Worum es in Alarm für Cobra 11 – Crash Time geht, sollte wohl den meisten klar sein: Das Cobra 11-Team, bestehend aus Semir Gerkhan und Chris Ritter, von der Autobahnpolizei soll Verkehrssündern und Verbrechern das Handwerk legen. Geschmückt wird das ganze noch mit vielen übertriebenen Unfällen. Also alles wie auch in der Serie, oder? Nur fast. Das Prinzip ist gleich, jedoch gibt es hier schon die ersten Einschränkungen.
Warum Alarm für Cobra 11?
Rein theoretisch hätte man auch dieses Mal wieder das „Alarm für Cobra 11“ aus dem Titel weglassen können. Das Spiel beginnt mit dem originalen Einspann aus der TV-Serie und auch die Personen haben noch alle die gleichen Namen. Doch das war es dann auch schon mit der Ähnlichkeit. Wie auch im Vorgänger werden die Spielcharakter nicht von den Schauspielern synchronisiert. Selbst die Nummernschilder der Fahrzeuge beginnen weiterhin mit einem „Sy“, welches für den Namen des Entwicklerteams Synetic steht. Was der Bezug zur Serie angeht gibt es hier also keine nennenswerte Verbesserung. Leider sind auch dieses Mal keine Videoszenen aus der Serie im Spiel enthalten.
Etwas Story kann nicht schaden
Ein großer Kritikpunkt bei Alarm für Cobra 11 – Nitro war, dass die Missionen nichts miteinander zu tun hatten und einfach nur „aneinander geklatscht“ wurden. Im Karrieremodus von Alarm für Cobra 11 – Crash Time werden die Missionen in einzelne Fälle unterteilt. Die acht Fälle sind kleine Geschichten, in denen das Cobra 11-Team verschiedene Verbrechen aufklären müssen. Die einzelnen Missionen in einem Fall bauen somit aufeinander auf, sodass auch keine inhaltlichen Lücken entstehen.
Größerer Umfang
Der Karrieremodus bietet insgesamt acht Fälle mit 71 Aufgaben, welche in drei Schwierigkeitsmodi gespielt werden können. Das sind fast drei Mal mehr Missionen als bei Nitro. Die Schwierigkeitsgrade beeinflussen unter anderem das Schadens- oder Zeitlimit. Die Aufgabentypen sind im Großen und Ganzen gleich geblieben. Dazu gehören Zeitfahren, Platzierungsrennen, Fahrzeuge stoppen, Verfolgung, Checkpointrennen und das Begleiten von anderen Fahrzeugen. Beim Zeitfahren und Platzierungsrennen ist das Ziel einfach nur schnell genug und, wenn Gegner mitfahren, als erster im Ziel zu sein. Die Fahrzeuge können auf zwei verschiedene Arten gestoppt werden: Entweder das Fahrzeug wird zum Stehen gebracht und für ein paar Sekunden ausbremsen oder gewaltsam, indem das andere Fahrzeug zu 100 % beschädigt wird und somit nicht weiterfahren kann. Bei der Verfolgung müssen die Verbrecher mit der Einhaltung eines bestimmten Mindest- und Höchstabstandes verfolgt werden. Der Mindestabstand ist nur dann vorgegeben, wenn der Auftrag das unauffällige Folgen lautet. Die Sirene darf dabei selbstverständlich nicht eingeschaltet werden, ansonsten ist die Mission zu Ende. Beim Checkpointrennen müssen verschiedene Punkte erreicht werden, um z. B. dort nach etwas zu suchen oder Zeugen zu befragen. Jedoch müssen dabei nicht wirklich Zeugen befragt werden, sondern lediglich der Punkt für wenige Sekunden gehalten werden. Beim Begleiten des Fahrzeuges muss kurze Zeit neben dem Fahrzeug gefahren werden, damit z. B. eine Person umsteigen kann.
Doch es gibt auch ein paar neue Aufgaben, wie z. B. Übungsfahrten, Stuntfahrten oder sogar das Sprengen von Fahrzeugen. Die Übungsfahrten sind eine gute Abwechslung zu den stressigen Rennen. Dabei muss unter anderem mit einem Geländewagen ein Parcours bewältigt werden. Das gibt es auch in Kombination mit den Stuntfahrten. Bei denen ist das Ziel über einige Rampen zu springen. Eine Neuigkeit ist die kleine Minidrohne, die unter andere Fahrzeuge gefahren werden kann, um diese dann zu sprengen. In der Übung ist das noch relativ einfach, beim praktischen Einsatz im Straßenverkehr ist jedoch genaues Timing gefragt.
Nach dem erfolgreichen Abschließen der Level werden Strecken und Fahrzeuge freigeschaltet, die anschließend im Einzelspieler- oder Splitscreen-Modus genutzt werden können. Dort stehen viele Fahrzeuge in mehreren Varianten und insgesamt 37 Strecken zur Verfügung.
