Testbericht: Sleeping Dogs

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Open-World-Actionspiele gab es in den letzten Jahren schon mehrere. Einige davon waren absolut spitze, andere weniger überragend. Mit dem ursprünglich als True Crime: Hong Kong angekündigten Sleeping Dogs vom Entwicklerstudio United Front Games gesellt sich ein weiterer Titel zu diesem Genre, bietet mit einem größeren Fokus auf Martial-Arts-Kämpfen und einem asiatischerem Setting etwas Abwechslung. Eine Story mit einem Protagonisten als Undercover-Polizisten und damit für beide Seiten tätig ist, klingt schon mal interessant. Ob der verdeckte Einsatz auch aus Sicht der Spieler gut genug umgesetzt wurde?

Ein Undercover-Cop in Hongkong

Nachdem er viele Jahre mit seiner Mutter und Schwester in San Francisco wohnte, kehrt der gelernte Polizist Wei Shen zurück in seine ursprüngliche Heimat Hongkong. Mit den dortigen Triaden hat er in seiner Kindheit bereits zu tun gehabt. Die alten Kontakte soll er dazu nutzen, um das Hong Kong Police Department zu unterstützen und die mächtige Triaden Sun On Yee zu infiltrieren. Allzu viel ist es jedoch nicht, was die Story über die Protagonisten verrät. Überhaupt erweist sich die Geschichte von Sleeping Dogs als etwas sparsam hinsichtlich umfangreicher Informationen.

Frühere Bekanntschaften hin oder her, Wei muss sich dennoch das Vertrauen bei den Triaden erarbeiten. Bei der Polizei weiß lediglich eine Handvoll Leute über seinen Undercover-Auftrag Bescheid. Da die Triaden schließlich überall ihre Finger im Spiel haben und viele Polizisten geschmiert werden, würde er ansonsten sofort auffliegen. Er steht weder auf einer Fahndungsliste, noch genießt er Rücksicht der Polizei. Doch wie kann ein Undercover-Cop sich bei den Triaden einschleusen und deren Vertrauen gewinnen ohne gleichzeitig Aktionen auszuführen, welche bei der Polizei nicht gut ankommen? Gar nicht. Wei Shen muss tun, was getan werden muss. Dass er damit Grenzen überschreitet, ist unumgänglich. Sein Vertrauen darf er sich mit der Absolvierung von Missionen erarbeiten.

Aufträge für beide Seiten

Während sich der Spieler in der Rolle von Wei Shen bei der Sun On Yee einschleust, mit kriminellen Aktivitäten die Missionen erfüllt und dort Vertrauen gewinnt, gilt es auf der anderen Seite Ermittlungen für die Polizei durchzuführen. Zusätzlich erfreuen sich Zivilisten und nicht den Triaden anhörende Bekannte über die Hilfsbereitschaft von Wei. Egal um wessen Mission es sich handelt, für eine gute Abwechslung ist gesorgt. In den meisten Missionen gilt es mehrere Aufgaben zu erledigen. Im Verlauf kommt dann hin und wieder mal etwas Neues hinzu, sodass der Spieler nicht schon im ersten Viertel des Spielgeschehens alles kennt und sich über ständige Wiederholungen langweilt. Trotzdem kommen einige Aufgabentypen häufiger vor. Das ist auch gut so, denn bei einigen Sachen freut man sich, wenn sie einer weiteren Mission ein Bestandteil sind.

Zu den typischen Aufgaben gehören die Verfolgungsjagden. Entweder zu Fuß, mit dem Auto, dem Motorrad oder sogar mit dem Boot. Mal ein unauffälliges Hinterherfahren, mal das aggressivere Verfolgen und gerne auch mal mit dem Einsatz von Waffen. Oft sitzt Wei am Steuer und darf dabei schießen, etwas seltener fährt er und sein Beifahrer ballert herum und manchmal darf sich als Beifahrer ausschließlich aufs Schießen konzentriert werden. Gerade die Missionen mit Schusswechsel während des (Mit-)Fahrens machen richtig Spaß. Vor allem durch die dort gebotene Action. Dazu später mehr. Zu Fuß ohne Fahrzeug kommt es ebenfalls gerne zu Schlägereien und Schussgefechten, sowohl in der Position des Verteidigers als auch in der des Angreifers.

Das Hacken von Kameras hacken eines der kleinen Mini-Games
Das Hacken von Kameras hacken eines der kleinen Mini-Games

Die Polizeiarbeit darf nicht fehlen. Wei sucht nach Beweisen, öffnet Schlösser, knackt Tresore, verwanzt Räume oder ortet die Handys von Personen. All das erfolgt in kleinen Mini-Spielen. Beim Hacken, z. B. von Sicherheitskameras, gilt es in fünf Versuchen eine vierstellige Zahl zu erraten. Bei jedem Fehlversuch erfolgt ein Hinweis, welche Stellen korrekt sind und welche Ziffern sich lediglich an einer falschen Stelle befinden. Eine direkte Eingabe der Zahlen über die Tastatur ist nicht möglich. Um Räume zu verwanzen, müssen kleine Gitter aufgeschraubt werden. Mit der Tastatursteuerung ist das ziemlich anspruchslos. Eigentlich alles recht simpel, lediglich bei der Handy-Ortung wäre eine kleine Anleitung hilfreich gewesen. Dort gilt es zunächst eine bestimmte Position anzufahren, von welcher aus die Ortung durchgeführt wird. Enttäuschend ist die Überzeugung von Personen. Ein echtes Dialogsystem existiert nicht. Stattdessen wird eine Person durch das ausreichend frühe Drücken einer Taste überzeugt. Ein derartiges Quick-Time-Event ist meines Erachtens an dieser Stelle total deplatziert.

