes leicht untergräbt: Wellen von Gegnern branden an unser Mark-V Panzer, unglaublich übermenschlich mähen wir die teilweise aussetzende künstliche Intelligenz nieder. Auch schade: Grundsätzlich kommen Zwischensequenzen wieder niedriger aufgelöst daher als Gameplay als solches.
Trotz allem, stellt die Einzelpielerkomponente ein stimmiges und vor allem durch seine Erzählweise frisches Gesamtbild dar. Nicht, dass wir die Battlefield-Serie jemals (abgesehen von den atemberaubenden Bad Company Kampagnen) für ihren Einzelspielerpart gekauft, gespielt und geliebt haben.
64 Seelen, eine hohe Tickrate und massive Zerstörungsorgien
Nein: Der Mehrspilermodus ist das, was ein Battlefield zu Battlefield macht. Im Vergleich zur gewohnten Schlachten-Kost setzt Battlefield 1 neben dem World War I Setting nochmal einiges ordentlich oben drauf: Schlamm, Dreck und Blut fliegen uns regelrecht um die Ohren, wenn wir erbittert an der Seite unserer Kameraden versuchen Stellungen einzunehmen, verteidigen oder einfach ein französisches Schloss zu stürmen. Der neue Ableger der Reihe setzt die Messlatte, was Bombast und Intensität anbelangt, unglaublich hoch und eines ist in unseren Augen sicher: Es ist das beste Battlefield aller Zeiten.
Auf Servern mit bis zu 64 Spielern (32 Spieler á Team) beharken wir uns mit einer angenehm erhöhten Tickrate von 60Hz. Etwas, das erst mit Battlefield 3 eingeführt wurde und ein unglaublich flüssiges Gunplay selbst bei moderater Latenz zum Server ermöglicht. Es fühlt sich alles einfach unglaublich rund und direkt an. Wunderbar! Des Weiteren wurde die Umgebung der sechs unterschiedlichen und dynamischen Karten insofern angepasst, dass wirklich beinahe kein Stein auf dem anderen bleibt, wenn es heiß her geht.
Gerade als Sturmsoldat mit Panzerabwehrgranaten oder Dynamit bewaffnet lassen sich die Schauplätze unglaublich detailreich zerlegen, was der Intensität des Spiels nur noch mehr beiträgt. Neben dem Sturmsoldaten spielen wir wahlweise einen Versorgungssoldaten, Sanitäter oder Späher. Hier gilt: Name ist Programm. Jeder kommt mit seinen Stärken und Schwächen. Hinzu gesellen sich für die Fahrzeuge jeweils der Pilot und der Panzerfahrer, welche mit einer angepassten Ausstattung direkt in den Fahrzeugen ins Spiel einsteigen.
Alle sechs Karten unterscheiden sich phänomenal vom Setting und der Atmosphäre her sehr voneinander. In den italienischen Alpen sind verstreute Geplänkel an der Tagesordnung, während Scharfschützen ihr Eldorado entdecken – beim „Krieg im Ballsaal“ hingegen sind sowohl Infanterie als auch Panzerfahrer gleichermaßen bedient: Außerhalb des Schlosses finden sich weitläufige Wiesen und Hügel, im Schloss selbst ist der Name der Karte maßgeblich: Brutale Gefechte auf engem (zerstörbarem) Raum.
Ein neuer Startschirm ermöglicht per Ansicht auf die Karte das taktische Vorausplanen seiner Spawnpunkte, am Ende jeder Runde werden die fünf besten Spieler gekürt und zu guter letzt sorgt neben dem schon bekannten Leveln der Ränge ein Drop-System mit sogenannten Battlepacks und darin enthaltenen Skins für Waffen für wirklich viel Langzeitmotivation.
Technisches Alpha und Omega
Was DICE mit Star Wars Battlefront vormachte, perfektionieren sie in Battlfield 1. Fans guter Grafik und bombastischen Sounds ziehen im neuen Spiel alle Register. Auf Basis der neusten Frostbite-Engine sah ein Wald in Videospielen beispielsweise dank Photogrammetrie nie lebensechter aus. Die Umgebung wirkt stets wie aus einem Guss und passt einfach in die Szenerie. Auch der Kontrast einer Map vor und nach der jeweiligen Runde könnte dank der verbesserten Zerstörbarkeit nie größer sein.
Erstaunlich: Selbst mit hohen Grafikeinstellungen läuft das Spiel auch auf moderater Hardware wirklich rund. Die eben erwähnte Photogrammetrie entlastet die Hardware mit ihren ressourcensparenden und doch ultra-hoch auflösenden Texturen sehr. Selbst bei größtem Getümmel bleiben Rechner und Server gleichermaßen tapfer und sorgen für einen wunderbaren Spielfuss.
Technische Probleme ála Battlefield 3 oder anfängliche Bug-Orgien gehören der Vergangenheit an.
Der Ton im Spiel – unglaublich! Neben der großartigen, gar erstaunlichen Tatsache, dass uns das Spiel die freie Wahl zwischen Dutzenden voll vertonten Sprachen lässt, ist die Soundkulisse wieder so intensiv wie eh und je. Jede Explosion, jeder Schuss … ja sogar die Soldaten selbst, wenn sie mit Bajonetten in das Gefecht stürmen und dabei ihren letzten, verbitterten Schrei ausstoßen – Mel Gibson wäre stolz.
Wieder lässt uns das Spiel die Wahl zwischen einzelnen Audio-Modi wie Kopfhörer und Surround; auch die besondere sogenannte „Kriegsbänder“-Einstellung ist wieder an Bord. Dieser hebt Störgeräusche und Bombast nochmal hervor, um Feindortung gegen Atmosphäre und Mittendrin-Gefühl zu tauschen.