Mehr Freiheit in der Spielwelt
Eine besondere Neuerung ist die große Spielwelt in der sich der Spieler häufig frei bewegen kann. Viele der Rennen finden noch auf einer fest vorgegebenen Strecke statt, doch in einigen Aufgaben steht im Endeffekt die ganze Stadt zur Verfügung. Dort kann sich der Spieler frei bewegen und sogar die Straße verlassen, Abkürzungen suchen und über Felder fahren. Dadurch, dass das Spiel in einer ganzen Stadt abläuft, sind die Umgebungen nun auch viel variantenreicher als zuvor. Während Alarm für Cobra 11 – Nitro nur gleich aussehende Stadtkurse, Autobahnstrecken und Landstraßen bot, gibt es nun eine deutlich schönere Landschaft mit Brücken, Tunneln, Industrie- und Stadtgebieten und vieles mehr. Es ist viel detailierter geworden.
Die große Spielwelt bietet noch einen anderen Vorteil. Nun gibt es mehrere Wege zum Ziel und auch mehrere Fluchtwege für die Gegner. Die gegnerische KI berechnet während der Verfolgung mehrere Fluchtwege und kann diese je nach Situation auch noch ändern. Beim Erreichen von Punkten innerhalb eines bestimmten Zeitlimits kann sich der Spieler nun auch das Ziel suchen. Als kleine Hilfe dienen das Radar und ein Richtungspfeil. Teilweise wird es jedoch langwierig, da es ziemlich lange dauert, bis das richtige Ziel gefunden ist. Bei einigen Missionen werden dafür mehrere Versuche benötigt, da der Richtungspfeil nur die Luftlinie anzeigt und daher auch schon häufiger etwas verwirren kann.
Volle Action
Natürlich darf die Action im Spiel nicht fehlen. Auch hier gibt es wieder einige unrealistische Aktionen oder übertriebene Explosionen, wie man es aus der Serie kennt. Wobei die anderen Verkehrsteilnehmer dieses mal anscheinend nicht ganz so schnell explodieren, wenn diese gerammt wurden. Schade eigentlich, so passiert es nicht ganz so schnell, dass ein explodierendes Auto eine Kettenreaktion verursacht. Neue Sprünge sind auch möglich. Dafür wurden die Autotransporter, die als fahrende Rampen dienten, abgeschafft. Ein kleiner Ausgleich sind die Züge, die jetzt durch die Stadt fahren. Besondere Highlights werden automatisch wiederholt, was sich aber auch abschalten lässt. In der manuellen Wiederholung kann sogar die Kameraposition geändert und die Szene pausiert werden.
Aus Liebe zum Detail?
Zwar habe ich erwähnt, dass die Landschaften nun viel detaillierter geworden sind, dennoch gibt es bei den Details einige Einbußen. Da wären zum Beispiel hässliche, zweidimensionale Bäume und ebenso billig aussehendes Gras. Besonders schlimm ist jedoch die Fahrt durch das Getreidefeld. Das Getreide wird nicht plattgefahren, sondern ragt sogar noch in das Fahrzeug hinein. Ein sehr unschöner Clippingfehler. Über das Schadensmodell der Fahrzeuge lässt sich es sich eher etwas streiten. Einerseits wird ein relativ detailliertes Schadensmodell verwendet, andererseits sieht es schon etwas merkwürdig aus. Die zickzack-förmigen Schäden sind auf jeden Fall noch verbesserungswürdig. Auch bei den Landschaften ist man teilweise etwas sparsam mit den Details umgegangen. So ist ein Krankenhaus nicht unbedingt als solches zu erkennen, weil dort an Texturen gespart wurde. Es sieht eher aus wie ein großer weißer Klotz. Das schlimmste jedoch ist: Es gibt keine Menschen mehr. In der Zwischenzeit scheint die gesamte Stadt ausgestorben zu sein. Während im vorherigen Alarm für Cobra 11 noch Fußgänger zu beobachten waren, gibt es jetzt nur noch Autofahrer. Verständlich ist, dass diese nicht überfahren werden sollen, jedoch war das zuvor auch kein Problem.
Ich möchte jedoch nicht nur Kritik in Sachen Grafik aussprechen, denn insgesamt hat sich die Grafik schon deutlich verbessert. Die Fahrzeuge, Strecken und Landschaften sehen nun schon besser aus. Hinzugekommen ist nun auch eine Bewegungsunschärfe, die bei höheren Geschwindigkeiten dafür sorgt, dass Teile des Bildes verschwommen sind. Sehr schön zu beobachten ist der zunehmende Schmutz am Fahrzeug bei nicht-asphaltierten Strecken. Bis auf Seat werden keine lizenzierten Fahrzeuge verwendet. Dennoch sind die Fahrzeuge so gut dargestellt, dass beim Hinsehen meist schon klar ist, um welches Fahrzeug sich handelt. Auch bei den Fahrzeugen der anderen Verkehrsteilnehmer, die mit dem eigentlichen Fall nichts zu tun haben, sind nun größtenteils schöner dargestellte Fahrzeuge zu finden.