Während im Spiel oft selbst die Wahl bleibt, für wen als Nächstes gearbeitet wird, bieten die Missionen als solche keine Entscheidungsfreiheit. Nicht nur, dass keine alternativen Lösungen vorhanden sind, sondern auch dass der Weg dorthin oftmals sehr linear ist, stört ein wenig. Insbesondere bei der Wiederholung von Missionen, was zu jedem Zeitpunkt des Spieles möglich ist, ist es schade, dass es quasi wieder komplett identisch ist. Die Einsatzgebiete sind trotz der offenen Spielwelt so gestaltet, dass kaum andere Wege benutzt oder von anderen Seiten angegriffen werden kann. Bei den Verfolgungsjagden gibt es ebenfalls wenig Dynamik.

Mit dem vorgegebenen Verlauf und gescripteten Ereignissen kann man leben. Nicht unbedingt überlebt werden kann das unberechenbare Erscheinen von Gegnern bei den Drogenrazzien, einer Reihe von Nebenaufträgen für die Polizei. Bei diesen gilt es zunächst eine Reihe von Schlägern auszuschalten. Nicht immer ist die Menge an Gegnern vor Ort, wie dafür zu besiegen sind. Also spawnen diese nachträglich. Weder glaubwürdig noch spaßig ist, dass die Gegner teilweise direkt vor oder hinter einem aus dem nichts auftauchen. Sind diese mit Pistolen oder Gewehren ausgestattet, kann der Auftrag schnell ein tödliches Ende nehmen.

Für den Abschluss jeder Mission gibt es Belohnungen in Form von Geld, Freischaltungen und Punkten. Die finanziellen Belohnungen der Auftraggeber fallen teilweise ziemlich lächerlich aus. Im späteren Spielverlauf zahlen diese beispielsweise 500 HK, womit selbst einige Kleidungsstücke nicht bezahlbar sind. Insbesondere gegen Ende des Spieles hätte ich mehr erwartet. Entweder mehr Geld oder zumindest wertvollere Gegenstände oder Fahrzeuge wären wünschenswert gewesen. Trotzdem ist mit den finanziellen Mitteln genug Luxus möglich.

Nach der Mission sammelt Wei Erfahrung bei den Gruppen
Nach der Mission sammelt Wei Erfahrung bei den Gruppen

Die genannten Punkte sind mit Erfahrungspunkten zu vergleichen, welche relevant für die Stufe bei den Cops, den Triaden und das allgemeine Ansehen sind. Für alle drei auftraggebende Gruppen existieren jeweils zehn Stufen. Mit jeder neuen erreichten Stufe wird ein Upgrade freigeschaltet. Allgemeine Gefälligkeiten verbessern die Ansehensstufe und schalten automatisch weitere Upgrades frei. Aufträge für das HKPD kommen der Copstufe zugute. Begonnen wird mit einer bestimmten Punkteanzahl, die sich durch böswillige Aktionen verringern. Dazu gehört unter anderem das Verletzten und Töten unbeteiligter Personen. Selbst Sachschäden führen zu Punktabzügen, sei es lediglich die Beschädigung von Laternen.

Bei den Triaden-Missionen gibt es sowohl für die Cops als auch für die Triaden Punkte. Eine sinnvolle Idee, denn somit soll der Spieler bei den kriminellen Aktivitäten über seine Aktionen nachdenken. Ausschließlich Personen feindlicher Gangs dürfen ohne Bedenken getötet werden. Man startet beim Auftrag der Sun on Yee ohne Punkte und sammelt diese mit missionsrelevantem Zerstören und Töten, nach Möglichkeit in unterschiedlichen Variationen. Die gewalttätigen Aktionen gegen Gangmitglieder wirken sich nicht negativ auf den Polizeistatus aus. Somit erfreut man sich im Idealfall über gute Punktzahlen bei beiden Seiten. Während das Erreichen von Stufe 10 bei der Polizei und dem allgemeinen Ansehen ohne Probleme schon relativ früh gelingt, kann es passieren, dass es bei den Triaden selbst nach dem Durchspielen unerreicht bleibt. Zwar stehen sämtliche Missionen zum erneuten Spielen bereit, doch selbst dreimaliges Wiederholen jeder einzelnen Triaden-Mission wirkt sich eher minimal auf die Punkte aus. Wer in der gleichen Situation steckt, kann wohl am besten mit einem kostenpflichtigen DLC für die notwendigen Punkte sorgen.

Cop ohne Gewissen?

Ein Protagonist, der Undercover bei den Triaden ermittelt, gleichzeitig ein treuer Polizist, der aber bei der Sun On Yee Loyalität vortäuschen muss. Einerseits besteht die Angst davor aufzufliegen, andererseits möchte man keine Unschuldigen töten. Als braver Bürger alleine gewinnt man allerdings kein Vertrauen. Angst und Gewissenskonflikte sollten bei einer derartigen Story ein wichtiger Bestandteil sein. Immerhin schien Wei Shen häufiger schlecht zu schlafen, in seinen Träumen immer wieder Aussagen aus vorangegangen Missionen. Angst sollte er auch haben, denn bereits vor ihm hatte sich schon ein Undercover-Cop versucht bei den Triaden einzuschleusen. Er flog auf, weil er niemanden verletzten wollte, und weilt nun nicht mehr unter den Lebenden. Schon früh wird klar gemacht, was Verrätern droht.

Obwohl Sleeping Dogs als Polizeidrama beworben wurde, ging der Großteil des Dramas irgendwie komplett an mir vorbei. Dass keine Entscheidungen zu treffen sind und es damit eine einzige feste Story gibt, ist bei dem Genre nicht verwunderlich. Es wird also nur indirekt das moralische Dilemma des Protagonisten durchlebt. Von genau diesem bekomme ich jedoch erstaunlich wenig mit. Irgendwann kommt es zur entscheidenden Mission, welche der endgültige Vertrauensbeweis sein soll. Bei dieser fehlte jedoch eine besondere Dramatik in Form eines echten Gewissenskonflikts. Die Gewaltanwendung erfolgt ohne zu zögern. Aber ganz ehrlich: Wem fällt es schon schwer, einige feindliche und weniger friedliche Gangmitgliedern auszuschalten? Anscheinend niemanden.

