Testbericht: Borderlands 2

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Vor wenigen Jahren wagte Gearbox Software mit Borderlands einen mutigen Versuch eines Rollenspiel-Shooters in Cel-Shader-Optik und landete einen Erfolg. Drei Jahre später geht der Spaß mit Borderlands 2 in die nächste Runde. Wieder darf in der Rolle von Kammerjägern der Planet Pandora unsicher gemacht werden. Ausreichend Entwicklungszeit, wenig Neuerungen und trotzdem wieder großer Spaß?

Gleiches Prinzip, neue Story

Wie im ersten Teil schlüpft der Spieler erneut in die Rolle eines Kammerjägers auf dem Planeten Pandora. Während es beim letzten Mal primär um die Suche nach der Kammer mit den vielen Schätzen ging, bei welcher der Spieler letzten Endes sicherlich ein wenig enttäuscht gewesen sein dürfte, gibt es in Borderlands 2 direkten Widerstand durch einen Bösewicht: Handsome Jack, inzwischen Chef der Hyperion Corporation. Einen Anführer, über denen die Bewohner von Pandora alles andere als glücklich sind. Vieles hat sich in der Zwischenzeit, einige Jahre nach dem Ende von Borderlands, geändert. Überall auf dem Planeten wurde das wertvolle Eridium freigesetzt, welches Handsone Jack daraufhin sehr reich und einflussreich machte.

Gerüchten zu Folgen gibt es eine zweite Kammer, welche nicht nur Hyperion anlockt, sondern auch wieder Kammerjäger. Für die Reise durch das Spiel stehen zunächst vier Charaktere zur Auswahl, daraufhin folgt eine gewohnt humorvolle Einführung. Unterwegs in einem Zug mit dem Reiseziel Santuary erleben die Kammerjäger eine böse Überraschung und werden von Handsome Jack in die Luft gesprengt und landen irgendwo im Schnee. Damit direkt eine erste schöne Neuerung des Nachfolgers, denn die Landschaft hat mehr als nur das sandige Ödland zu bieten.

Unser lustiger Freund Claptrap ist auch wieder mit von der Partie
Unser lustiger Freund Claptrap ist auch wieder mit von der Partie

In der Rolle des gewählten Charakters wache ich als Überlebender auf und werde direkt vom geliebten Roboter Cl4p-Tp begrüßt. Kein Borderlands ohne den kleinen quasselnden Gefährten! An seiner Seite beginnt wie schon im Vorgänger das Spielgeschehen mit einer minimalen Einführung. Mit fortlaufendem Spielgeschehen macht sich immer mehr die Story bemerkbar, welche dieses Mal über das einfache Aufspüren einer Kammer hinausgeht. Zwar bleibt es weiterhin eher ein nettes Beiwerk, konnte aber dennoch mein Interesse wecken. Bei einem Spiel mit ungefähr 40 Stunden bis zum Ende des ersten Durchspielens ist es auch sinnvoll, etwas Geschichte parat zu haben.

Der Einstieg erfolgt in Form von eingeblendeten Info-Fenstern und nicht mit künstlichen Strecken, um Laufen, Springen, Ducken und Schießen zu üben. Ein bisschen stört es, dass einige Sekunden gewartet werden muss, ehe sich die Box schließen lässt. Einerseits sinnvoll, um ein versehentliches Schießen zu verhindern, anderseits beim Neubeginn mit anderen Charakteren leicht hinderlich. Eine große Schonfrist existiert nicht, der Spieler wird schon bei den ersten Gefechten gut gefordert, jedoch nicht unbedingt überfordert. Wer bereits Borderlands gespielt hat, kennt das bekannte Spielprinzip. Echte Neuerungen gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht zu beobachten – mit Ausnahme der spielbaren Charaktere.

Neue Kammerjäger-Truppe

Die altbekannten Kammerjäger aus dem Vorgänger stehen nicht als spielbare Charaktere zur Verfügung. An ihre Stelle tritt eine neue Truppe bestehend aus vier Personen unterschiedlicher Klassen. Sie unterscheiden sich insbesondere durch den jeweiligen Action-Skill, eine spezielle Fähigkeit, die für wenige Sekunden aktiv bleibt und sowohl Angriff als auch in der Verteidigung für Vorteile sorgt. Mit jedem neuem Level erhält der Spieler einen Skillpunkt, um dafür ein Upgrade aus drei Skill-Trees zu erwerben. Einige dienen dazu, um möglichst viel Schaden anzurichten, andere für bessere Überlebenschancen. Manchmal fällt es schwer sich zu entscheiden, denn selbst im höchsten Level können nicht mal zwei der drei Bäume komplett aufgelevelt werden.