Mit Vollspeed über die Autobahn
Glücklicherweise stehen nicht nur die langweiligen Dienstfahrzeuge zur Verfügung, sondern auch Sportwagen. So hat man einen Grund sich zu freuen, wenn mit dem Porsche (natürlich ohne Lizenz, aber man sieht sofort, dass es ein Porsche ist) durch die Straßen heizen kann. Wenn dann auch noch Nitro zur Verfügung stellt, können sogar die 400 km/h erreicht werden. So macht die Verbrecherjagd richtig Spaß. Auch ein Fahrzeug, das einem Ferrari ähnlich sieht, steht zur Verfügung. Gut ist auch, dass nun auch im einfachen Schwierigkeitsgrad Nitro innerhalb mancher Missionen zur Verfügung steht.
Eine große Freude dürfte bei dem Fall aufkommen, bei der undercover gegen eine Tuner-Szene ermittelt werden muss. Denn dort darf in fast jeder Mission mit einem Tuner-Fahrzeug richtig gasgegeben werden. Eine sehr gute Abwechslung zu den üblichen Fällen mit den langweiligen Dienstfahrzeugen. In einer weiteren Mission darf das Team am Rennen der „Formel C11“ teilnehmen. Dort werden Rennwagen, wie man sie aus der Formel 1 kennt, gefahren. Die Wagen fahren nicht nur schnell, sondern sind mit etwas Pech genauso schnell kaputt. Trotz der neuen Bewegungsunschärfe fehlt bei höheren Geschwindigkeiten etwas das Gefühl der hohen Geschwindigkeit. Es ist eher weniger zu spüren, wenn enorme Geschwindigkeiten von bis zu 400 km/h erreicht werden.
Gute Steuerung
Die Steuerung ist mindestens genauso gut wie bereits im Vorgänger. Das Spiel lässt sich gut mit dem Gamepad oder auch mit einem Lenkrad spielen und unterstützt auch wieder Rumble Force. Durch die arcade-lastige Steuerung lässt sich das Fahrzeug auch bei sehr hoher Geschwindigkeit zwischen Fahrzeuglücken manövrieren. Je nach Auto verhält sich die Steuerung auch etwas anders. Bei den leichten Tuner-Fahrzeugen kann es dazu kommen, dass das Auto in der Kurve an Haftung verliert und plötzlich auf dem Dach liegt. Fahrzeugschäden haben jedoch keinen weiteren Einfluss auf die Steuerung. Ein Auto mit 0 % Schaden fährt sich genauso wie bei 92 % Schaden. Jedoch sieht das dann nicht mehr ganz so hübsch aus, qualmt etwas und kommt durch den kaputten Motor irgendwann nur noch langsam vorwärts.
Gerade bei den hohen Geschwindigkeiten gibt es auch oft Situationen, in denen schnell abgebremst werden muss. Das ist jedoch nicht problemlos möglich, weil die Bremsen nicht allzu stark sind. Somit muss immer vorsichtig und früh genug abgebremst werden, damit es nicht zu einem Unfall kommt. Etwas widerspenstig verhält sich auch wieder ein Mal der Rückwärtsgang. Häufig ist ein schnelles Wenden notwendig, bei dem auch der Rückwärtsgang beansprucht werden muss. Der ist jedoch, wie es sich gehört, auf der gleichen Taste wie das Bremsen und funktioniert meist erst dann, wenn das Auto richtig steht.
Kleine Macken
Stellenweise enthält das Spiel kleinere Fehler bzw. Mängel. Einige Missionen werden von einer kleinen Zwischensequenz unterbrochen. Dabei fällt auf, dass der Klang der Sirene nach der Zwischensequenz anders klingt, obwohl es das gleiche Fahrzeug ist. Auch die Beleuchtung in Tunneln kann ein Problem darstellen. Die meisten Tunnel sind zwar beleuchtet, dennoch existieren auch dunkle Unterführungen. Das Licht ein- und ausschalten ist hierbei nicht möglich und die Lichthupe erhellt dunklen Stellen kein bisschen.
Sind Hecke und Wand das gleiche?
Ob man nun gegen eine Hecke oder eine Wand fährt, macht bei Alarm für Cobra 11 – Crash Time keinen großen Unterschied. Die Hecke ist also nur eine Wand mit einer grünen Textur, durch die man nicht hindurchfahren kann. Das führt dann natürlich zu einem unschönen Schaden, wenn man vorher denkt, dass die Hecke einfach durchfahren kann. Aber es gibt auch andere merkwürdige Objekte in der Gegend, die sich so verhalten, wie z. B. auch Bushaltestellen. Manch schwere Kollision verursacht sogar weniger Schaden als durch das Rammen einer Mauer. Das ist dann schon ärgerlich, wenn man durch eine winzige Kollision das Schadenslimit überschreitet und daraufhin die Mission verloren ist.