Wei Shen scheint keinerlei Skrupel zu haben und bringt mich daher nicht weiter in die Situation, über eventuelle Konsequenzen nachzudenken. Da zögere ich als Spieler ebenfalls nicht lange, schließlich möchte ich das Spielende erreichen. Problematischer wäre es, unschuldigen Bürgern oder Polizisten etwas anzutun – DAS wäre ein Beweis. Und eine perfekte Chance nicht nur Wei, sondern auch den Spieler in eine Situation zu bringen, bei der es schwer fällt, die Befehle der Sun On Yee auszuführen. Eine solche Schlüsselsituation ist nicht vorhanden. Stattdessen gelingt es mühelos und irgendwie schon zu schnell das volle Vertrauen zu gewinnen.

Der Spielbeginn war insgesamt relativ schwach, doch mit der Zeit nahmen Story und gleichermaßen das Gameplay immer mehr an Fahrt auf und boten mehr Dramatik und Spannung. Die Geschichte ist einprägsamer als bei manch einem Ego-Shooter, zumal sie spannende Missionen und schockierende Augenblicke zu bieten hat und damit für eine gute Atmosphäre sorgt. So schön die Grundlage für die Story war, bei der Umsetzung wurde nicht das gesamte Potenzial genutzt. Wei macht quasi alles, was ihm gesagt wird. Im Endeffekt wirkt er eher wie ein gewissenloser Killer und nicht mehr wie ein ernsthafter Undercover-Cop. Ich persönlich hätte mir insbesondere hinsichtlich der Angst und Moral sowie der Erzähltiefe mehr erwartet.

Kampfkunst statt Amoklauf

Während es bei anderen Actionspielen nicht lange dauert bis man Waffen in der Hand hält, spielen diese bei Sleeping Dogs eine vollkommen untergeordnete Rolle. Wei Shen beherrscht die Martial-Arts-Kampfkunst und setzt diese bevorzugt in den Missionen ein. Zu den Angriffen gehören nicht nur simple Schläge oder Tritte, zusätzlich bekommen die Gegner diverse Gegenstände und die Spielumgebung schmerzhaft zu spüren. Sogar von Passanten liegengelassene Aktenkoffer, Regenschirme oder Handtaschen lassen sich aufnehmen und für Angriffe nutzen. Die Gegner sind hin und wieder mit unterschiedlichen Messern ausgestattet. Das Austauschen von Waffen ist unglücklich realisiert und erfordert das längere Gedrückthalten einer Taste. Häufig kann allerdings nicht lange genug gedrückt werden ohne dabei direkt von einem Angriff unterbrochen zu werden.

Bei den Kämpfen wird die Umgebung mit einbezogen. Mal brutal, mal eher harmlos.
Bei den Kämpfen wird die Umgebung mit einbezogen. Mal brutal, mal eher harmlos.

Wie angesprochen zählt bei ziemlich jeder Schlägerei die Umgebung quasi zu den Waffen des Spieles. Mal schleudert Wei die Gegner vergleichsweise harmlos gegen Telefonzellen, bearbeitet ihre Köpfe mit Pissoirs oder Autotüren, wirft sie in die Mülltonne und mal geht es weitaus brutaler zu, sodass die Personen von herunterfallen Motoren zerquetscht, im Ofen verbrannt, von spitzen Gegenständen aufgespießt oder mit der Kreissäge getötet werden. Wei kann die Gegner aber auch im Kofferraum einsperren und, sofern er denn möchte, später wieder rausholen. Apropos: In den Kofferräumen der meisten Fahrzeuge befindet sich ein Radschlüssel, der ebenfalls im Kampf gegen die Gegner genutzt werden darf, bei Polizeiwagen sogar eine Schusswaffe. Zum Testen lag die ungeschnittene PEGI-Version vor, welche die volle Palette an Gewalt zu bieten hatte. Teilweise waren die Tötungsmethoden doch schon ein klein bisschen erschreckend, aber halt mal etwas Anderes. Dies ist einer der Gründe, weshalb es keine USK-Freigabe für die Fassung gab.

Die Einbeziehung der Umgebung ist zweifellos ein sehr tolles Spielelement. Meine Befürchtung, dass dessen Nutzung quasi aufgezwungen wird, erwies sich glücklicherweise als unberechtigt. Nähert man sich mit einem Gegner im Griff einem bestimmten Objekt, wird durch eine optische Hervorhebung signalisiert, dass eine Interaktion möglich ist. Es ist ein Kann und kein Muss. Andere, nicht hervorgehobene Elemente, wie Wände, Fahrzeuge oder Möbel lassen sich ebenfalls nutzen, um die Personen dagegenzuschleudern.

Das Kampfsystem selbst ist keine allzu große Herausforderung. Zwar hatte ich am Anfang den Dreh noch nicht ganz raus und bin regelmäßig bei den Schlägereien mit vielen Gegner gestorben, doch irgendwann erwies sich das Kampfsystem als deutlich zu leicht. Es galt lediglich die Kontern-Taste im richtigen Augenblick, sobald der Gegner rot erscheint, zu drücken, um den Angriff abzuwehren. Ein ganz so spaßiges Kampfsystem, wie etwa bei Batman: Arkham City, hat das Spiel nicht zu bieten. Mit der Zeit ging ein wenig die Abwechslung bei den Kämpfen verloren, obwohl wenn es später deutlich stärkere Gegner gab und die eigenen Fähigkeiten verbessert werden durften. Dennoch ist das Kampfsystem nicht wirklich schlecht und allemal besser als in jeder Mission in Shooter-manier um sich zu ballern.

Schussgefechte sind ebenso enthalten wie die vielen Kämpfe.
Schussgefechte sind ebenso enthalten wie die vielen Kämpfe.