Axton gehört der Commando-Klasse an, ausgestattet mit den von Roland bekannten Geschütztürmen. Auf dem ersten Blick nichts Neues, doch der Skill-Baum offenbart andere Upgrades, bei denen es nicht leicht fällt, sich zu entscheiden. So ist es mitunter möglich, zwei Geschütztürme aufzustellen oder die Türme an Wänden zu befestigen. Ich entschied mich stattdessen für den mittleren Skill-Tree, dessen höchste Upgrade-Stufe der Nuklearschlag ist. Beim Aufstellen richtet eine Detonation zunächst ordentlichen Schaden an, ehe der Geschützturm wie gewohnt weiterschießt. Wird der Turm nicht weiter benötigt, kann er noch vor dem Abklingen der Zeit abgebaut werden, um die Abkühlphase zu verringern und früher erneut platzieren zu können.

Maya ist die spielbare Sirene und kann mit ihrem Phaselock Feinde in einem Kraftfeld vorübergehend festhalten. Diese stellen für eine kurze Zeit keine Gefahr mehr da und können ohne Gegenweher attackiert werden. Der mysteriöse Zer0 ist ein Assassine, der sich unsichtbar machen kann, um die Gegner dann mit einem Hologramm von ihm abzulenken. Das richtet zwar keinen Schaden an, doch dafür kann er mit einem kleinen Überraschungsangriff großen Schaden anrichten.

Der vierte Charakter ist Salvador als Gunzerker. Durch den Namen seiner Klasse lässt sich bereits ableiten, dass es sich bei ihm um einen gut bewaffneten Berserker handelt. Sein Action-Skill erlaubt es ihm, zwei Waffen gleichzeitig zu benutzen. Welche das sind, bleibt dem Spieler überlassen. Erlaubt ist jede denkbare Kombination, beispielsweise ein Sturmgewehr und ein Raketenwerfer. Um die Munition muss sich keine großen Sorgen gemacht werden, denn in den Schusspausen füllt die Fähigkeit die Munition auf.

Einen besten oder schlechtesten Charakter gibt es nicht, denn dies hängt vom jeweiligen Spielstil ab. Als eher angriffsorientierter Spieler gefielen mir die Commando- und Gunzerker-Klasse am besten. Insbesondere der Geschützturm von Axton ist oft eine sehr große Unterstützung. Im Vergleich dazu wirkte der Phaselock der Sirene zumindest in den niedrigeren Stufen zu schwach, da damit kein Schaden verursacht wurde. Das änderte sich jedoch mit den Upgrades. Am wenigsten gefiel mir der Assassine, da der Action-Skill weder als Unterstützung für Schaden sorgte noch die Angriffe der Gegner etwas entkräften konnte. Kurz aus dem Geschehen zu verschwinden war zwar hilfreich, ansonsten wusste mir es nicht recht zu gefallen.

Für Vorbesteller kostenlos und für alle anderen nachträglich als DLC erhältlich ist die einige Zeit nach der Spielveröffentlichung erschienene Necromancer-Klasse. Der Action-Skill ist vergleichbar mit dem Geschützturm von Axton, denn hier erhält man ebenfalls Unterstützung im Gefecht. Zuständig ist dafür Death Trap, ein schwebender Roboter, der direkt auf die Gegner losgeht. Weitere Fähigkeiten der Klasse helfen vor allem weniger erfahrene Spieler, indem nach dem Danebenschießen das Projektil abprallt und dann doch noch den Feind treffen kann.

Die einzigen Individualisierungsmöglichkeiten sind unterschiedliche Farbvarianten der Charaktere und Fahrzeuge sowie zusätzliche Köpfe der Charaktere. Weitere Skins und Köpfe gibt es im Spielverlauf als Belohnung für abgeschlossene Aufträge oder als hinterlassenem Gegenstand eines getöteten Feindes. Leider wirkt sich der Skin ausschließlich auf die Farben auf. Die Kleidungen der Charaktere bzw. Karosserie der Fahrzeuge bleibt ansonsten dieselbe.

