Testbericht: Sonic Forces

X-One-Version, getestet von Timo Schmidt am

Der kleine Igel aus dem Hause Sega, welcher schon damals im wahrsten Sinne des Wortes im Sturm mein Herz auf der Sega Megadrive eroberte, hatte es nicht leicht zuletzt. Die letzten Spiele der Marke setzten sich mehr oder minder selbst in den Sand und ernteten leider auch die entsprechenden Noten und Reputation.

Mit Sonic Forces will Sonic the Hedgehog einen neuen Anlauf nehmen.

Der Mix machts – oder?

Sonic Forces will alle Vorlieben und Vorzüge der Serie bedienen: 2D-Plattformer, 3D-Plattformer, isometrischer Plattformer und viel mehr verstecken sich in dem neusten Ableger rund um den schnellen, blauen Igel. Was hier nach einem neuen NieR-Spiel klingt, ist jedoch im Kern nach wie vor das, was Segas tierische Sause ausmacht.

Und das ist vielleicht auch der Knackpunkt des Ganzen: Ungleich zu seinen direkten Vorgängern will Forces alles können und jeden begeistern – ob Adrenalinjunkies oder Plattform-Liebhaber. Oft sind hierbei die Übergänge teilweise derart abrupt, dass man bereits in das nächste Hindernis… nun ja – rennt.

Das Spielprinzip als solches lässt sich mit einem Mix aus Super Mario 64 und den abertausenden „Runner“-Spielen für mobile Endgeräte vergleichen: Sonic saust wie der Blitz von A nach B, sammelt hierbei so viele Gegenstände und klopft dabei so viele Gegner wie möglich um.

Nicht selten scheppert der Bläuling dabei jedoch durch den rapiden Wechsel der Level-Elemente trotz ungeahnter, jahrelang geschulter Spieler-Fähigkeiten in Gegner, Pylonen, oder schlicht Wände. Ein Wiederholen der Level ist unabdingbar, selbst wenn man nicht nach einem S-Ranking strebt oder alle Collectibles sammeln möchte. Die Spielwelt ist an sich schön anzusehen und technisch auf allen(!) Plattformen gut umgesetzt – doch nach dem x-ten Mal geht auch dem rasantesten Spiel die Luft aus.

Alte Schule in neuem Gewand

Long Story short: Eggman will die Weltherrschaft an sich reißen und nur ein gewisser Igel kann das ob seiner Geschwindigkeit verhindern. In Sonic Forces durchlaufen wir (sprichwörtlich) bis zu 30 Levels und versuchen hierbei mit Dash-Angriffen und akkuratem Gerenne dem entgegen zu wirken.

Angenehmen Charme versprühen hierbei insbesondere die gelegentlich aufkommenden 2D-Areale: Richtig Retro, wie damals 89, von links nach rechts zu rasen und hierbei alle möglichen Kniffe zur Bewältigung der Herausforderung anzuwenden macht einfach immer noch am meisten Spaß.

Hinderlich ist hierbei vielleicht höchstens die Handlung: Viel zu ernst, viel zu düster und doch mit, der Marke entsprechenden, Witzen und Gags gekrönt wirkt Sonic Forces oftmals wie ein Mischmasch, der nicht weiß was er sein will.  Doch nach wenig mehr als 4-5 Stunden ist die Rennerei auch schon vorbei; denn bei 30 Leveln á 5-6 Minuten mit entsprechenden Trial & Error-Sequenzen wars das mit Eggmans Vormarsch.

Das Erstellen eines eigenen Avatars, inklusive mehrerer Tierarten auch fernab eines Igels, mit eigenen sogenannten „Wisp“-Skills bringt hier neuen Aufschwung. Doch leider werden diese in den viel zu kurzen Bosskämpfen nicht gewürdigt und lassen hier entsprechend Tiefe vermissen. Am Ende ist es nur eine Frage des Geschmacks; welcher sich bei mir persönlich schlicht auf den modernen Sonic beschränkte.

Ein Wiederspielwert ist durch die Rankings und freischaltbaren Fähigkeiten indirekt vorhanden; auch das Komplettieren der Collectible-Sammlung in den einzelnen Levels dürfte aufgrund der rasanten Wechsel im Gameplay eine Weile beschäftigen. Etwas, das am Ende jedoch für unterwegs im Bus auf der Switch geschaffen ist, oder nur Die-Hard-Fans bei der Stange halten dürfte. Letzteres ist ohnehin eine Glaubensfrage an sich: Das Spiel kostet in der Anschaffung zwischen 35 und 40 Euro, was bei dem Umfang etwas happig sein dürfte.

Wertung

Positiv

  • Spielwelt abwechslungsreich
  • Altbekannte Gameplay-Elemente
  • 2D-Areale lassen die Kindheit aufleben
  • Gut inszenierte Bosskämpfe
  • Tolle Portierung auf alle Plattformen

Negativ

  • Spielverlauf sehr abrupt
  • Avatare nett, jedoch ohne Nutzen
  • Musik vergleichsweise generisch
  • Spielumfang sehr kurz geraten
  • Handlung unnötig düster und dramatisch

Fazit

GC-Wertung
6,0

Als alter Sonic-Fan freue ich mich jedes Mal neu auf einen weiteren Ableger und bete, dass dieser mehr Erfolg haben möge. Wer vermisst nicht den alten Rausch durch verzweigte Levels und den Kampf gegen Eggman und seine Heerscharen? Die Faszination ist es, die den Leuten immer wieder neuen Mut gibt, wenn ein neuer Titel das Licht der Welt erblickt.

Mit Sonic Forces gelingt SEGA diese Faszination leider nur bedingt: Die Welten wirken viel zu wild gemischt und die Musik bringt mein Blut auch nicht sonderlich in Wallungen. Das gelang schon einmal besser. Spaß macht es beim ersten Durchlauf aber allemal.

Technisch läuft das Spiel auf allen Plattformen astrein und visuell weiß Sonics neues Abenteuer wirklich zu begeistern. Leider mangelt es jedoch an Übersicht und die neuen Features, wie etwa ein eigener Avatar reißen mangels Notwendigkeit nicht vom Hocker. Auch das Verhältnis zwischen Umfang und Preis ist eine kritische Angelegenheit - womit Sonic Forces nicht die erhoffte Offenbarung ist und doch trotz allem kein schlechtes Spiel.

Vielen Dank an Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.