Nichtsdestotrotz gehören Schießereien natürlich mit dazu. Ernüchtern ist dabei das Deckungssystem, sofern die Bezeichnung in diesem Fall überhaupt passend ist. Man kann hinter bestimmten Objekten, beispielsweise kleinere Mauern oder Kisten, in Deckung gehen. Bequem von einer Deckung zur anderen huschen, ist nicht möglich. Sehr kritisch gestaltet sich es, wenn ein Gegner angreift und sich seitlich der eigenen Position befindet. Von der Deckungsposition lässt sich da nicht mehr problemlos schießen. Ziemlich unverständlich ist die Tatsache, dass es keine Möglichkeit gibt, sich frei zu ducken. Also muss Wei aufstehen und sich der Person stellen. Dabei geht jegliche Deckung verloren, sodass es richtig gefährlich für ihn wird.

Das Spielprinzip ist ohnehin nicht dafür ausgelegt, sich allzu defensiv zu verhalten. Stattdessen sollen die Gegner direkt überrumpelt werden, egal ob mit oder ohne Waffe. Mit einem Sprung über die Deckungen kann Wei beispielsweise schnell und einfach einen dahinterstehenden Gegner zu Boden bringen und entwaffnen. Entwaffnungen sind aber auch im freien Feld ohne irgendwelche Objekte zum Drüberspringen möglich, bei mit Schusswaffen ausgerüsteten Gegnern jedoch sehr riskant. Mit einer Waffe im Besitz, wird beim Herüberspringen mit einem Tastendruck gezielt und damit eine Zeitlupe ausgelöst, um dort einige Kopfschüsse zu verteilen. Das klappt größtenteils sehr gut und ist spaßbringend.

Gewehre legt man nach dem Kampf in der Regel wieder ab, da diese ansonsten eher aufhalten. Die Pistole hingegen lässt sich wegstecken und beim nächsten Kampf wieder hervorholen. Mit einer Waffe in der Hand sollte ein großer Bogen um die Polizei gemacht werden, denn diese sind ansonsten sofort in Alarmbereitschaft. Ohne Waffe in der Hand ist Wei viel beweglicher. Das Movement erinnert ein bisschen an die Assassin’s Creed-Spiele. Einmal zum Sprint angesetzt, kann er in einem flüssigen Bewegungsablauf über Hindernisse hinwegspringen oder an kleinen Mauern hinaufklettern und anschließend weiterlaufen. Dafür muss im richtigen Augenblick die korrekte Taste gedrückt werden. Unglücklich ist allerdings, dass für Laufen und Sprungbewegungen die Leertaste vorgegeben ist. Für den Sprung kurz die Leertaste loszulassen ist kein Problem für den Sprint, wenngleich etwas ungewohnt.

Rasante Fahrten

Das Motorrad ist das erste Fahrzeug in der Garage.
Das Motorrad ist das erste Fahrzeug in der Garage.

Die Fortbewegung zu Fuß ist in mehreren Missionen erforderlich, dennoch stellen das Auto und Motorrad das primäre Fortbewegungsmittel dar, sowohl in als auch zwischen den Missionen. Zu Beginn steht ein kleines Motorrad in der Garage bereit, welches jederzeit in allen Parkgaragen zugänglich ist. Doch Vorsicht: In Hongkong herrscht Linksverkehr! In Abhängigkeit vom gewählten Fahrzeug entsteht ein sehr gutes Geschwindigkeitsgefühl. Insbesondere beim schnellsten Motorrad entstand nahezu das Gefühl, auf einer Rakete zu sitzen. Da steigt das Adrenalin direkt mit an, denn ein Unfall endet nicht gerade gemütlich. Glücklicherweise aber auch nicht tödlich. In den Parkgaragen sammeln sich sämtliche Fahrzeuge, die im Spielverlauf käuflich bei den verschiedenen Autohändlern erworben werden. Wer genug Ansehen gesammelt hat, dem steht ein Bringservice für in der Garage festgelegtes Fahrzeug zur Verfügung. Einfach mit dem Handy den Service anrufen und wenig später ist das Fahrzeug schon da.

Fahrzeugwechsel sind auch während der Fahrt möglich.
Fahrzeugwechsel sind auch während der Fahrt möglich.

Doch bedarf es natürlich keinen zwangsläufigen Kauf der Autos. Jedes fremde Gefährt lässt sich direkt unter den Nagel reißen. Bekommt die Polizei davon mit, sind diese dadurch direkt alarmiert. Zum Glück gibt es eine Slim-Jim-Antenne als Cop-Upgrade, um die Fahrzeuge schnell und ohne Alarmauslösung aufzubrechen. Sehr spaßig, wenngleich mit der Tastatur ziemlich fummelig, ist das Kapern von Fahrzeugen. Hierbei springt Wei während der Fahrt zum anvisierten Fahrzeug und übernimmt es. Bei Transportern hält er sich zunächst hinten fest und hangelt sich zur Fahrerkabine, ehe er Besitz ergreifen kann. Dauert es zu lange, muss sich Wei erholen, ansonsten landet er unsanft auf der Straße. Jedes beliebige Fahrzeug kann gekapert werden, ist aber nur während der aktuellen Fahrt im eigenen Besitz und findet keinen Platz im Parkhaus. Eine weitere Alternative ist das Taxi, welches den Spieler gegen ein kleines Entgelt als Fahrgast zum Ziel befördert. Zuschauen während der Fahrt ist nicht möglich, das Spielgeschehen wechselt direkt zum Zielort.