Badass-Ranking

Das Badass-Ranking bietet Token, die für charakterübergreifende Verbesserungen eingelöst werden
Das Badass-Ranking bietet Token, die für charakterübergreifende Verbesserungen eingelöst werden

Das Badass-System ist eines der wenigen Neuheiten Borderlands 2. Unterschiedliche Herausforderungen, beispielsweise das Töten mit bestimmten Waffentypen, Elementen oder Granaten und andere Aktionen, gab es bereits im Vorgänger. Das war ganz nett und brachte einige Erfahrungspunkte. Nun sind die Herausforderungen viel wertvoller, denn für die Erfüllung gibt es charakterübergreifende Badass-Token. Jeder Token dient zum Eintauschen für eine Verbesserung. Dadurch lassen sich viele unterschiedliche Attribute verbessern, unter anderem Granatenschaden, Nachladegeschwindigkeit, Schildverzögerung, Rückstoß und vielem mehr. Dies wirkt sich auf alle Charaktere und Spielstände aus, was denjenigen hilft, die das Spiel mehr als einmal meistern wollen. Jede Herausforderung wird nur ein einziges Mal mit einem Token belohnt. Wer mit einem zweiten Charakter spielt, erhält ausschließlich für die bislang nicht mit den anderen erfüllten Aufgaben weitere Token. Mit den Verbesserungen erhält der Spieler einen guten Vorteil, der jedoch nicht zu großzügig ausfällt.

Stattdessen musste das Level-System der einzelnen Waffentypen weichen. Kein großer Verlust. Ganz im Gegenteil, denn durch die Verlagerung in das Badass-System gelten sämtliche Verbesserungen für alle Typen. Dadurch besteht kein zu großer Unterschied, wenn ich anstelle der sonst nahezu immer genutzten SMG plötzlich mit der häufig gemiedenen Schrotflinte schieße, welche deutlich weniger gut gelevelt ist. Es fällt mir dadurch im Vergleich zu Borderlands nicht mehr so schwer, einfach mal auf die sonst selten verwendeten Schrotflinten oder Pistolen zurückzugreifen.

Rollenspiel im Ego-Shooter

Das Level-System ist das Hauptmerkmal für die Rollenspiel-Elemente in Borderlands 2
Das Level-System ist das Hauptmerkmal für die Rollenspiel-Elemente in Borderlands 2

Eines der besonderen Merkmale bei Borderlands sind die Rollenspielansätze. Davon sollte niemand zu viel erwarten, denn es ist weder ein Action-Rollenspiel noch eine Mischung aus Rollenspiel und Ego-Shooter, sondern vielmehr ein normaler Ego-Shooter, der das Gameplay um einige Rollenspielelemente erweitert. Ganz klassisch belohnt das Spiel die Aktionen mit Erfahrungspunkte, welchen den Level des Charakters beeinflussen. Höhere Level wiederum beeinflussen die maximale Gesundheit und Stärke des Charakters.

Die Feinde haben ebenfalls ein Level, an welchem sich die Empfehlung der Quests orientiert. Selbstverständlich darf man sich auch um Aufträge kümmern, dessen Empfehlung beispielsweise drei Stufen über dem des eigenen Charakters liegt. Es ist durchaus machbar, aber durchaus hart. Bei einigen Aufgaben erheben zwei unterschiedliche Personen Anspruch auf Quest-Gegenstände und bieten unterschiedliche Belohnungen. Sonstige Folgen zieht das nicht mit sich, da der gesamte Spielverlauf vorgegeben ist und es keinen Ruf bei Personen gibt.

In gewisser Weise zählt die Ausrüstung zu den Rollenspielelementen. Schilde, Granatenmods, Klassenmods und Artefakte haben allesamt ein eigenes Level, welches gleichzeitig das erforderliche Minimumlevel des eigenen Charakters darstellt. Ansonsten darf der Gegenstand zwar im Inventar geführt, aber nicht ausgerüstet werden. Die Items unterscheiden sich nicht nur in der Stärke, sondern auch in ihrem Verhalten. Beispielsweise existieren Granatenmods, bei denen geworfene Granaten für längere Zeit in einem kleineren Umkreis Schäden anrichten oder dessen Explosion weitere Granaten freisetzt. Die Schildtypen bieten spezielle Effekte, wenn das Schild aufgebraucht ist, einige der Klassenmods wirken sich sogar auf Mitspieler aus.

Waffen en masse

87 Bazillionen Waffen haben die Entwickler in ihren Trailern angekündigt. Eine Fantasiezahl, welche zum Ausdruck bringen soll, dass Borderlands 2 eine große Auswahl zu bieten hat. Wie viele genau? Keine Ahnung. Nachzählen ist quasi unmöglich, da sich die Anzahl der Waffen auf mehrere Millionen beziffert. Sie sind größtenteils zufallsgeneriert und unterscheiden sich in ihren Attributen Schaden, Genauigkeit, Feuerrate, Ladegeschwindigkeit, Magazingröße und manchmal zusätzlichen Verbesserungen. Zum Angebot gehören Pistolen, Maschinenpistolen, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, Schrotflinten und, wenngleich nicht von Beginn an, Raketenwerfer.

Wie die anderen Ausrüstungen haben Waffen ebenfalls ein eigenes Level. Je höher, desto stärker ist die Knarre. Mit zunehmender Stärke der Gegner verlieren die Waffen stets an Wirkung, weshalb eher wenige davon allzu lange im Inventar verweilen. Doch für ausreichende Auswahl ist gesorgt. Hin und wieder darf Zeit damit verbracht werden, die Ausrüstung zu vergleichen und abzuwägen, womit weiterzuspielen ist. Den Prozess vereinfacht eine dankbare Vergleichsfunktion, welche sämtliche Attribute zweier Waffen miteinander vergleicht. Für Übersicht im Inventar ist durch Gruppierungsmöglichkeiten, z. B. nach Hersteller oder Typ, gesorgt.

Die jeweiligen fiktiven Hersteller verpassen ihren Waffen bestimmte Merkmale. Beispielsweise zeichnen sich Modelle von Jakobs dadurch aus, dass sie so schnell schießen, wie man den Abzug drückt. Toll sind vor allem die neuen Einwegwaffen von Tediore. Diese werden nicht nachgeladen, sondern weggeworfen, ehe sie explodieren. Die Explosionsstärke hängt von der verbleibenden Munition im Magazin ab. Praktisch, denn so sorgt sogar eine leere Waffe für Schaden. Einige wenige seltene Objekte sorgen für zusätzliche Unterhaltung, da sie beim Schießen und/oder Nachladen sprechen. Irgendwie lustig, manchmal aber nervig.

Säure wirkt super gegen Roboter
Säure wirkt super gegen Roboter

Darüber hinaus gibt es wieder Elementareffekte, sowohl bei Schilden als auch bei den Waffen. Feuer ist bei Tieren und Menschen am wirkungsvollsten. Sofern diese nicht gerade dagegen resistent sind richten dort die Schüsse selbst höheren Schaden an und mit etwas Glück fangen die Gegner Feuer und brennen weiter bis der Brand erlischt oder sie tot sind. Das Schock-Element hilft dabei schneller Schutzschilde zu durchdringen, während die Korrosion Panzerungen durchfrisst und damit im Kampf gegen Roboter ein deutlicher Vorteil ist. Explosivwaffen schädigen das Ziel durch eine zusätzliche Explosion und sind damit selbst dann wirksam, wenn das Ziel knapp verfehlt wird. Ein neues Element ist Slag, welches keinen weiteren Schaden verursacht, jedoch die Schäden von Nicht-Slag-Waffen erhöht.

Zum Sterben verdammt

Der Schwierigkeitsgrad ist gerade zu Anfang nicht ganz ohne, weshalb Level-Empfehlungen durchaus eine sinnvolle Orientierungshilfe darstellen. Das Ignorieren von Nebenmissionen zum schnelleren Durchspielen ist keineswegs empfehlenswert. Mal ganz abgesehen davon, dass die einfach zum Spiel dazugehören. Zu sterben ist keine Seltenheit und gehört einfach mit dazu. Glücklicherweise gibt es immer die zweite Chance, bei der man nur noch etwas kriechen kann und die Waffe wechseln (falls ausgerüstet), nachladen und abfeuern darf. Mit dem Töten des Gegners hat man wieder Lebensenergie und darf weiterkämpfen. Das ist unendlich oft wiederholbar. Ohne die zweiten, dritten, vierten, etc. Chancen ist es schon schwer. Nur doof, wenn der Mitspieler den rettenden Kill wegschnappt oder niemand zum Töten mehr in der Nähe ist. Nach dem Ableben geht es beim letzten Speicherpunkt, der sogenannten New-U-Station, weiter.