Mit zu vielen gemütlichen Spazierfahrten, welche ebenfalls vertreten sind, braucht der Spieler nicht zu rechnen. Wie bei den Aufgabentypen schon angeschnitten, bietet Sleeping Dogs viele Verfolgungsfahrten, darunter solche mit Schusswechsel. Selbst ohne Waffe in der Hand geht es gerne recht aggressiv zu. Mit einem Tastendruck nimmt das Fahrzeug kurzzeitig zusätzlichen Schub auf, um damit den Gegner zu rammen. Ungefähr vier derartige Aktionen führen zum Explodieren des feindlichen Fahrzeugs, wohingegen das eigene Gefährt nahezu keinen Schaden nimmt. Trotz einer enorm rücksichtslosen Fahrweise und grob fünfzehn zerstörter Fahrzeuge wollte meines partout nicht kaputt gehen. Es sah zwar mitgenommen aus, doch fuhr sich noch 1A und machte nicht den Eindruck, dass es irgendwann in Flammen aufgeht. Erst bei Beschuss von Feinden oder der Polizei war dann Schluss für mein Auto.

Verfolgungsfahrten mit Schussgefechten bieten viel Action und Spaß.
Verfolgungsfahrten mit Schussgefechten bieten viel Action und Spaß.

Richtige Action wird bei den Schusswechseln während der Fahrt geboten. Es macht enormen Spaß und ist hervorragend umgesetzt. Wer als Fahrer auf die feindlichen Fahrzeuge schießt, drückt die Taste zum Zielen und kann dann in aller Ruhe bei aktivierter Zeitlupe losballern, selbst wenn man dafür nach hinten schauen muss. Zwar etwas fummelig mit Tastatur, schließlich soll das Fahrzeug nicht stehen bleiben, dafür ist aufgrund der Zeitlupe kein Unfall zu befürchten. In der Rolle als Beifahrer erfolgt die Zeitlupe nur sporadisch. Am Effektivsten ist es, die Fahrer mit einem gezielten Kopfschuss zu töten oder die Reifen zu zerstören. Wer zuvor alle anderen Insassen tötet, erhält noch ein paar zusätzliche Punkte. Zum endgültigen Ausschalten empfiehlt sich die Lösung mit den Reifen zerschießen, welches mit dem Anblick eines spektakulären Abflugs des feindlichen Fahrzeuges belohnt wird.

Im Wasser geht es mit dem Boot zur Sache
Im Wasser geht es mit dem Boot zur Sache

Nicht nur auf den Straßen bewegt sich Wei fort, sondern auch auf Gewässern. Mit ausreichend Geduld lassen sich Strecken schwimmend zurücklegen. Ansonsten existieren verschiedene Motorboote, welche in den Missionen recht selten von Belang sind. Um zügig zu bestimmten Orten abseits des Festlands zu gelangen, ist man über die Boote sehr dankbar. Selbst die Polizei patrouilliert auf dem Wasser und schreitet bei Schüssen, die ebenfalls vom Boot aus abgegeben werden können, ein. Fliegen ist bei Sleeping Dogs hingegen nicht möglich.

Offene Spielwelt mit kleinem Freizeitangebot

Sleeping Dogs ist ein Open-World-Spiel und hat dementsprechend eine offene Spielwelt zu bieten. Diese besteht aus den reell existierenden Stadteilen North Point, Central, Aberdeen und Kennedy Town von Hongkong. Es orientiert sich an der originalen Stadt, ist aber kein direktes Abbild. Besonders positiv ist, dass sich jedes Gebiet zu jedem Zeitpunkt des Spieles frei erkunden lässt. Zum Spielbeginn stehen natürlich noch nicht alle Aufgaben und Möglichkeiten zur Verfügung, doch es darf trotzdem schon einen Blick auf die zu dem Zeitpunkt weniger relevanten Areale geworfen werden. Die Spielwelt beschränkt sich größtenteils auf Straßen und einigen Läden. Frei begehbare Häuser gibt nahezu keine, dafür einige wenige begehbare Dächer. Die gesamte Größe der Spielwelt ist schon recht ordentlich, dennoch sind selbst die weitesten Strecken in ungefähr drei Minuten zurückgelegt.

Wer sich in einer großen, freien Spielwelt bewegen kann, der möchte diese nicht ausschließlich zum Zwecke der primären Missionen erkunden. Neben diesen lassen sich auch allgemeine Gefälligkeiten erledigen. Einige sind direkt auf der Karte markiert, andere erscheinen erst beim Vorbeifahren. Dies sind keine echten Zufallsbegegnungen, die dynamisch erzeugt wurden, sondern feste Ereignisse, von denen es eher wenige gibt. So darf sich hin und wieder in Tumulte eingemischt oder Personen aus Kofferräumen befreit werden. Darüber hinaus existieren noch die optionalen Drogen-Razzien für die Polizei, welche noch weiteres Geld in die Kasse spülen und Punkte bringen. Hierbei vertreibt der Spieler zunächst einige Schläger, hackt die Kamera und befiehlt dann vor dem heimischen Fernsehgerät den Zugriff.

Äußert hilfreich sind die vielen Sammelgegenstände. In Tresoren sind Geld oder Kleidungen zu finden, mit Gesundheitsschreinen lässt sich die maximale Gesundheit erhöhen und für die beim Sensei abgegebenen Jade-Statuen gibt es als Belohnung Kampf-Upgrades. Alle diese Dinge sind ebenso wie Überwachungskameras auf der gesamten Karte verteilt. Als Belohnung für bestimmte Missionen werden die Markierungen auf der Karte freigeschaltet, sodass sich niemand zu Tode suchen muss – vorausgesetzt, alle Nebenaufträge wurden abgeschlossen. Das Aufsuchen der Gesundheitsschreine empfiehlt sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Spielgeschehens, denn die zusätzliche Gesundheit stellt einen großen Vorteil in den schwierigeren Missionen dar.

Karaoke ist eine der wenigen Freizeitaktivitäten.
Karaoke ist eine der wenigen Freizeitaktivitäten.