Verantwortlich für die brenzlichen Situationen sind die vielen, fiesen Gegner. Neben den vielen bekannten gibt es auch einige neue Feindtypen. Einer davon ist der Goliath, der im wütenden Zustand sogar auf anderen Banditen losgeht. Das erscheint im ersten Augenblick äußerst praktisch. Dabei steigt auch er im Level auf und wird zunehmend gefährlicher. Er sollte getötet werden, ehe er so stark geworden ist, dass er nicht mehr zu besiegen ist.

Eine große Masse an Feinden sorgt für eine ausreichende Beschäftigung. In jedem Gebiet wimmelt es nur von Angreifern in meist größeren Mengen. Zwischendurch sind kleine Pausen zum Durchschnaufen und Auffüllen von Vorräten gegeben, ehe wieder die volle Feuerkraft abverlangt wird. Die Gegner haben alle eine Schwachstelle, meistens ist es der Kopf. Das trifft nicht überall zu, doch wo die Schwachstellen liegen, ist meist zügig erforscht. Trifft man auf mehrere Gegnertypen gleichzeitig, empfiehlt es sich vorerst aus der Distanz zuzusehen, da sich diese auch Gegenseitig bekämpfen. Beispielsweise Banditen, die gegen Roboter oder Tiere kämpfen.

Hinaus in die freie Welt

Bei Borderlands 2 ist so vieles richtig fett. Neben fetten Waffen und fetten Gegnern gibt es auch fette Spielgebiete. Die gesamte Spielwelt ist groß, ebenso wie die einzelnen Gebiete. Diese unterscheiden sich in große Areale mit viel Bewegungsfreiheit und Zugang zu anderen Gebieten sowie kleine, dungeonartige und linear gestaltete Bereiche. Damit keine Langeweile aufgrund zu langer Spaziergänge aufkommt, sind wieder die Catch-A-Ride-Stationen vertreten. An denen darf sich jederzeit ein Fahrzeug abgeholt bzw. zum zuletzt genutzten teleportiert werden. Sie sind mit Boost und Waffen ausgestattet und besitzen eine eigene Schadensanzeige.

Um die dungeonartigen Bereiche komplett zu erkunden und es dabei, wie es sich gehört, mit jedem Feind aufzunehmen, darf man gerne ein bis zwei Stunden einplanen. Die Anzahl der New-U-Stationen für die Respawns fällt an einigen Stellen zu gering aus, was beim Ableben einen etwas zu langen Weg zur Folge hat. Immerhin bleiben die bis dahin getöteten Gegner für eine längere Zeit tot, die Überlebenden haben danach jedoch wieder volle Energie. Schließlich soll es nicht zu einfach werden. Erst nach einer gewissen Zeit sind die Feinde wieder lebendig, sodass diese unter Umständen auf dem Rückweg eines Gebietes erneut auf den Beinen stehen.

Verkaufsautomaten für Waffen, Munition und medizinischer Versorgung sind genau im richtigen Umfang aufgestellt. Unter Munitionsknappheit muss beim Alleinespielen niemand zu leiden, sofern unterschiedliche Waffentypen zum Einsatz kommen. Die Gegner hinterlassen ebenso wie viele Kisten ausreichend Ausrüstung und Gesundheit, womit eine durchgehende Versorgung gewährleistet ist. Lediglich für den Verkauf der vielen angesammelten Gegenstände wären hin und wieder weitere Automaten brauchbar. Die Inventargröße ist begrenzt und bei so vielen tollen und wertvollen Waffen, Schilden und Granatenmods fällt es schwer irgendwas liegen zu lassen oder wegzuwerfen.

Wie im Vorgänger gibt es eine zentrale Stadt mit vielen bekannten Personen, Auftraggebern, Missionen und sogar einem eigenem Safe. Der Safe bietet die Möglichkeit Sachen zu verstauen, welche zum Verkaufen oder Wegwerfen zu schade sind, aktuell aber keinen Platz im Inventar finden. Die Zweckmäßigkeit ist allerdings gering, denn Gegenstände mit niedrigem Level finden später ohnehin keine Anwendung. Nützlicher ist Clap-Traps Geheimversteck, da dort abgelegte Gegenstände sogar für andere Charaktere zugänglich sind. In der Stadt gibt es außerdem einen Händler, der gegen gesammeltes Eridium die maximale Munitionskapazitäten sowie Safe- und Inventargröße vergrößert.

Komplett frei ist die Spielwelt nicht, denn einige Gebiete sind erst zu einem späteren Zeitpunkt zugänglich. Das stört aber nicht sonderlich, denn der Großteil steht dann zur Verfügung, wenn man sich bis dorthin vorgearbeitet hat. Einmal eine Schnellreisestation eines Ortes besucht, lässt sich jederzeit von den anderen Stationen dorthin reisen. Ein früherer Besuch von später angedachten Gebieten wäre ohnehin nicht von Erfolg gekrönt, schließlich sind die dortigen Gegner stärker und sicherlich nahezu unbesiegbar.

Jäger und Sammler

Wie für einen Ego-Shooter typisch, geht es in den meisten Missionen darum, Gegner zu töten. Schließlich macht das am meisten Spaß. Damit für etwas zusätzliche Abwechslung gesorgt ist, existieren einige andere Aufgaben. Beispielsweise bestimmte Sachen in die Luft sprengen oder Gegenstände suchen und aufsammeln. Viel Grips wird nicht unbedingt vorausgesetzt. Lediglich beim Suchen von den geforderten Objekten oder der in der Spielwelt verteilten Kammer-Symbole und ECHO-Recordern ist eine erhöhte Aufmerksamkeit vorausgesetzt. Für zusätzlichen Ballerspaß gibt es Arena-Kämpfe und einen sehr Gegner, der am besten mit mehreren Level 50-Spielern zu bekämpfen ist. Dies sind jedoch Nebenmissionen und damit nicht erforderlich.

Bei der Missionsauswahl besteht eine große Freiheit. Ich konnte zunächst alles annehmen, was mir angeboten wurde, und zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt erledigen durfte. Sogar erst nach dem Durchspielen. Man darf diese auch komplett links liegen lassen, doch durch die große Anzahl an Nebenmissionen hätte dies ein deutlich geringeres Level zur Folge und würde das Absolvieren der Hauptquests unnötig schwieriger gestalten.

Eine kleine Neuerung sind scheiterbare Missionen. Bei den Arena-Kämpfen gilt eine Aufgabe dann als gescheitert, wenn der Charakter stirbt, anderen Aufgaben gilt innerhalb einer bestimmten Zeit zu erledigen oder ohne dass bestimmte Personen sterben. Die zeitkritischen Quests haben es in sich, schließlich halten sich unterwegs Feinde auf. Ist eine Mission gescheitert, lässt sie sich jederzeit erneut starten. Bei den zeitkritischen Quests kommt das Spiel entgegen und gewährt zusätzliche Zeit.

Kein Ende in Sicht?

Der Spielspaß hält lange an. Selbst, wer Borderlands 2 nur ein einziges Mal durchspielen möchte, darf schon grob 40 Stunden einplanen. Danach stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder mit demselben Charakter einen neuen Durchlauf starten oder mit einem anderen Charakter noch mal von vorne beginnen, um auch die anderen Klassen kennenzulernen.

Ein Spiel mehrmals durchspielen? Dafür fehlt häufig die Motivation. Doch wer „mal eben kurz“ bei einer anderen Klasse reinschnuppert, stellt unter Umständen fest, dass es durchaus Spaß macht, das Ganze noch mal zu meistern. Immerhin bietet das Spiel recht viele, eher kleinere Aufgaben und sorgte zumindest bei mir dazu, dass ich mir sagte: „Ach komm, nur noch schnell die eine Aufgabe“. Ein kleiner Suchtfaktor, sodass es immer weiter geht.