Doch all das zählt nicht unbedingt zum Freizeitangebot während der freien Erkundung. Ganz nett ist das Karaoke-Singen mit acht unterschiedlichen Songs. Wer alle gut meistert, erhält dafür ein Achievement. In den Spielhöllen, zu denen der Zutritt erst im späteren Spielverlauf möglich ist, darf Mahjong Poker gespielt werden. Im Gegensatz zum Karaoke erfordert es mehr Glück als Geschick, ermöglicht dafür aber Geldgewinne. Dies trifft ebenfalls auf Wetten bei Hahnenkämpfen zu. Im Endeffekt ziemlich unspektakulär und eher langweilig, dafür ziemlich rentabel. Freunde der Martial-Arts-Kämpfe dürfen sich mehrere Runden lang in den Fight Clubs messen und erhalten, sofern sie bis zum Ende durchhalten, eine finanzielle Belohnung. Weitere, spaßige Gestaltungsmöglichkeiten für die Freizeit im Spiel sind leider nicht geboten.

Dabei ist Wei mit einem Handy ausgestattet, kann damit Fotos machen und sich mit Damen verabreden. Die Möglichkeit besteht ausschließlich im Rahmen von Missionen. Gibt es keine Mission mit einer der Frauen, taucht diese nicht mehr im Telefonbuch auf. Keine Dates und kein freies Fotografieren. Ist wohl nicht unbedingt notwendig, wäre aber trotzdem ein nettes Gimmick. Ein Taxi lässt sich ebenso wenig rufen die die Polizei, um an ihr Fahrzeug zu gelangen. Soll ich eine SMS schreiben, drücke ich eine Taste, schon wird alles für mich erledigt. Warum nicht gleich komplett automatisch? Welchen Zweck hat das Handy? Nunja, hin und wieder sind darüber noch Nebenmissionen erhältlich und Hintergrundinformationen nachzulesen.

Gutes Geld lässt sich bei den Autorennen, Kapern von Transportern, Eintreiben von Schulden oder dem Klauen von bestimmten Fahrzeugen verdienen. Insgesamt 13 illegale Straßenrennen in vier Klassen stehen zur Auswahl. Damit die Rennen auf der Karte erscheinen, ist ein Fahrzeug der jeweiligen Klasse aus der eigenen Garage von Nöten. Geklaute Autos und Motorräder sind nicht zugelassen. Doch Klasse B ist nicht gleich Klasse B, wenn man nicht gerade das schnellste Gefährt gekauft hat. Bei den Rennen kann das Gewinnen mit dem falschen Wagen derselben Klasse sehr schwer bis unmöglich werden. Beim Wechsel in ein besseres Fahrzeug wird es zum Kinderspiel. Die einzelnen Rennen dauern knapp zwei Minuten, beim Scheitern darf ohne manuelles Zurückfahren zur Startlinie erneut ein Versuch unternommen werden.

In jedem der Stadtteile hat Wei am Ende des Spieles eine eigene Wohnung. Einen echten Bezug dazu baut man jedoch nicht auf. Nach einer Mission kommt ein kurzer Wechsel und Wei wacht plötzlich in einer neuen Wohnung auf. Schon recht verwirrend. Die Ausstattungen sind unterschiedlich. Einige Straßenhändler bieten Gegenstände für die eigene Wohnung an. In welcher der Wohnungen das aufgestellt wird, darf nicht ausgesucht werden und ist bereits vorher festgelegt. Zum Angebot gehören ohnehin nur kleine Dekorationsgegenstände, wie Poster, Aquarien oder Sitzecken. Kleine Spielerei, kein wirklicher Nutzen.

Kleidung wirkt sich nicht nur optisch aus.
Kleidung wirkt sich nicht nur optisch aus.

Von weiteren Händlern in der Spielwelt erhält der Spieler Kleidungen, Nahrung und Getränke. Kleidungen sorgen nicht nur für ein hübsches Outfit von Wei Shen, sondern beeinflussen auch verschiedene Faktoren. Es gibt beispielsweise zusätzliche Punkte beim Erfüllen von Missionen bei einer bestimmten Gruppe, Rabatte beim Fahrzeugkauf oder zusätzlichen Nahkampfschaden. Nahrungen und Getränke regenerieren die Gesundheit sofortig und bieten für einen längeren Zeitraum eine selbstständige Gesundheitsregeneration, höheren Nahkampfschaden gegen Gegner und besseren Schutz vor Schäden. Massagen sorgen für einen Ansehensboost, welcher sich auf den Nahkampf auswirkt.

Verkehr(t)?

In einer großen, offenen Spielwelt mit vielen Straßen und Menschen bedarf es ein realistisches Verkehrssystem, schließlich soll alles glaubwürdig wirken. Größtenteils macht die Stadt einen belebten Eindruck. Dennoch kommt es oftmals vor, dass selbst an einer vermeintlichen Hauptstraße plötzlich kein Verkehr mehr herrscht. Nach Murphys Gesetz insbesondere dann, wenn man gerade zu Fuß unterwegs ist und ein Fahrzeug klauen möchte. Nicht mal ein Taxi ist nicht zu sehen. Obwohl Wei ein Handy besitzt, kann er kein Taxi-Dienst anrufen. Bleibt also zu hoffen, dass der persönliche Fahrzeug-Bringdienst bereits freigeschaltet ist. Aber wenn ich gerade eine freie Strecke gebrauchen kann, herrscht natürlich wieder Verkehr. War ja klar.

Bei dem Verkehrssystem lassen sich einige Schwächen beobachten. Das Ampelsystem ist beispielsweise fehlerhaft. Ich konnte nicht ganz feststellen, ob das nur einige Ausnahmen waren oder ob die gesamte Ampelanlage eher als Deko für die Spielwelt diente. Obwohl die Ampel grün war, sind einige nicht gefahren. Bin ich bei grün gefahren, kamen des Öfteren andere Verkehrsteilnehmer von der Seite. Die Ampelschaltung war nicht immer ganz korrekt. Erst auf grün, Fahrzeug vor mir steht. Dann kurz gelb, wieder grün und das Fahrzeug fährt los. Skurril.