Wer mit demselben Charakter weiterspielen möchte, darf dafür in den „Wahrer Kammerjäger“-Modus wechseln. Erfahrungspunkte, Level, Skillpunkte, Badass-Rang und Ausrüstung bleiben komplett erhalten, das Spielgeschehen beginnt jedoch von vorne. Mit einem großen Unterschied: Die Gegner haben ebenfalls ein höheres Level. Darüber hinaus ist der Schwierigkeitsgrad deutlich angestiegen. Für mich persönlich sogar zu sehr, sodass ich nach kurzer Zeit keine Motivation mehr hatte. Die Feinde haben häufig Resistenzen und greifen selbst mit unterschiedlichsten Elementarwaffen an. Bei Schock ist es schon quasi das Todesurteil, weil das Schild sofort weg ist und danach noch ordentlich Schaden nachgedrückt wird. Durch das viele Sterben geht eine Menge Kohle verloren.

Warum sich das überhaupt antun? Wer das derzeitige maximale Level 50 erreichen möchte, hat schon fast keine andere Wahl. Denn ohne zu tricksten dürfte das erreichte Level nach dem ersten Durchgang irgendwo um die 35 liegen. Level 50 ist bei normaler und ehrlicher Spielweise nur mit dem zweiten Durchlauf erreichbar. Trotzdem darf jederzeit in den normalen Modus zurückgewechselt werden, um beispielsweise dort fehlende Missionen nachzuholen oder DLCs in einem einfacheren Schwierigkeitsgrad zu meistern. Die andere Variante wäre, einen neuen Charakter anzulegen. Entweder mit einer bisher nicht gespielten Klasse oder erneut mit der Klasse des ersten Spieldurchgangs.

Teamwork

Wer sich dem Spiel im Einzelspieler nicht gewachsen fühlt oder nicht gerne alleine spielt, der kann sich mit bis zu drei Mitspielern zusammentun. Der Ablauf ist simpel: Die gewünschten Personen sollten in der Freundesliste bei Steam sein und können dann entweder ingame oder via Steam eingeladen werden oder einfach direkt beitreten. Viel einfacher wird es zusammen allerdings nicht. Je mehr Personen an der Partie beteiligt sind, desto stärker sind die Gegner. Dafür erwarten den Spielern bessere Belohnungen, die sie beim Alleine-Spielen nicht erhalten hätten.

Es empfiehlt sich mit Freunden zu spielen und nicht mit irgendwelchen fremden Personen. Natürlich gibt es aber auch vertrauenswürdige Fremde. Geld und das wertvolle Eridium fließt in die Kasse beider Spieler, bei Munition und Ausrüstung ist hingegen Teilen angesagt. Die vom Gegner hinterlassenen Waffen, Schilde und anderen Gegenstände kann nur einer aufheben. Schnell freut man sich über die geile Knarre und während des Bestaunens auf dem Boden schnappt sich der Mitspieler diese. Ohne eine faire Vorgehensweise macht das Spiel gemeinsam eher weniger Spaß. Bei Belohnungen für den Missionsabschluss ist das jedoch nicht der Fall. Dort erhalten beide Spieler die versprochene Belohnung. Schließt einer der Spieler eine Aufgabe ab, so öffnet sich beim anderen Spieler ebenfalls die Auswahl der Belohnung.

Ärgerlich ist es bei der Munition. Obwohl viele Munitionskisten anzutreffen sind und die Opfer oft etwas hinterlassen, reicht es selbst bei zwei Spielern kaum. Ich musste oft auf drei oder vier Waffentypen zurückgreifen, damit ich noch irgendetwas zum Angreifen habe. Meinem Mitspieler erging es nicht anders. Zuschlagen ist keine Alternative, die Gegner leben lassen ebenso wenig. Besser Treffen? Leichter gesagt als getan. Als ich alleine gespielt habe, hatte ich weniger mit Munitionsengpässen zu kämpfen. Um dem Problem entgegenzuwirken empfiehlt es sich das gesammelte Eridium schnell in Erweiterungen der Munitionskapazität zu investieren.

Trotzdem eignet sich Borderlands 2 hervorragend für gemeinsame Metzelrunden, da der Spaß dabei einfach größer ist. Der unkompliziert nutzbare Voice-Chat ist empfehlenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Alternativ wird auf den ingame-Textchat zurückgegriffen. In hitzigen Gefechten lassen sich darüber jedoch kaum Anweisungen erteilen. Das Zusammenspielen über das Internet klappte sehr flüssig, Ruckler waren so gut wie nie zu beobachten. Fliegt ein Spieler aus der Sitzung, kann er direkt nachjoinen und schnell wieder am spielgeschehen teilnehmen. Bis dahin sind die Gegner schwächer. Es erfolgt somit eine automatische Anpassung des Spiels, sodass jederzeit neue Mitspieler hinzukommen oder gehen können ohne die Sitzung neu zu erstellen oder speziell anzupassen.

Technik

Foto-Realismus sucht man bei Borderlands 2 vergebens, das dürfte jedem Spieler von Anfang an klar gewesen sein. Dieser Shooter erhebt auch gar nicht diesen Anspruch. Stattdessen bietet er die altbekannte Cel-Shader-Grafik, die den Look des Spiels einfach ausmacht. Der leichte Comik-Look bedeutet schließt grafische Steigerungen nicht aus, dennoch hat sich in dem Bereich kaum etwas merklich geändert. Mit am schönsten war jedoch die Eislandschaft. Abhängig von der Tageszeit schmolzen einige Eisflächen bzw. vereisten wieder. Das traf leider nur auf eine einzige Umgebung zu.

Der Tag-/Nachtwechsel ist ansonsten eher unauffällig. Man nimmt es nicht wirklich war, wenn man plötzlich in der Nacht kämpft, weil es nicht wirklich dunkel ist. In Höhlen ist es erstaunlicherweise stets ziemlich hell. Wettereffekte existieren kaum. Lediglich in einigen Gebieten etwas Schnee oder Asche. Sandstürme, Regen, Gewitter oder anderes bleiben aus. Es fehlt nicht spürbar, dessen Implementierung wäre dennoch sehr schön. Ein paar Effekte gibt es durch das Blut. Die deutsche Version ist komplett unzensiert, obwohl gerne etwas Blut spritzt. Vor allem bei aktiviertem PhysX. Das sollten Besitzer von Nvidia-Karten auf jeden Fall aktivieren, denn es ist eine ungemeine optische Bereicherung. Wer das Blut nicht mag, darf den Gewaltgrad in den Optionen reduzieren.

Technisch gibt es einige störende Punkte. Die Umgebung war komplett statisch, komplett unberührt von Beschuss und Explosionen. Es braucht ja nicht komplett dynamisch sein, Kleinigkeiten hätten es schon sein dürfen. So sind selbst Flaschen auf dem Tisch fest und unzerstörbar. Besonders störend waren jedoch viele unsichtbare Hindernisse. Die Entwickler versprachen damals, dass alles, was man sieht, auch tatsächlich existiert und besucht werden kann. Pustekuchen!

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die versuchen aus dem Level „auszubrechen“, aber Gebiete trotzdem auf normale Weise gerne erkunde. Immerhin ist die Spielwelt groß. Doch viel zu oft blieb ich an Kanten hängen, konnte selbst bei minimalen Erhöhungen plötzlich nicht mehr rauf oder fand sogar eine unsichtbare Wand. Warum nur? An anderen Stellen wurde es deutlich besser gelöst: Entweder der Sturz in den tödlichen Abgrund oder bei Verlassen der Kartengrenze der finale Rettungsschutz durch Sicherheitstürme. Innerhalb der normalen Karte wäre zusätzliche Freiheit schöner gewesen oder zumindest eine Alternative zu den künstlichen und sehr unschön gelösten Blockaden.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Allzu viel Zeit hat sich Gearbox Software für die Entwicklung nicht genommen. Knapp zwei Jahre Zeit liegen zwischen dem letzten DLC des ersten Teils und dem Release des Nachfolgers. Genug Zeit um eine abwechslungsreichere Spielwelt, neue Story und andere Charakteren auf die Beine zu stellen. Grafisch hat sich nur wenig getan und auch beim Gameplay blieben die großen Neuerungen aus. Immerhin ein paar Kleinigkeiten und Verbesserungen. Obwohl es recht wenig ist, reicht es aus, um erneut komplett in den Bann des Spiels gezogen zu werden. Borderlands 2 ist erneut ein Garant für großen Spielspaß und eignet sich hervorragend für das unkomplizierte kooperative Gameplay. Mir persönlich bereitete das Spiel sogar mehr Spaß als der Vorgänger, was sich auch in der Spielzeit widerspiegelt. Ein paar zusätzliche, tiefgreifende Änderungen sowie ein paar Variationen beim Durchspielen mit anderen Charakteren wären mir dennoch lieb gewesen.