In dem virtuellen Honkong leben anscheinend ausschließlich Singles ohne Umweltbewusstsein, denen ihr Auto anscheinend egal zu sein scheint. So sitzt in wirklich jedem Fahrzeug nur eine einzige Person. Einzige Ausnahme sind die Fahrzeuge von anderen Gangs innerhalb von Missionen. In keinem einzigen Auto, das ich mir mal geborgt habe, saß eine zweite Person. Nicht mal im Taxi. In dem Spiel überfahren zu werden ist nahezu unmöglich. Sobald ich mich einem Verkehrsteilnehmer nähere, bleibt dieser sofort stehen als würde er darauf warten, dass ich ihn um sein Fahrzeug erleichtere. Mit Gegenwehr ist nicht zu rechnen, nur in den seltensten Fällen hat die betroffene Person versucht sich das Fahrzeug wiederzubeschaffen. Hinterhergerannt oder ähnliches ist niemand. Solange das nicht in der Nähe der Polizei geschieht, ist kaum mit Konsequenzen zu rechnen, selbst wenn es so scheint als würden Passanten mit ihrem Handy die Polizei alarmieren.

Ein kleines Detail ;)
Ein kleines Detail ;)

Ich gehöre zu den Leuten, der sich über kleine, authentische Details freut – sofern ich welche entdecke. Bei Sleeping Dogs habe ich davon leider nur wenige entdeckt. Gut, die Zivilisten telefonieren, unterhalten sich und schlendern über den Markt. Interessante Ereignisse gab es jedoch nicht zu beobachten. Dabei hatte ich mich erst noch gefreut, dass ich versehentlich einen Passanten über den Haufen gefahren habe und kurz darauf die Sirenen des Krankenwagens hörte. Zwei Sanitäter kümmern sich um die Person, danach kritzelt der eine auf seinem Klemmbrett herum. Vermutlich hat er den Zeitpunkt des Todes notiert, denn irgendwie scheint der Krankenwagen nur bei tödlich verunglückten Personen zu kommen, nicht bei den Verletzten. Doch nach dem geschilderten Ereignis passierte leider nichts mehr, selbst nach knapp zwei Minuten warten. Sie hätten ihn zumindest einladen und wegfahren können.

Vor der Polizei zu flüchten ist ziemlich einfach.
Vor der Polizei zu flüchten ist ziemlich einfach.

Krankenwagen gibt es, die Feuerwehr ist mir trotz vieler brennender Fahrzeuge noch nicht unter die Augen gekommen. Nicht fehlen darf der Freund und Helfer von der Polizei. Sie patrouillieren zu Fuß und mit Autos auf den Straßen. Sie reagiert, wenn in unmittelbarer Nähe jemand überfahren wird, wenn deren Fahrzeuge selbst gerammt werden oder wenn man mit einer Waffe in der Hand herummarschiert. Ansonsten ist die Polizei eher zurückhaltend und nicht direkt alarmiert, wenn eine Gruppe von Fußgängern außerhalb ihrer Sichtweite überfahren wird. Ist die Polizei alarmiert, kommt ein mehrstufiges Fahndungssystem zum Einsatz. Die Cops rücken mit immer schwereren Fahrzeugen an, aber Hubschrauber oder gar Panzer kommen nicht vor. Zum Flüchten gilt es einen auf der Karte gekennzeichneten Radius ohne weiteren Sichtkontakt zur Polizei zu verlassen. Auf der höchsten Fahndungsstufe ist etwas Geduld gefragt, doch ansonsten ist es ziemlich einfach zu flüchten.

Technisch gut dabei

Als PC-Spieler bleibt heutzutage bei Multiplattformtiteln häufiger zu hoffen, dass man nicht eine mittelmäßige Portierung vorgesetzt bekommt. Glücklicherweise wurden bei Sleeping Dogs auch die PC-Spieler ernst genommen. Zu Anfang machte die Steuerung noch einige Probleme. Vor allem die automatische Zentrierung der Kamera während der Fahrt sorge bei mir schon fast für Übelkeit, denn oftmals wackelte die Ansicht viel zu sehr, beim Versuch mit der Maus zur Seite zu schauen. Kurz nach dem Release wurde dies mit einem Patch ausgebessert, welcher eine freie Kamerabewegung während der Fahrt ermöglicht.

Die Steuerung selbst war mit Maus und Tastatur für mich persönlich bis auf kleine Ausnahmen kein großes Problem. Für die Kämpfe wäre sicherlich ein Gamepad gut geeignet gewesen, doch wer das Gamepad lieber nur für Sportspiele nutzt, kann die Schlägereien auch gut mit den klassischen Eingabegeräten meistern. Gleiches gilt für die Fahrzeugsteuerung. Das liegt aber möglicherweise mit an dem sehr einfachen Fahrzeughandling. In den meisten Fällen war es selbst mit Vollgas kein Problem, längere Kurven zu schaffen. Im Normalfall bricht keines der Fahrzeuge aus.

Nacht, Regen, Beleuchtung – sieht gut aus.
Nacht, Regen, Beleuchtung – sieht gut aus.

Auf dem PC profitiert man von hochauflösenden Texturen, DirectX 11- und PhysX-Effekten. Nach dem ersten Start die Verwunderung: Ich muss die hochauflösenden Texturen erst über den Steam Store herunterladen? Kein Grund zur Aufregung, der DLC dafür wird kostenlos bereitgestellt. Mit vollen Details darf dann eine hervorragende Optik bewundert werden, insbesondere mit der schönen Beleuchtung bei Dunkelheit. Beim Einsetzen vom Regen zeigt das Spiel seine schönsten Seiten. Doch dafür ist potente Hardware erforderlich. Denn selbst ein System mit einem i7 2600K und einer nVidia GeForce GTX 570 stößt bei 1920x1080er und allen Einstellungen auf dem maximalen Wert an seine Grenzen. Abhilfe brachte eine Reduzierung des Anti Aliasings, was optisch keine merkbare Auswirkungen hatte, dafür dann ein flüssiges Spielerlebnis bot.

Die Bäume hingegen sehen nicht so toll aus.
Die Bäume hingegen sehen nicht so toll aus.

Weniger schöne Elemente gab es trotzdem zu beobachten. Vor allem die Pflanzenwelt sah alles andere als beeindruckend aus. Selbst einige schwebende Laternen sind mir untergekommen. Kleinere Macken verstreuen sich über die gesamte Spielwelt, doch im Großen und Ganzen ist die Grafik sehr gut gelungen, wenn auch nicht unbedingt eine Referenz. Die Charaktere in den Zwischensequenzen sind ganz in Ordnung, hätten aber stellenweise noch ein Stück detaillierter sein dürfen.

Für die Ohren ist ein guter Sound geboten. Die Geräusche von Fahrzeugen, Waffen und Effekten wirken authentisch, die eher unauffällige musikalische Untermalung unterstützt die Atmosphäre innerhalb der Missionen. Der Soundtrack der Radiosender bietet eine gute Mischung von moderner und klassischer Musik aus Asien und aus dem Westen. Die Songs dürften wohl größtenteils ziemlich unbekannt gewesen sein, was ja nicht zwangsläufig schlecht ist. Für meinen Geschmack war trotzdem eher wenig enthalten, ein Sender mit Musik aus der eigenen MP3-Sammlung existiert nicht. Es sind keine Radiosender mit Moderation, die komplett durchlaufen. Wird, während ein bestimmtes Lied läuft, das Fahrzeug verlassen, ein paar Meter weiter gelaufen bis die Musik nicht mehr zu hören ist und dann wieder eingestiegen, beginnt derselbe Song wieder von vorne.

Außerdem führen die Personen im Rahmen der Missionen im Fahrzeug Gespräche, welche zumeist eher bedeutungsloser Smalltalk sind. Die sehr gelungene Sprachausgabe von Sleeping Dogs ist komplett auf Englisch und teilweise auch auf Kantonesisch, eine deutsche Synchronisation ist nicht vorhanden. Auf Wunsch lassen sich Untertitel für alle Texte oder lediglich für die kantonesischen Passagen einblenden. Beim Autofahren fällt es eher schwer sich gleichzeitig auf die Fahrt und die Untertitel zu fokussieren.

Online-Anbindung und Spiel-Zukunft

Sowohl die Spieler der PC- als auch der Konsolen-Versionen können den Account der jeweiligen Plattform, auf dem PC also Steam, mit der Internetseite my.sleepingdogs.net verknüpfen, um sich online ihre Statistiken anzuschauen. Es wirkt natürlich schon fast erschreckend, welche Daten alle aufgezeichnet und übermittelt werden. Doch es ist jedem selbst überlassen, diesen Dienst zu nutzen. Wer sich dafür entscheidet, sieht den Spielstatus sowie umfangreiche Statistiken, wie beispielsweise wie viel Zeit mit bestimmten Fortbewegungsmethoden verbracht wurden, wie lange gespielt wurde, wie viele Personen auf welche Weise getötet wurden und vieles mehr. Nichts Besonderes, dennoch nett anzusehen. Seit dem Release fehlen jedoch noch einige Informationen, wie beispielsweise die Achievements oder Herausforderungen. Einen Leaderboards-Reiter gibt es zwar, ist aktuell noch nicht auswählbar. Bleibt abzuwarten, ob und wann da etwas kommt.

Nicht wertungsrelevant, aber trotzdem interessant: Sogar nach dem Durchspielen der Story bleibt Sleeping Dogs noch interessant. So bieten kommende DLCs nicht nur Schnickschnack, sondern mitunter neue Missionen und Rennen. Selbst story-basierte Inhalte wird es geben. Da darf man sicherlich gespannt sein. Wer sich bis dahin die Zeit vertreiben möchte, der kann Medaillen sammeln, die es für bestimmte Aktionen gibt. Für den Vergleich mit Freunden existieren einige Herausforderungen, beispielsweise möglichst lange schnell fahren oder weite Sprünge absolvieren. Ohne Freunde mit dem Spiel ist das jedoch ziemlich sinnlos, im Gegensatz zu den Medaillen, die mit Steam Achievements belohnt werden.

Knapp 25 Stunden Spielzeit darf für alle Missionen, Nebenmissionen, Rennen und dem Suchen einiger Items eingeplant werden. Wer dann komplette 100 % haben möchte, darf dann noch die komplette Spielwelt abklappern und fleißig Aktionen für die Medaillen ausführen, um dann sämtliche Gold-Wertungen zu erhalten. Dafür ist mit über 30 bis 35 Stunden Spielzeit zu rechnen. 

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Sleeping Dogs ist eine sehr gelungene Abwechslung mit einer guten, offenen Spielwelt in Hongkong, hübscher Grafik, einer interessanten Story und viel Spielspaß. Das Spiel gehört definitiv zu den besseren Open-World-Titeln und sorgt mit abwechslungsreichen Missionen für viel Spielspaß. Vor allem, da genug Action geboten wurde und die Martial-Arts-Kämpfe eine wohltuende Abwechslung in dem Genre darstellt ohne dabei Schussgefechte komplett zu verdrängen. Dennoch fehlt es etwas an Perfektion. Hinsichtlich der Story wäre viel mehr möglich gewesen, welche zwar von der Idee her gut ist, doch Gewissenskonflikte vermissen lässt. Außerhalb der Missionen fehlt es hin und wieder an Freizeitmöglichkeiten, interessanten Dingen oder teilweise an der Authentizität der Bevölkerung und dem Verkehr. 

Vielen Dank an Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters.